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Der von Störchen adoptierte Spatz Richard ist zurück und nimmt es diesmal mit einem eitlen Pfau auf. Der erste Teil spielte weltweit 20 Millionen US-Dollar ein, was auch für die Fortsetzung dieser deutsch-belgisch-norwegischen Co-Produktion Großes hoffen lässt.

Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels (2023)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Diebische Spatzen

Am Ende des ersten Teils des Animationsfilms „Überflieger“ waren der tapfere Spatz Richard und seine Ersatzfamilie in ihrem Winterquartier in Afrika angekommen. In der Fortsetzung steht der Rückflug nach Europa an, doch zuvor gilt es, ein Abenteuer zu bestehen, bei dem Richard neue Freunde kennenlernt und es mit einem schillernden Feind zu tun bekommt.

Wer den ersten Teil gesehen hat, blickt in vertraute Gesichter und auf bekannte Dynamiken: Der kecke Spatz Richard (Stimme: Volkmar Leif Gilbert) und sein hasenfüßiger Storchen-Stiefbruder Max (Marco Eßer) konkurrieren um die Gunst ihrer Eltern. Ein aufwendiges Prüfungsverfahren soll feststellen, wer der nächste Leitstorch werden wird und auf dem Heimweg in den Norden beim aktuellen Leitstorch in die Lehre gehen darf. Das bietet sehenswerte Action und ein paar gelungene Gags, bevor Richard sich ins eigentliche Abenteuer stürzt.

Vom Ergebnis der Prüfung angefressen, kehrt er seiner Familie den Rücken und zieht in die Wüste. In Sorge um ihren Freund heften sich die Zwergeule Olga (Cora Mainz) und der Wellensittich Kiki (Manuel Finke) an Richards Flügel. Am anderen Ende der Wüste erwartet sie eine Stadt, in der eine kleine Spatzenschar um die Anführerin Samia (Giovanna Winterfeldt) ihr Unwesen treibt. Wie diebische Elstern krallen sich die Sperlinge jeglichen Schmuck, der nicht niet- und nagelfest ist. Dahinter steckt weit sinistreres Federvieh. Der Pfau Zamano (Achim Kaps) und seine Schergen, die goldbehängten Marabus Biba (Ilka Teichmüller) und Bubo (Viktor Pavel), sind auf der Jagd nach einem verschwundenen Juwel. Samias Spatzen dienen dem eitlen Vogel als Erfüllungsgehilfen.

Der erste Teil, noch unter der Regie von Toby Genkel (Die Olchis, Maurice der Kater) und Reza Memari, kam bei der Kritik nicht sonderlich gut weg. Das Kino-Zeit-Urteil lautete: „dröge”. Das kann sich die Fortsetzung nicht vorwerfen lassen. Hier ist schlicht zu viel los, um zu langweilen, was allerdings andere Gefahren mit sich bringt. Denn die Handlung, die abermals Memari, diesmal im Verbund mit Philip Lazebnik und dem Regieduo Mette Tange und Benjamin Quabeck beigesteuert hat, ist so flatterhaft, dass sie mitunter den nötigen Fokus vermissen lässt. 

In der Fülle neu eingeführter Figuren gehen alte wie Olga (und ihr imaginärer Freund Oleg) und Kiki unter und verkommen zu Stichwortgebern und Gag-Lieferanten. Jungstorch Max wird gleich ganz aus der Handlung gedrängt. Was aber nicht heißt, dass die neu eingeführten Vögel nicht funktionieren. Die taffe Samia, die Richard in Sachen Frechheit und Tapferkeit in nichts nachsteht, ist ebenso eine Bereicherung wie der kleine Spatz Federball, der als comic relief dient. Den aus dem ersten Teil importierten Running Gag der „Internet-Tauben“, der schon damals nur leidlich funktionierte, hätte man sich indessen getrost sparen können. Er zündet weder noch hat er einen erzählerischen Nutzen.

Benjamin Quabeck, der seine Filmkarriere als Regisseur des Adoleszenz-Dramas Nichts bereuen (2001) und der NDW-Musik-Dramödie Verschwende deine Jugend (2003) begann, fügt seiner abwechslungsreichen Vita mit diesem Animationsfilm einen weiteren ungewöhnlichen Eintrag hinzu. An Quabecks Seite gibt Mette Tange ihr Regiedebüt bei einem Langfilm. Zuvor hatte die Dänin bereits bei zwei animierten Kurzfilmen Regie geführt und war in verschiedenen Positionen bei namhaften Animationsfilmen von Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 (2013) bis UglyDolls (2019) tätig.

Das Ergebnis kann sich trotz aller Mängel sehen lassen. Gemessen an Großproduktionen wie den oben genannten, ist zwar auch der zweite Teil kein Überflieger – weder was die Handlung noch was die Qualität der Animationen betrifft. Mit seinem ausgefallenen Setting, den einfallsreichen Figuren und seiner auf Werte wie Freundschaft, Familie und Zusammenhalt setzenden Botschaft (und der Kritik an gierigem Konsumdenken) wird aber auch er sein Publikum rund um den Globus finden.

Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels (2023)

Fortsetzung zum Animationsfilm „Überflieger — Kleine Vögel, großes Geklapper“:  Richard, der vorwitzige Jungspatz, der von einer Storchenfamilie adoptiert wurde, genießt die Überwinterung im nördlichen Afrika – doch nun wird es Zeit für die Heimreise und die Ernennung eines Leitstorch-Lehrlings, der den Schwarm anführt. Richard ist absolut siegessicher, doch als nicht er selbst, sondern sein Storchenbruder Max auserwählt wird, schwirrt Richard beleidigt ab und gerät dabei zunächst auf sich allein gestellt in ein turbulentes Abenteuer: Die junge Spätzin Samia und ihre Horde befinden sich in den Fängen des tyrannischen und eitlen Pfaus Zamano. Sie können ihre Freiheit erst zurückerlangen, wenn sie ein Rätsel lösen und das große Juwel für Zamano finden. Um Samia zu helfen, muss Richard lernen, was es bedeutet ein Team zu sein und seinen Freunden zu vertrauen, keine leichte Aufgabe…aber gemeinsam schafft man alles! (Quelle: Wild Bunch Germany)

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