Kon-Tiki

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Ein Denkmal für den norwegischen Helden

Zehn Jahre hat Thor Heyerdahl (Pål Sverre Valheim Hagen, Max Manus) an der These gearbeitet, dass Polynesien nicht von Asien, sondern von Südamerika aus entdeckt wurde. Als er schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg in New York nach einem Verleger für seine Arbeit sucht, will sie niemand veröffentlichen. Daher entschließt er sich zu einem großen Abenteuer: Er will mit einem Floß von Peru nach Polynesien reisen und damit beweisen, dass dieser Weg schon vor 1500 Jahre benutzt wurde. Dabei vertraut er auf die Techniken der damaligen Zeit: Sein Floß besteht als Balsa-Hölzern und Seilen, es lässt sich kaum steuern und trägt den Namen „Kon-Tiki“.
Seit Jahrzehnten gab es Versuche, die Lebensgeschichte des legendären norwegischen Entdeckers Thor Heyerdahl zu verfilmen. Er selbst verkaufte die Rechte an den britischen Produzenten Jeremy Thomas, war aber mit keinem Drehbuchentwurf einverstanden. Schließlich engagierte Thomas den Norweger Petter Skavlan, der mit Thor Heyerdahl zusammenarbeitete und die Regisseure Joachim Rønning und Espen Sandberg zu dem Projekt holte. Gemeinsam drehten sie mit Kon-Tiki nicht nur den teuersten, sondern bisher auch erfolgreichsten norwegischen Film aller Zeiten – in zwei Sprachfassungen: norwegisch und englisch.

Dieser Wille zu Größe ist Kon-Tiki in jeder Sekunde anzusehen. Die Filmemacher konzentrieren sich vor allem auf die verschiedenen Stationen von Thor Heyerdahls Reise. Anfangs lebt und forscht er mit seiner Frau Liv (Agnes Kittelsen, Happy Happy) auf der Südsee-Insel Fatu Hiva, hier entsteht der Gedanke, die Insel sei von Südamerika aus besiedelt worden. Er findet Beweise für seine These, so dass er mit seiner Arbeit nach New York und schließlich nach Peru reist. Dort baut er mit dem Kühlschrankvertreter Hermann Watzinger (Anders Baasmo Christiansen) und seinen Freunden Torstein Raaby (Jakob Oftebro), Knut Haugland (Tobias Santelmann) und Erik Hesselberg (Odd-Magnus Williamson, Reprise (Auf Anfang)) das Floß, und der schwedische Wissenschaftler Bengt Danielsson (Gustaf Skarsgård, The Way Back) stößt zu ihnen. Gemeinsam beginnen sie die letztlich 101 Tage dauernde Reise.

Die einzelnen Etappen sind produktionstechnisch gut nachgestaltet, leider fehlen aber Inneneinsichten in die Figuren. Diese Konzentration auf das äußere Erleben wird in den Sequenzen auf dem Floß sehr deutlich. Die Ungewissheit, die Enge und auch die natürlichen Begebenheiten setzen den Männern psychisch und physisch stark zu. Diesen inneren Konflikten und Streitigkeiten unter den Männern wird nur wenig Raum gelassen, stattdessen stehen die abenteuerlichen Erlebnisse im Mittelpunkt: Stürme, Haiangriffe und atemberaubende Naturschauspiele, die die Exotik ihrer Reise betonen. Doch durch die aufwendige Bearbeitung wirken die Szenen oftmals künstlich und werden durch emotionalisierende Musik zudem überhöhend verklärt.

Auch bei den Schauspielern stimmt vor allem äußerlich alles. Die körperliche Veränderung auf dem Floß wird gut herausgearbeitet, auch ist die Ähnlichkeit zwischen Hauptdarsteller Pål Sverre Valheim Hagen und Thor Heyerdahl bemerkenswert. Aber ihm ist die Bedeutungsschwere dieser Rolle durchaus anzumerken. Dadurch konzentriert er sich sehr auf die Selbstgewissheit, die Thor Heyerdahl ausstrahlte, blendet weitere Facetten aber weitgehend aus. Agnes Kittelsen als Heyerdahls Frau spielt nur eine kleine Rolle, daher bleibt es den Mitfahrern überlassen, für schauspielerisch starke Momente zu sorgen. Hier sind insbesondere Tobias Santelmann, Gustaf Skarsgård und Erik Hesselberg hervorzuheben, die die wenigen Möglichkeiten hervorragend nutzen. Daher ist es umso bedauerlicher, dass den Konflikten auf dem Floß nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

In erster Linie will der norwegische Film Kon-Tiki dem norwegischen Nationalhelden ein Denkmal setzen. Und dieses Ziel erreicht der unterhaltsame Film durchaus. Überzeugend bleiben indes die kleinen Momente des Films – ein Telefonat zwischen Thor und seiner Frau, ein Papagei, der plötzlich das Floß verlässt, und die Szenen, die enttarnen, wie der oscargekrönte Dokumentarfilm von Thor Heyerdahl entstanden ist. Denn so groß der Abenteurer Thor Heyerdahl auch gewesen sein muss – er wusste auch, wie er seinen abenteuerlichen Trip medienwirksam in Szene setzt.

Kon-Tiki

Zehn Jahre hat Thor Heyerdahl (Pal Sverre Valheim Hagen, „Max Manus“) an der These gearbeitet, dass Polynesien nicht von Asien, sondern von Südamerika aus entdeckt wurde. Als er schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg in New York nach einem Verleger für seine Arbeit sucht, will sie niemand veröffentlichen. Daher entschließt er sich zu einem großen Abenteuer.
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Meinungen

Roberty Boynass · 23.03.2013

irgendwie ein sehr kurzer Film - Länge: 12 (Min.)