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Lori Evans Taylors Regiedebüt will ein herausforderndes Thema in Form eines Genrefilms zu erzählen. Die durch die „Scream“-Reboots populär gewordene Melissa Barrera verkörpert ein hochschwangere Frau, die nach einem Unfall ans Bett gefesselt ist. Das Ergebnis bleibt aber arg vordergründig.

Bed Rest (2022)

Eine Filmkritik von Florian Koch

Ständige Bettruhe. 55 Tage lang. Unterbrochen nur vom kurzen Gang ins Bad. Das kann ganz schön zermürbend sein – gerade, wenn man psychisch schwer angeschlagen ist. Die Prämisse des mit übernatürlichen Elementen spielenden Horrordramas „Bed Rest“ hat durchaus einen realistischen Bezug, geht es hier doch auch um das Thema Risikoschwangerschaft. Eine solche erlebt Julie (Melissa Barrera), die im siebten Monat von der Treppe stürzt und als Folge die Diagnose einer partiellen Ablösung der Plazenta erhält. Um eine verfrühte Geburt zu verhindern, verordnet der behandelnde Mediziner (Erik Athavale) eine strenge Bettruhe und die dringende Vermeidung von Stress. Da wir uns hier in einem Genrefilm befinden, wird es mit dem Einhalten der ärztlichen Anweisungen freilich nichts.

Debütregisseurin Lori Evans Taylor ist bekennender Horrorfilm-Fan und das sieht man ihrem Film auch in jeder Einstellung an. Dazu muss sie nicht einen naheliegenden Klassiker wie Rosemary’s Baby zitieren. Bed Rest bedient sich vor allem großzügig bei gängigen Topoi des Haunted-House-Kinos: Da ist ein für ein Ehepaar eigentlich viel zu großes, abgelegenes Backsteinhaus. Ein anfangs charmanter Ehemann (Guy Burnet), der auf Grund einer neuen Stelle als Professor bald mit Abwesenheit glänzt und seine angeschlagene Frau vor allem überwachen will. Eine übervorsorgliche Hebamme (Edie Inksetter), die wohl etwas zu verbergen hat. Und eine sensible weibliche Protagonistin, die in der häuslichen Einsamkeit (Kinder-)Stimmen und andere gruselige Polter-und Kratz-Geräusche wahrnimmt, während sich die nähere Umgebung eher Sorgen um ihren Geisteszustand macht. 

Lori Evans Taylor kann diesen abgedroschenen Klischees aus der Spukhausfilm-Fundkiste inszenatorisch wenig Neues ausquetschen. Die hausbackenen Einstellungen samt dramatischer Rückblenden mit Farbfiltern wirken uninspiriert, weitab der visuellen Raffinesse von etwa James Wan, der dem Haunted-House-Genre zuletzt mit Kinohits wie The Conjuring zu neuer Größe verhalf. Hinzu kommt noch der ermüdende Einsatz von Jump Scares bei der unvermeidlichen Konfrontation mit kindlichen Erscheinungen. 

Was Bed Rest anfangs gerade noch über den Horror-Durchschnitt hebt ist die einfühlsame Leistung der Hauptdarstellerin Melissa Barrera, die nach ihren vielversprechenden Auftritten in Scream (2022) und Scream VI (2023) beweist, dass sie einen Film, den sie im Übrigen auch mitproduziert hat, bereits im Alleingang tragen kann. Glaubwürdig porträtiert die aufstrebende Schauspielerin in Julie eine Frau, die das Trauma eines tot geborenen Kindes nie wirklich verarbeitet hat und die kurz vor der Geburt ihres zweiten Babys von Ängsten einer neuerlichen Totgeburt heimgesucht wird. 

Die Regisseurin greift hier auch auf ihre eigene tragische Biografie zurück, musste sie sich doch selbst mit dem frühen Verlust des eigenen Kindes auseinandersetzen. Man müsse Wege finden, mit seiner Trauer Frieden zu schließen, um ihr nicht zu erliegen, sagte Lori Evans Taylor anlässlich des Filmstarts in Interviews. Warum die Regisseurin für dieses komplexe und wichtige Thema einer jahrelangen Trauerarbeit die Form eines vordergründigen, nach Schema F strukturierten Horrorfilms gewählt hat, bleibt jedoch schleierhaft.

Bed Rest (2022)

Eine schwangere Frau, die das Bett hüten muss, beginnt sich zu fragen, ob es in ihrem Haus spukt oder ob sie sich das alles nur einbildet. 

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