Log Line

Der ehemalige Straftäter und Thaiboxer Sam gerät in Thailand mit einem Drogenkartell aneinander. Brutales Kampf-Kino ohne Kompromisse und mit einem überzeugenden Hauptdarsteller.

Farang - Schatten der Unterwelt (2023)

Eine Filmkritik von Moritz Henze-Jurisch

Dramatische Gewalt

2008 erreichte das Martial-Arts-Kino in Form von Gareth Evans‘ „The Raid“ einen seiner intensivsten Höhepunkte und verpasste dem Genre einen gewaltigen Popularitätsschub. Bei den Dreharbeiten für die Action-Serie „Gangs of London“ (2020) traf Evans dann auf den Regisseur Xavier Gens, der mit seinem „Frontier(s)“ (2007) im Zuge der French New Extremity ebenfalls die Grenzen der Gewalt im Kino auslotete. Fasziniert durch die Zusammenarbeit mit Evans fühlte sich Xavier Gens inspiriert, einen Gehversuch im Martial-Arts-Film zu wagen.

Das Ergebnis dessen lässt sich nun in Form von Farang auf der Kinoleinwand bestaunen. Knochenzerfetzendes Auf-die-Fresse-Kino, das sich dem Vergleich zu seinem offensichtlichen Vorbild The Raid nie ganz entziehen kann, aber immer noch genug eigene Identität mit sich bringt, um für sich alleine stehen zu können. Kurz vor seiner Entlassung gerät Sam (Nassim Lyes) während eines Hafturlaubs wieder mit seiner kriminellen Vergangenheit aneinander. Er flieht nach Thailand, wo sich die Dinge endlich zu seinen Gunsten entwickeln. Fünf Jahre später führt er ein zufriedenes Leben mit seiner Frau Mia (Loryn Nounay) und ihrer jungen Tochter Dara (Chananticha Tang-Kwa) aus einer früheren Beziehung. Lange ist Sam dieses Glück jedoch nicht vergönnt. Durch unglückliche Umstände ist er gezwungen, mit dem Drogenhändler Narong (Olivier Gourmet) zusammenzuarbeiten. Als ihm der Auftrag misslingt, trifft das Schicksal Sam mit voller Härte. Mit einer kompromisslosen Brutalität und bewaffnet mit seiner Kampfkunstexpertise lebt Sam nur noch für Rache.

Die Gewalt geschieht in Farang häufig schnell, unmittelbar und mit voller Härte. Bereits die erste Sequenz im Trainingsraum von Sams Gefängnis endet in der brutalen Auseinandersetzung zweier Häftlinge. Sam greift nicht ein, er will sich der Situation entziehen. Doch wie er später verstehen muss, suchen sich diese Konflikte immer wieder einen Platz in seinem Leben. Nassim Lyes verleiht dieser Figur trotz ihrer schweigsamen Art eine überraschende emotionale Tiefe. Obwohl er nicht viel redet, wirkt er nie stoisch oder kühl, sondern offenbart stillschweigend den Schmerz und die Verzweiflung, die er in sich trägt. In den Kampfsequenzen weiß der ehemalige Kickbox-Champion ebenfalls vollends zu überzeugen und geht mit einem schon fast selbstzerstörerischen Körpereinsatz zur Sache. Dabei dauert es erstmal eine ganze Weile, bis ihn der Film so richtig aus sich herauskommen lässt.

In der ersten Hälfte von Farang belässt es Regisseur Xavier Gens in einem ruhigen und realistischen Ton, um dem tragischen Schicksal von Sam genügend Raum zu lassen. Das gelingt leider nur bedingt. Die Beziehung zwischen Sam und seiner neuen Familie erscheint zu perfekt, zu klischeehaft. Als Konsequenz erscheint die Handlung des Films als zu vorhersehbar und die dramatischen Wendungen als zu kalkulierte Tragik. Glücklicherweise sind diese dramaturgischen Probleme in der zweiten Hälfte des Films deutlich weniger schwerwiegend.

Farang gibt sich ab da völlig seiner Action hin. Sam kämpft mit vollem Körpereinsatz, während der Film sich mit jeder weiteren Actionsequenz in einen regelrechten Gewaltrausch hineinsteigert. Seinen unbestreitbaren Höhepunkt erreicht Farang dann während einer furiosen Kampfsequenz in einem Aufzug. Die Intensität dieser Szene erreicht dabei ein so extremes Niveau, dass der Film alleine durch diese Sequenz nochmal ein völlig neues Level erreicht. Das ist durchaus wichtig, da es dem Werk sonst an eigener Identität mangelt. Die überdeutlichen Zitate aus anderen Martial-Arts-Filmen helfen nicht dabei, um wirklich in Erinnerung zu bleiben.

Für sein Ende kehrt Farang zu seiner ruhigen Tonalität aus der ersten Hälfte zurück. Das emotionale Finale funktioniert dann auch deutlich besser, da man sich nach all der extremen Gewalt auch ein bisschen mehr über französischen Herzschmerz-Kitsch erfreuen kann.

Farang - Schatten der Unterwelt (2023)

Nassim Lyes spielt den ehemaligen Profi-Boxer Sam, der im Gefängnis sitzt und kurz vor seiner Freilassung dank guter Führung steht. Als seine Vergangenheit ihn bei einem Freigang einholt und er keine Wahl hat, als etwas zu tun, das seine Freilassung gefährdet, bleibt ihm nichts anderes übrig als zu fliehen. Fünf Jahre später hat er sich ein neues Leben auf einer exotischen Insel in Thailand aufgebaut, wo er mit seiner Frau und ihrer Tochter lebt. Doch als er von einem gefährlichen Drogenbaron erpresst wird, kommt es bei einem Drogenschmuggel zu einer Tragödie und Sam hat nur noch ein Ziel vor Augen: gnadenlose Rache.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen