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Der südafrikanische Regisseur und Autor Travis Taute schickt in „Indemnity“ seinen Helden durch einen kruden Mix aus klassischem Suspense und wilder Verschwörungsstory. Spannend ist das trotzdem.

Indemnity - Die Jagd nach der Wahrheit (2021)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Zwischen Hitchcock und dem Marathon-Mann

Ein aufrechter Bürger wird eines Verbrechens beschuldigt, kann sich aber an die entsprechende Nacht nicht erinnern. Weder die Behörden noch seine Freunde glauben ihm und bald steht er ganz allein gegen das System. Filmkenner denken da schnell an Alfred Hitchcock-Klassiker wie „Ich kämpfe um dich“ oder „Der unsichtbare Dritte“, mit denen der Meister des Suspense Meilensteine des klassischen Thrillers schuf – und dabei zum Teil sogar noch Humor verbreitete. 

Travis Taute, Regisseur und Autor von Indemnity, dürfte nicht nur diese beiden Werke des Meisters gesehen haben, denn die erste Hälfte seines zweistündigen Action-Thrillers nutzt immer wieder typische Hitchcock-Momente, um die Spannung aufrecht zu erhalten und die Geschichte nach vorn zu treiben. Verfolgungsjagden in Gebäuden, bei denen der Zuschauer schnell aus den Augen verliert (und auch soll), wer sich jetzt gerade wo befindet, Beweise, die sich im entscheidenden Moment in Luft auflösen und immer wieder vermeintliche Sicherheit, die sich doch noch als trügerisch entpuppt. Leider bleibt Taute aber nicht durchgehend auf diesem Pfad.

Stattdessen baut der Regisseur und Autor zunehmend eine Verschwörung auf, die gleich mehrere Nummern über dem Erwartbaren liegt. Und spätestens in der letzten halben Stunde derart vogelwild dreht, dass sich auch die letzten Überbleibsel einer halbwegs glaubwürdigen Handlung verabschieden. Hier verlässt Taute endgültig den Weg eines Hitchcock-Thrillers und begibt sich in B-Movie-Gefilde, die der handwerklich gut produzierte Film definitiv nicht nötig gehabt hätte. Warum Travis Taute ausgerechnet diese Story erzählen wollte, bleibt unklar.

In der Behandlung politischer und gesellschaftlicher Themen bleibt Taute sehr oberflächlich. Er setzt den klaren Fokus auf die Action- und Thriller-Elemente seiner Story. Zudem bleibt sein Film absolut humorfrei, was kaum zur absurden Geschichte passt, ein Augenzwinkern wäre hier durchaus angebracht gewesen. Denn die leichten Brisen von Werken wie Universal Soldier, die durch Indemnity wehen, sind sicher kein Qualitätsmerkmal.

Immerhin etabliert Taute mit seinem Hauptdarsteller Jarrid Geduld schnell einen gebrochenen Helden, dessen Reise durch Tod und Schmerz zumindest nicht langweilig wird. Als braver Feuerwehrmann Theo gerät Geduld schnell in einen Sog aus Gewalt und Tod und die Trauer und Panik der Figur nimmt das Publikum dem Schauspieler jederzeit ab. Und ist so mit dem Helden solidarisiert, wenn Taute seine Twists auspackt, die Theo nochmal in ein anderes Licht tauchen. Das ist recht gut gemacht und hätte bei weniger wildem Plot sicher auch gut funktioniert. Angesichts der bizarren Idee verpufft diese Offenbarung aber recht kläglich.

Ansehnlich sind hingegen die Action-Elemente in Indemnity. Das spielt erwartungsgemäß nicht in einer Liga mit David Leitch- oder Chad Stahelski-Filmen, ist aber grundsolide inszeniert und gespielt und dürfte vor allem Fans von Highspeed-Thrillern ansprechen. Das Wichtigste für diese Zielgruppe dürfte aber sein, dass Taute kaum einmal vom Gas geht, nachdem er eine halbe Stunde braucht, um seine Story in Gang zu bringen. 

Wenn sich Theo plötzlich als vermeintlicher Mörder auf der Flucht befindet, verliert Indemnity bis zum Finale so gut wie keine Geschwindigkeit, sondern rast sauber ins Ziel. Daher bleibt der Film auch dann noch spannend, wenn Zuschauer den Kern der Geschichte zu abgedreht oder nicht glaubwürdig finden – es bleibt einfach wenig Zeit, darüber nachzudenken. Falls das noch nötig war, hat Travis Taute jedenfalls beweisen, dass aus Südafrika Filme kommen, die sich im reinen Unterhaltungsgenre durchaus mit internationalen Produktionen messen können. Und wenn er als Autor noch ein wenig reift und mehr auf Realismus als auf schräge Ideen setzt, könnte von Taute durchaus ein Film kommen, den man uneingeschränkt empfehlen kann. So bleibt Indemnity eher ein Spaß für Actionfans, die keinen großen Wert auf eine plausible Story legen.

Indemnity - Die Jagd nach der Wahrheit (2021)

Als Theo eines Morgens aufwacht, liegt seine Frau Angela tot neben ihm. Die kurz darauf eintreffende Polizei glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen nicht, denn alle Beweise sprechen gegen ihn, und so bleibt dem entsetzten Ex-Feuerwehrmann nur noch die Flucht. Dabei sind ihm jedoch nicht nur zwei hartnäckige Cops auf den Fersen, sondern aus irgendeinem Grund scheint es halb Kapstadt auf sein Leben abgesehen zu haben. 

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