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In „Sterne zum Dessert“ setzt Sébastien Tulard die Lebensgeschichte des erfolgreichen Patissiers Yazid Ichemrahen in Szene.

Sterne zum Dessert (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Die Kasserolle am Himmel

Ein Achtjähriger (verkörpert von Marwan Amesker) klaut im Supermarkt Lebensmittel. In der heimischen Küche nutzt er die stibitzten Zutaten, um daraus einen sehr schmackhaft aussehenden Schokoladenkuchen zu backen. Dies ist gewissermaßen die Origin Story eines (Küchen-)Helden, die uns der französische Regisseur Sébastien Tulard zu Beginn von „Sterne zum Dessert“ präsentiert.

Das von Cédric Ido verfasste Drehbuch basiert auf der Autobiografie Un rêve d’enfant étoilé des Patissiers Yazid Ichemrahen (Jahrgang 1991), der 2014 den Titel „Weltmeister des Eisdesserts“ errang. Der Film schildert den Werdegang von Yazid auf mehreren Zeitebenen, die ineinander verschachtelt sind. Als kleiner Junge lebt er mit seiner alleinerziehenden Mutter Samia (Loubna Abidar) in der Kleinstadt Épernay nordöstlich von Paris. Die beiden sind auf die finanziellen Zuwendungen des Sozialamts angewiesen; das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn ist schwierig. Eine Zeit lang ist Yazid bei den fürsorglichen Pflegeeltern Simone (Christine Citti) und Pascal (Patrick d’Assumçao) untergebracht.

Als 16- und 24-Jähriger wird Yazid von dem algerisch-stämmigen Influencer Riadh Belaïche (auch bekannt als Just Riadh) gespielt, der seine erste Kinohauptrolle überzeugend bewältigt. Wir sehen, wie Yazid als Jugendlicher in einem Heim wohnt und dort wiederholt aneckt. Und uns wird gezeigt, wie er voller Hartnäckigkeit seinen großen Traum verfolgt, Patissier zu werden. Er ergattert einen Ausbildungsplatz in der Küche eines renommierten Pariser Restaurants und muss sich mit dem zuweilen extrem harten Umgangston und dem toxischen Arbeitsklima arrangieren – bis er schließlich die Chance erhält, an der internationalen Patissiermeisterschaft teilzunehmen.

Dramaturgisch folgt Sterne zum Dessert trotz seiner teilweise achronologischen Erzählstruktur im Wesentlichen der vertrauten Formel vom hindernisreichen Aufstieg eines begabten Underdogs. Was dem Film Stärke verleiht und ihn über den (Biopic-)Durchschnitt hebt, sind zum einen die guten Schauspielleistungen – und zum anderen die schönen Einfälle des Skripts und der Inszenierung, um Yazids Talent und Begeisterung einzufangen.

Wenn sich der Protagonist ganz seiner Leidenschaft widmet und sich auf die Zubereitung einer raffinierten Süßspeise konzentriert, blendet er alles um sich herum einfach aus. Tulard und sein Kameramann Pierre Dejon verdeutlichen dies, indem der Bildhintergrund schwarz wird und wir dadurch mit Yazid in dessen innere Welt eintauchen können, in der es nur ihn und die diversen Zutaten gibt. Letztere werden in zahlreichen Detailaufnahmen erfasst, die zweifellos den Appetit anregen. „Wir sind wie Parfümeure“, heißt es an einer Stelle, um die erforderlichen Feinheiten des Berufs zu beschreiben.

Yazid wird im Laufe des Plots als überaus ehrgeiziger und fleißiger junger Mann gezeichnet – und zugleich durchaus liebe- und humorvoll als passionierter Nerd seines Fachs: Wenn er in den Himmel schaut, erkennt er als Sternbild prompt eine Kasserolle. Yazid und sein Beruf beziehungsweise seine Berufung – das ist wahrlich ein himmlisches Match.

Sterne zum Dessert (2023)

Bereits seit seiner Kindheit kennt Yazid nur eine Leidenschaft: Das Backen! Trotz vieler Hindernisse und einer bewegten Kindheit in zahlreichen Pflegefamilien, ist er wild entschlossen, Konditor zu werden. Mit Hartnäckigkeit und Einfallsreichtum gelingt es ihm, sich in der elitären Arena der Patisserie mit süßen Kreationen durchzusetzen. Von Paris bis Monaco arbeitet er für die besten Köche der Welt. Yazids Ziel ist es, der Beste in seinem Fach zu sein. Er möchte seinen Traum wahr werden lassen: die internationale Meisterschaft der Konditoren gewinnen!

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