Everest - Ein Yeti will hoch hinaus (2019)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

China-Abenteuer mit fliegenden Blaubeeren

Wie bringt man einen kleinen Schneemenschen, der von sensationshungrigen Forschern verfolgt wird, aus der Großstadt zurück in den Himalaja? Die chinesische Jugendliche Yi versucht es einfach. Die Reise in die Natur aber geht ihrem jungen Nachbarn, der sie besorgt begleitet, ziemlich auf die Nerven.

Der Yeti will an sich nicht gefunden werden von den Menschen, ebenso wenig wie das Ungeheuer von Loch Ness. Vorbei wäre es mit dem Leben in Freiheit in einer Natur, die noch unergründliche Nischen besitzt. In einem Forschungslabor in Shanghai aber sitzt ein gefangener kleiner Yeti, der in Kürze Wissenschaftlern aus aller Welt präsentiert werden soll. Der kleine Kerl mit dem weißen Fell und den blauen Augen flieht nicht, um die offizielle Entdeckung seiner Art zu verhindern, sondern weil er nach Hause will, zu Mama und Papa und den anderen Schneemenschen. Auf einem riesigen Plakat in der Millionenstadt prangt der Mount Everest. Dorthin will der Yeti, aber er erklimmt nur ein Hausdach. Zum Glück findet ihn dort oben die aufgeweckte Jugendliche Yi, bevor ihn die Häscher, die der Laborleiter Mr. Burnish losgeschickt hat, mit den Scheinwerfern ihrer Hubschrauber orten.

Yi jobbt schon lange fleißig, um sich eine Reise durch China zu gönnen, wie sie ihr verstorbener Vater mit der Familie machen wollte. Sie will all die Sehenswürdigkeiten und Naturlandschaften aufsuchen, die der geliebte Vater im Sinn hatte, die Wüste Gobi, die Felsskulptur des Großen Buddha von Leshan. Doch dass sie ihre Reise so überstürzt antreten würde, hätte sie nicht gedacht. Sie kann den Yeti, den die Sicherheitsleute von Mr. Burnish durch die Stadt jagen, zwar auf ein Frachtschiff setzen, aber es dämmert ihr, dass der kleine Kerl es allein nicht weit schaffen kann. Also springt sie in letzter Sekunde ebenfalls aufs Schiff, gefolgt von ihren Freunden aus der Nachbarschaft, dem angehenden Studenten Jin und seinem neunjährigen Cousin Peng. 

Und so beginnt eine weite Reise, in die Wüste, an den Yangtse-Fluss und weiter Richtung Berge. Inszeniert von Jill Culton (Jagdfieber) und Co-Regisseur Todd Wilderman, richtet sich dieses Animationsabenteuer nicht nur an die westliche Zielgruppe, sondern will auch den chinesischen Markt erobern. Dreamworks Animation hat das Projekt zu diesem Zweck als amerikanisch-chinesische Koproduktion angelegt. Das Bemühen, den Schauplatz China und seine Charaktere möglichst authentisch zu zeichnen, kommt der Geschichte zugute. Das Straßenbild der Großstadt wirkt realistisch und lebendig, Yis Großmutter bereitet gedämpfte Klöße zu, und wenn Yi schließlich unterwegs die Geige auspackt, auf der schon ihr Vater spielte, klingt ihre Musik fernöstlich. Der Yeti, dem sie den Namen Everest gibt, wird seiner mythischen Natur gerecht, indem er in der Not Zauberkräfte entfaltet. Dann sorgt er beispielsweise durch magisches Summen für eine riesige Surfer-Welle auf dem Wasser, die sich an Land fortsetzt, indem sich dort ein gelbes Rapsfeld hoch auftürmt. Es gibt Actioneinlagen, hauptsächlich in Form von Verfolgungsjagden, die aber nicht als besonders hektisch und rasant auffallen, sondern bei denen es in erster Linie um die imposante Natur geht, in der sie stattfinden. In 3D machen sich Flüge durch Canyons gut und das Bergsteigen auf schmalen Pfaden oder gar das Betreten einer Brücke über einem Abgrund bieten sich für aufregende Gefahrenszenen an.

Thematisch wirkt der Film sehr aktuell, weil er für Naturverbundenheit und die Achtung der Schöpfung plädiert. Die Bösewichte aus dem Forschungslabor lernen zum Teil da auch noch hinzu. Es gibt gedankliche Parallelen zum Animationsfilm Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer. Gerade im Vergleich mit diesem fällt jedoch auch auf, dass sich das Drehbuch von Everest – Ein Yeti will hoch hinaus nicht besonders lange mit der Plausibilität inhaltlicher Bestandteile aufhält. Warum Mr. Burnish und seine Zoologin Dr. Zara den Yeti so unerbittlich jagen, wird nur unzulänglich erklärt. Der alte Mr. Burnish leidet immer noch darunter, dass er vor vielen Jahren einmal ausgelacht wurde, als er behauptete, einen Yeti gesehen zu haben. Des Öfteren wird erwartet, dass das Publikum dem Verlauf der Handlung ziemlich umstandslos folgt.  

Mit ihrem Humor aber kann die Geschichte wiederum überzeugen. Es gibt hübsche, überraschende Slapstickmomente, freche Dialoge und einige erfrischende Ideen wie beispielsweise die der Verwandlung von Blaubeeren in paintballartige Wurfgeschosse. Everest, der nicht sprechen, nur brummen kann, ist genauso verspielt und ungestüm wie Peng. Die beiden haben viel Spaß miteinander, während Jin sich in der Natur anfangs so gar nicht in seinem Element fühlt. Er legt Wert auf schickes Aussehen und viele Freunde. Wenn sein Handy kein Netz hat, fühlt er sich von der Welt abgeschnitten, schlimmer kann nur noch sein, dass er seine neuen Turnschuhe besudelt. Er kennt Yi seit ihrer Kindheit und mag sie, obwohl sie sich nicht stylt und eine Einzelgängerin ist. Yi wiederum macht sich manchmal über Jins Zaudern lustig, sie ist mutig, sportlich und dickköpfig. 

Der Film bietet trotz eines eher durchschnittlichen Niveaus vergnügliche Unterhaltung mit fernöstlichem Flair. Dass die Heldin Yi sich so danach sehnt, die Landschaften Chinas kennenzulernen, ist auch als Appell an das Publikum zu verstehen, die Natur wieder mehr im eigenen Bewusstsein zu verankern. Dem Yeti Everest kann das nur recht sein, er überlässt seiner Begleiterin sogar die Hauptrolle, weil er merkt, dass die Richtung stimmt.

Everest - Ein Yeti will hoch hinaus (2019)

Als Yi auf dem Dach des Hauses, in dem sie in Shanghai wohnt, einem waschechten jungen Yeti begegnet, wird er von ihr und ihren Freunden Jin und Peng auf den Namen „Everest“ getauft. Gemeinsam machen sie sich auf, um den Yeti wieder dahin zu bringen, wo er hingehört — an den höchsten Punkt der Erde, dessen Namen er trägt. Doch sie werden dabei von mächtigen Kontrahenten verfolgt, die das Wesen in ihre Gewalt bringen wollen.

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Meinungen

Happybee74 · 04.10.2019

Der Film ist supeschön und viel zu schlecht bewertet! Everest ist sooo schön dargestellt und seine Lache ist einfach klasse!!! Der Film ist für Groß & Klein und was für's❤!

Micha · 19.10.2019

Das sehe ich ganz genauso!
Super schöne Bilder und ein ganz niedlicher Everest.
Ich habe die Zeit im Kino wirklich genossen.