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Schelmisches Duell zweier Actionfilm-Titanen in einem russisch-chinesisch-amerikanischen Fantasy-Joint Venture: Jackie Chan und Arnold Schwarzenegger treffen in Oleg Stepchenkos Iron Mask“ umringt von Kosaken, Hexen, Kampfrobotern und Drachen sowie in bunten CGI-Schauplätzen abendfüllend aufeinander.

Iron Mask (2019)

Eine Filmkritik von Simon Hauck

In CGI-Gewittern

Einen Besetzungscoup muss man dem russisch-kasachischen Regisseur Oleg Stepchenko zweifelsohne zugestehen. Denn die beiden Actionfilm-Veteranen Jackie Chan und Arnold Schwarzenegger standen für seine Viy-Fortsetzung Iron Mask (internationaler Verleihtitel: Viy 2 – Journey to China), eigentlich kaum zu glauben, erstmals gemeinsam und länger vor einer Filmkamera beziehungsweise der überbordend eingesetzten Greenscreen-Trickkiste. Obwohl sich beide Schauspielstars mit Fans rund um den Globus 2004 schon einmal kurz in Frank Coracis zähflüssiger Jules-Verne-Adapation von In 80 Tagen um die Welt kurzzeitig auf der Leinwand beschnuppern durften, hatte es filmgeschichtlich tatsächlich überraschend lange gedauert, bis sich die beiden Ikonen des Martial-Arts- und Sci-Fi-Kinos nun einmal ausgiebig duellieren durften.

Das Ergebnis dieses mit zahlreichen Produktionsverzögerungen, Umbesetzungen und Finanz- wie Zensurproblemen kämpfenden CGI-Monstrums heißt hierzulande Iron Mask – und erscheint nicht zufällig sofort auf DVD und Blu-ray. Denn was der 73-jährige „Arnie“ und der 67-jährige Chan, immerhin der größte Kampfkunst-Impresario seit Bruce Lee, in dieser ebenso vogelwilden wie sinnfreien Kolportagestory um historische Drachenmythen und böse Hexen schauspielerisch aufbieten, spottet vielfach jeder Beschreibung. Kein Wunder, dass der österreichisch-amerikanische Ex-Bodybuilder und Ex-Politiker nach seiner lachhaften Performance in In 80 Tagen um die Welt auch für seine Darstellung des Captain Hook in Hollywood erneut für die „Goldene Himbeere“ als schlechtester Nebendarsteller nominiert wurde.

Stattdessen werden die 48 Millionen Dollar, die dieser seltsamen Münchhauseniade, die mit Geldern aus China, Russland und den USA entstand, in wirklich jedem Frame protzig-sinnentleert zur Schau gestellt und dem Zuschauer keine Sekunde zum Durchatmen gewährt. Im Zentrum dieses überwiegend adrenalingeschwängerten, selten selbstironischen Fantasy-Abenteuers bekommt Jonathan Greene (Jason Flemyng) vom russischen Zaren anfangs den Auftrag, den Osten seines gigantischen Reichs zu vermessen. Damit beginnt für ihn eine gleichfalls verhexte wie gefährliche Odyssee in eine wunderlich-mysteriöse Welt voller Entdeckungen wie Überraschungen.

Und so hetzt der gnadenlos überfrachtete, zwischen dem Londoner Tower und exotisch-entrückten Szenarien angesiedelte Hokus-Pokus-Plot mit einem blass bleibenden Kartografen in der Hauptrolle lediglich von einem scheinbaren Höhepunkt zum nächsten: allerdings ohne souveräne Kartenleser im Drehbuchteam wie im Regiestab. Parallel verwandelt sich Iron Mask, schneller als einem lieb ist, in ein herzlos-obertouriges Computerspiel ohne Levels, Finals – und Verstand, das einen bereits nach dreißig Minuten reichlich ratlos zurücklässt.

Den sprichwörtlichen roten Faden durch dieses exorbitant seelenlose CGI-Gewitter hatte es wohl nie gegeben. Selbst aufwendige Realkostüme wirken in toto schlichtweg aalglatt, wie überhaupt jede Szene offensichtlich für den Final Cut nochmals extra digital aufpoliert wurde – allerdings so lange, bis sich wirklich jedes schauspielerische Lebensfünkchen endgültig in eine furchtbar sterile Makellosigkeit entmaterialisiert hatte.

Was bleibt ist eine rapide anödende Schauplatz-Wechsel-Dich-Orgie mitsamt jeder Menge Stumpfsinn und Humorlosigkeit, was in der Summe weder Hong-Kong-Action-Afficionados noch klassische Märchenfilmenthusiasten oder Eskapismus suchende Mante-und-Degen-Filmverehrer befriedigen kann. Schrecklicher ist da nur noch die Tatsache, dass ein dritter Teil dieser wahrlich schauderhaften Kinofilm-Serie bereits in Arbeit ist: Münchhausen, hilf!

Iron Mask (2019)

Der englische Abenteurer Jonathan Green erhält vom russischen Zar Peter der Große den Auftrag, die östlichen Provinzen des russischen Reiches zu kartographieren. Auf seiner langen Reise widerfahren ihm etliche unglaubliche Begegnungen und Herausforderungen.

 

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