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Die Noël-Coward-Verfilmung „Da scheiden sich die Geister“ von Edward Hall konfrontiert Stars wie Dan Stevens und Judi Dench mit jenseitigen Irrungen und Wirrungen.

Da scheiden sich die Geister (2020)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Geister-Gewusel in der Glitzerwelt

Der Brite Noël Coward (1899-1973) gilt als Meister des gewitzten Dialogs – weshalb sich seine Stücke bis heute einer überaus großen Beliebtheit erfreuen. Zu seinen absoluten Dauerbrennern zählt die Salonkomödie „Blithe Spirit“ aus dem Jahre 1941, die wenige Jahre nach ihrer West-End-Premiere von David Lean verfilmt wurde. Der TV- und theatererfahrene Regisseur Edward Hall legt mit „Da scheiden sich die Geister“ nun eine weitere Leinwandadaption des Bühnenhits vor.

Das Skript des Trios Nick Moorcroft, Meg Leonard und Piers Ashworth weicht in einigen Punkten von Cowards Vorlage ab. Die Prämisse bleibt jedoch erhalten. Der Autor Charles Condomine (Dan Stevens) steckt in einer kreativen Krise, seit seine erste Ehefrau Elvira (Leslie Mann) vor sieben Jahren verstarb. Seine neue Gattin Ruth (Isla Fisher) versucht, Charles zu unterstützen. Als die beiden mit einem befreundeten Paar in einem Theater eine gründlich misslungene Vorstellung des Mediums Madame Cecily Arcati (Judi Dench) sehen, bittet Charles um eine Séance – in der Hoffnung, aus dem Treiben der exzentrischen Dame Inspiration zu ziehen. Unverhofft taucht dabei allerdings tatsächlich ein Geist auf: Elvira. Nur Charles kann sie hören und sehen und findet sich bald in einer höchst ungewöhnlichen Dreiecksbeziehung wieder.

Halls Werk wirkt ziemlich aus der Zeit gefallen. Während Kostümfilme wie Emma (2020) sowie historische Serien wie Mad Men (2007-2015), Downton Abbey (2010-2015) oder Bridgerton (seit 2020) stets auch als Kommentare auf unsere heutige Zeit gelesen werden können, hat Da scheiden sich die Geister bei allem schwarzen Humor etwas sehr Unbekümmertes. Dieser Film will unterhalten. Mit gehobenen Dialoggefechten, schicken Kostümen, Art-déco-Kulissen und reichlich Slapstick. Es geht nicht darum, die hier gezeigte Gesellschaft zu analysieren, die mit makellosem Make-up und Perlenkette um den Hals eine Runde Tennis spielt oder sich bereits in der Morgenstunde ein paar Cocktails gönnt, weil’s gerade nicht so rund läuft. „I’m at wit’s end“, klagt Charles – und das ist für einen Autor natürlich die größte Katastrophe. Er muss – als einst erfolgreicher Krimischriftsteller – ein Drehbuch abliefern, doch die Ideen bleiben aus.

Hall und sein Skript-Team verweben Cowards Fantasy-Story mit einem dezent satirischen Blick auf die Filmbranche Ende der 1930er Jahre. Wir begleiten Charles in die berühmten Pinewood-Studios nahe London – und da sitzt dann mal eben Alfred Hitchcock herum. Auch Clarke Gable und Greta Garbo lassen sich blicken. An den damit assoziierten Glamour vermag Da scheiden sich die Geister nicht ganz heranreichen. Die übersinnliche Komödie hat eher etwas vom Charme der Sitcom Sabrina – total verhext (1996-2003), ist dabei aber fraglos glänzend besetzt. Judi Dench trifft die überraschende Entscheidung, ihre Rolle der wunderlichen Madame Cecily Arcati vergleichsweise zurückhaltend zu spielen, während sich Dan Stevens mit Elan in die körperliche Komik wirft. Neue Erkenntnisse über das Leben und den Tod, über die Mechanismen des Miteinanders oder die Möglichkeiten des Kinos bringt diese Verfilmung nicht hervor. Was sie uns indes freundlich offeriert, ist eine gepflegte Ablenkung, damit wir uns vorstellen können, im Dinnerjacket oder Abendkleid funkelnde Bonmots auf einem edlen Anwesen auszutauschen.

Da scheiden sich die Geister (2020)

Der Romancier Charles lädt ein Medium in sein Haus ein, um dort eine Séance abzuhalten, von der er sich Inspiration für sein neues Buch erhofft, an dem er gerade arbeitet. Doch die Sitzung hat erhebliche Folgen, denn mit einem Mal erscheint Elvira, die verstorbene erste Ehefrau von Charles, auf der Bildfläche und sorgt für allerhand Chaos.

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