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Die beiden gallischen Freunde treffen in diesem überdrehten Irrsinn erneut auf ihren alten Bekannten Julius Cäsar. Dieses Mal findet die Rauferei eben in China statt. Das ändert allerdings nichts daran, dass dieser Film eine Katastrophe ist.

Asterix & Obelix im Reich der Mitte (2023)

Eine Filmkritik von Sebastian Seidler

Eine Realverfilmung als Altherrenwitz

Asterix und Obelix — das sind der listige Kleine mit den Federflügeln auf dem Helm und der einfältige Große mit den schweren Knochen. Das sind Troubadix, der unbegabte Barde, und Majestix, der immerzu getragene Chef des Dorfes. Miraculix, der weise Druide mit dem Zaubertrank, und eine ganze Legion von dümmlichen Römern, denen es einfach nicht gelingen will, das kleine gallische Dorf einzunehmen.

Die Abenteuer der unermüdlichen und raufsüchtigen Gallier aus der Feder von Albert Uderzo und René Goscinny begeistern seit Jahrzehnten Kinder und Erwachsene auf der ganzen Welt mit liebevollen Charakteren und herrlichem Sprachwitz. Die Auflagen der Comics sind astronomisch, die Trickfilme legendär. Die Realverfilmungen jedoch — eine Katastrophe.

Dennoch wird auch der neue Film bei seiner Zielgruppe erfolgreich sein. Warum? Die Macher verstehen es, ihre Content-Marketing-Maschine auf Hochtouren laufen zu lassen — inklusive Fußball-Ego Zlatan Ibrahimović in einer Gastrolle als unschlagbarer Legionär Antivirus, der mit einer Oberschenkelverletzung vom Feld muss. Man kombiniere zudem die klassischen Versatzstücke der gesamten Reihe mit völlig überdrehtem, knallbuntem Spaß für die Kleinsten (Lähmung durch Überfluss) und mische eine kräftige Portion Altherrenwitz darunter, damit auch die Väter (ernsthaft?) ihren Spaß haben. Fertig ist Asterix & Obelix im Reich der Mitte, dessen Handlung indessen keine Rolle spielt.

Aber gut, da es sich hier um eine Filmkritik handelt, sei der Versuch einer kurzen Zusammenfassung gewagt: Die Kaiserin von China hat Probleme, ihr Land zusammenzuhalten, was angesichts der CGI-Ländereien eigentlich niemanden überraschen dürfte. Jedenfalls probt irgendein Verwalter den Aufstand und will obendrein noch die Prinzessin Fu Yi (Julie Chen) heiraten. Diese allerdings flieht – schließlich hat sie eine Leidenschaft für Gallien – ins Dorf der Unbeugsamen. Asterix (Guillaume Canet) und Obelix (Gilles Lellouche) machen sich also auf den Weg ins Reich der Mitte, um für Recht und Ordnung zu sorgen; auch weil sich Asterix in die bildschöne (Oh, sie ist so schön!) Prinzessin verliebt.

Allerdings wird auch der gute alte Julius Cäsar (Vincent Cassel — warum nur?) von der chinesischen Gegenseite um Hilfe gebeten. Der wiederum reitet nur in die Schlacht, weil Cleopatra (Marion Cotillard - erneut: warum?) mit dem heißen Gymnastik-Yoga-was-auch-immer-Lehrer durchzubrennen droht. Der Rest besteht dann aus durch die Gegend fliegenden Römern, Piraten und Brieftauben, die wie Handys vibrieren. Im Grunde ein abgestandener Aufguss sämtlicher Asterix’scher Evergreens.

Die wichtigste Erkenntnis: Cäsar darf nicht mehr in „die kleine Pyramide“ von Cleopatra. Und auf eben diesem Niveau flachwitzelt sich der Film durch ein hysterisches Wimmelbild, das aussieht, als hätte man sich die Sets von ARD-Märchenverfilmungen aus Babelsberg einfach ausgeliehen und mit ein wenig CGI verschlimmbessert.

Angesichts der Tatsache, dass dieser ganze Unfug mit den Realverfilmungen in der Tat bereits 1999 begann, darf man dann schon ein wenig sprachlos sein: Auch Unsinn kann sich hartnäckig halten. Dabei gilt eigentlich eine einfache Regel: Der Charme der Comics, in denen die Figuren ihre Charaktere buchstäblich verkörpern, lässt sich nicht einfach in einer Realverfilmung umsetzen. Alles wirkt lächerlich, gespielt und ungemein gewollt.

Asterix & Obelix gegen Cäsar hieß der erste Streich dieser unsäglichen Idee, die natürlich einen rein ökonomischen Hintergrund hatte: Wie lassen sich neue und breitere Zielgruppen erschließen, die von den Animationsfilmen nicht mehr erreicht werden? Dabei gehört der erste Film noch zu den besseren oder zumindest erträglichen Teilen. Asterix & Obelix im Reich der Mitte hingegen ist vollkommen unerträglich und unnütz wie ein Hinkelstein. 

Asterix & Obelix im Reich der Mitte (2023)

Wir schreiben das Jahr 50 v. Chr. Die Kaiserin von China befindet sich nach einem Staatsstreich, angezettelt von dem verräterischen Prinzen Deng Tsin Qin, in Gefangenschaft. Mithilfe eines phönizischen Händlers und ihrer ergebenen Leibwächterin flüchtet Prinzessin Sass-Yi, die einzige Tochter der Kaiserin, nach Gallien, um sich die Unterstützung der heldenhaften Krieger Asterix (Guillaume Canet) und Obelix (Gilles Lellouche) zu sichern, die dank des Zaubertranks über übermenschliche Kraft verfügen. Die beiden unzertrennlichen Helden sind gerne bereit, der Prinzessin bei der Rettung ihrer Mutter und der Befreiung ihres Landes zu helfen. Und so beginnt eine lange Reise und ein großes Abenteuer auf dem Weg nach China. Aber Cäsar (Vincent Cassel) und seine mächtige Armee dürstet es nach einem neuen Siegeszug und so sind auch sie auf dem Weg zum Reich der Mitte …

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