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Der spanische Horrorfilm hat zwar das übliche Handwerkszeug für das Thema Besessenheit im Gepäck, ansonsten aber leider nichts Neues zu erzählen.

13 Exorcisms (2022)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Wenn der Teufel Langeweile verbreitet

2020 kam mit „Malasaña 32 – Haus des Bösen“ ein spanischer Horrorfilm in die Kinos, für den gleich vier Drehbuchautoren verantwortlich zeichneten, dessen größte Stärke aber die straffe und zum Teil originelle Inszenierung von Regisseur Albert Pintó war. Für „13 Exorcisms“ haben die Produzenten das Schreib-Quartett gleich auf sechs Autoren aufgestockt, Pinto allerdings nicht angeheuert, sondern auf Jacobo Martinez gesetzt, einen erfahrenen Kameramann, der hier seinen ersten Kinofilm inszeniert. Dass die neueste Erzählung über eine vom Teufel besessene junge Frau allerdings in weiten Teilen arg schwächelt, dafür müssen alle sieben die Verantwortung übernehmen.

Denn bereits zum Start ersäuft das Autorenteam den Plot in Klischees. Als die streng religiös erzogene Laura (María Romanillos) sich eines Abends heimlich nach draußen schleicht, um mit einer Freundin auf eine Party zu gehen, ahnt sie noch nicht, worauf sie sich wirklich einlässt. Erst als sie mit Mireia und zwei weiteren Freunden in einem alten Haus landet, in dem  einst ein Arzt seine ganze Familie ermordete, und dort auch noch eine Seance abgehalten wird, wird Laura klar, dass ihr Gefahr droht. Zu spät: Schon hat sich eine böse Macht in der 17-jährigen eingenistet, die gar nicht daran denkt, den jungen Körper wieder zu verlassen.

Wer sich auch nur ein wenig für das Genre des Horrorfilms interessiert, hat diesen Plot so oder sehr ähnlich schon dutzende Male gesehen. Bösartige Teenager, die sich in einem möglicherweise bösen Haus mit Sex und Drogen beschäftigen, was nicht gut ausgeht – darüber hat sich Drehbuchautor Kevin Williamson schon 1996 in seinem doppelbödigen Meisterstück Scream lustig gemacht. 27 Jahre später scheint das aber im Genre noch immer für eine grandiose Idee gehalten zu werden, anders lässt sich diese hochgradig unoriginelle Idee nicht erklären. 

Besonders schlimm: Mit dem religiösen Umfeld der jungen Laura, der tiefgläubigen Mutter und einer ganzen Gemeinde, in der jeder jeden bespitzelt, um die Sünden dann zu melden, hätte sich sicher eine originellere Story finden lassen wie etwa in Der Exorzismus der Emily Rose oder dem deutschen Requiem. Aber der Ansatz, mit einer Lehrerin von Laura auch eine andere Erklärung als die Anwesenheit Satans in Lauras Körper in die Story einzubinden, verläuft viel zu seicht und ist auch zu selten Thema im Film, um als interessanter Twist zu funktionieren. Da lässt 13 Exorcisms wirklich interessantes Potenzial sträflich liegen, das für einen weit originelleren Ansatz hätte sorgen können.

Stattdessen tischt Martinez mit seiner Inszenierung dem Publikum weitgehend die typischen Bilder auf, die den meisten Exorzimusfilmen zueigen sind: verdrehte Glieder, weiße Augen, dunkle Stimmen aus dem Inneren eines jungen Mädchens. All das bringt der Regisseur dazu bestenfalls auf Geisterbahn-Niveau, da ihm selbst die Jump-Scares nicht so recht glücken wollen. Selten gelingt es dem Film daher, eine bedrohliche oder unheimliche Atmosphäre aufzubauen, für ein psychologisches Drama sind die gezeigten Bilder wiederum viel zu eindeutig, versuchen nicht etwa, eine andere Erklärung zuzulassen oder beim Publikum Zweifel zu säen. Noch dazu lässt sich 13 Exorcisms viel zu deutlich vom Meilenstein Der Exorzist inspirieren – ganz besonders im Finale.

Lediglich die Hauptdarstellerin Maria Romanillos erweist sich als Lichtblick in diesem ansonsten weitgehend uninspirierten Horrorfilm. Denn die erst 18-jährige Schauspielerin verleiht ihrer Rolle mit ihrem starken Spiel trotz geringer Möglichkeiten seitens des Drehbuchs ein wenig Profil und sorgt dafür, dass die Zuschauer:innen zumindest mitleiden und ihnen ihr Schicksal nicht egal ist. Für einen Horrorfilm, erst recht in einem so ausgelutschten Sub-Genre wie dem des Exorzismus-Films, ist das aber eindeutig zu wenig, um die Fans anzusprechen. Denn entweder spannend oder blutig sollte ein Horrorfilm schon sein, um sein Publikum zu finden. 13 Exorcisms versagt in beiden Bereichen. Nach dem recht gelungenen Malasana 32 und früheren spanischen Genre-Perlen wie REC ist das eine echte Enttäuschung.

13 Exorcisms (2022)

Von einem Tag auf den anderen und ohne jegliche nachvollziehbare Erklärung verhält sich die Jugendliche Laura Villegas plötzlich äußerst merkwürdig. Für ihre strenggläubige erzkatholische Familie ist klar, dass da der Teufel die Finger im Spiel haben muss und so bitten sie einen Exorzisten zu Hilfe. Und tatsächlich beginnen bald seltsame Phänomene, die sich kaum anders erklären lassen als durch eine höhere und finstere Macht. 

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