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Celeste Garcia war schon immer vom Weltall fasziniert. Als man ihr eine Stelle als Lehrerin auf dem Planeten Gyriok anbietet, muss sie daher nicht lange überlegen. Diese kubanische Komödie wartet mit einer originellen Emanzipationsgeschichte und einer einnehmenden Hauptdarstellerin auf.

Die außergewöhnliche Reise der Celeste Garcia (2018)

Eine Filmkritik von Teresa Vena

Neuer Planet, neue Chance

Celeste Garcia (María Isabel Díaz) arbeitet im Planetarium von Havanna. Wenn sie ihre Präsentationen macht und von den Weiten des Weltalls spricht, vergisst sie ihr festgefahrenes Leben. Der erwachsene Sohn (Antonio Roberto Espinosa), mit seinen Videospielen beschäftigt, achtet nicht auf sie. Ihre Schwester (Beatriz Viña) wirft ihr vor, viel zu gutmütig zu sein. Als die Regierung unerwartet vermeldet, dass die Einwohner des Planeten Gyriok die Kubaner auf eine intergalaktische Reise einladen, bietet sich für Celeste die Gelegenheit, aus ihrem alltäglichen Trott auszusteigen. Sie erfährt, dass sich Außerirdische schon seit längerem auf Kuba aufgehalten haben, um die Menschheit zu studieren. Nun bieten sie den Erdlingen im Austausch dazu einen Besuch auf Gyriok.

Während sich die restlichen neugierigen und reiselustigen Kubaner dafür bewerben müssen und in einem Auslosungsverfahren ausgewählten werden, hat Celeste ihre Fahrkarte sicher. Ihre Nachbarin, die, wie sich im Nachhinein herausstellt, ebenfalls eine Außerirdische ist, hat ihr eine persönliche Einladung zukommen lassen und sie als Lehrerin verpflichtet. Mit ihrem Globus unter dem Arm ist Celeste abfahrtbereit. Gemeinsam mit den anderen Glücklichen findet sie sich in einer alten Schule wieder, die als Zwischenlager dienen soll, bis das Raumschiff ankommt und sie abholt.

Von Anfang an findet der kubanische Regisseur Arturo Infante in seiner surrealen Komödie den richtigen Tonfall zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie. Die außergewöhnliche Reise der Celeste Garcia macht sich nicht etwa lustig über gutgläubige Menschen, die ihre Chance auf eine Veränderung im Leben nutzen wollen. Vielmehr nimmt er alle ihre Empfindungen und Motivationen sehr ernst. Wie kommt es, dass sich keiner darum kümmert, dass die Einladung auf den fremden Planeten ohne offizielle Rückreise geplant ist? Wie groß muss die Sehnsucht nach etwas Neuem und Anderem sein, um sich darauf einzulassen? Auf diese Fragen gibt der Film viele Antworten. Und im Grunde kennen wir die meisten davon, da sie die Menschen schon immer beschäftigt haben.

Vertreten sind unter den Auswanderern solche, die sich der Justiz entziehen, andere, die mit ihren Familien wiedervereint werden wollen, wieder andere, die aus einem prekären Leben fliehen möchten, noch einmal andere, die ohne Vorurteile neu anfangen wollen und schließlich alle, die einfach auf der Suche nach einem Abenteuer sind. Was Celeste mit ihnen gemeinsam hat, ist der Wunsch nach Anerkennung. Weder auf der Arbeit noch zu Hause fühlt sie sich wertgeschätzt. Dass sie ihren Beruf als Lehrerin, den sie zwangsweise abgeben musste, wieder aufnehmen kann und sogar den Außerirdischen etwas beibringen soll, erfüllt sie mit Stolz. In den Mittelpunkt der Handlung rückt der Film diese mittelaltrige Frau, die noch einmal einen Neuanfang wagt. María Isabel Díaz stellt Celeste als eine tief in ihrem Innern verletzte, aber dennoch mutige Person dar, die vielleicht ein wenig naiv ist, aber trotzdem weiß, was sie möchte – oder zumindest dabei ist, es herauszufinden.

Abgesehen von dem jungen Pärchen, das ein wenig überspielt, aber in der Geschichte für die entscheidende Wendung sorgen wird, bietet Regisseur Infante eine Besetzung auf, die durch feine Komik und Charisma überzeugen kann. Entstanden sind verschiedene anrührende und spannende Figuren: So wie die der Vorsteherin des Zwischenlagers, die mit militärischer Strenge regiert, oder die des homosexuellen Sängers, der sich über die Vetternwirtschaft in Kuba beschwert und sich jemanden wünscht, der seine Musik zu schätzen weiß. Da ist auch noch eine Hochschwangere, die erst jetzt realisiert, dass sie sich mit einem Außerirdischen gepaart hat und deren Kind sich aus dem Bauch heraus mit Grunzlauten bemerkbar macht. Sehr witzig ist auch der Unterricht, den die angehenden Passagiere in Zivilisation und Sprache des Gastplaneten erhalten.

Sehr geschickt spielt der Film mit den Erwartungen des Zuschauers, indem es fortwährend um diese Außerirdischen geht, diese aber nie zu sehen sind. Genauso wie den angehenden Reisenden, die zwischen Skepsis und Vorfreude schwanken, geht es auch dem Publikum. Irgendwann ist es gar nicht mehr so wichtig, was am Ende passiert, denn die eigentliche Reise, die Celeste eine neue Perspektive im Leben gibt, findet auf jeden Fall statt – nämlich die Reise zu sich selbst. Sie heilt ihre alten Wunden, erlaubt sich das erste Mal nach dem Tod ihres gewalttätigen Ehemannes einem neuen Mann zu vertrauen und findet das Selbstvertrauen, das sie lange vorher verloren hatte.

Die außergewöhnliche Reise der Celeste Garcia (2018)

Celeste García, eine 60-järhige ehemalige Lehrerin, die heute als Aufseherin im Planetarium von Havanna arbeitet, sucht nach einer Veränderung in ihrem Leben. Als eine Gruppe von Aliens auf der Erde landet und einem Erdling anbietet, mit zu deren Planeten reisen zu können, zögert sie nicht lange. Denn eigentlich kann es anderswo nur besser werden …

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