The Color Wheel (2011)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Viel Gerede um (eigentlich) Nichts

The Color Wheel ist einer dieser Filme bei denen man sich am Ende, wenn das Licht im Saal angeht, fragt, was man da bitte gerade gesehen hat. Egal, ob man letztendlich zu dem Schluss gelangt, dass der Film gut oder schlecht war, eines war er mit Sicherheit: anders. Wobei sich dieses Werk bei genauerer Betrachtung der Dichotomie „gut“/“schlecht“ konsequent entzieht. The Color Wheel lässt sich nicht fassen, nicht kategorisieren, ja kaum beschreiben kann man das Werk. Und dennoch fordert es dazu geradezu heraus.

Die grundsätzliche Geschichte des Films handelt von Colin (Alex Ross Perry, der auch Regie geführt hat) und JR (Carlen Altman), dem wohl nervigsten Geschwisterpaar der Filmgeschichte. Beide haben mehr oder weniger studiert, kommen aus gutem Hause und sollten eigentlich dabei sein, ihre Karrieren voran zu treiben, sich Partner fürs Leben zu suchen und Kinder zu bekommen. Oder wie man so schön sagt: „ein geregeltes Leben zu führen“. Doch niemand ist weiter davon entfernt, als die beiden. JR hat Colin lang nicht gesehen, doch jetzt steht sie bei ihm auf der Matte, denn sie braucht seine Hilfe. Sie muss schleunigst aus der Wohnung ihres Ex-Freundes, der nebenbei auch ihr Professor an der Uni ist, ausziehen. Die beiden machen sich also auf einen Roadtrip der Hölle, denn es gibt wohl keine schlimmere Idee, als diese beiden unausstehlich narzisstischen Menschen auf engstem Raum einzusperren.

So richtig viel mehr Dezidiertes kann man zu The Color Wheel eigentlich kaum sagen. Die eigentlich treibende Kraft des in Schwarzweiß gedrehten Werkes sind die beiden Darsteller, die man schon nach ein paar Minuten herzlich zu hassen lernt. Alex Ross Perry erinnert mit seinem Jungscharme und seiner spröden Art an Michael Cera, Carlen Altman wiederum hat große Ähnlichkeit mit einer bekifften, stets ein wenig lallenden Demi Moore. Sofern man mit dem eigentümlichen Charme des Films zurechtkommt, macht es großen Spaß, den beiden bei ihren bitterböse-zynischen Dialogen zuzuhören und sie dabei zu beobachten, wie sie sich in jeder Minute ihres Daseins selbst hassen, diese Wut aber lieber auf den anderen projizieren.

Eigentlich besteht der Film bei oberflächlicher Betrachtung aus nichts anderem als Gerede, Geschrei und noch mehr Gerede. Die Worte fliegen einem nur so um die Ohren. Doch wie man schon von den frühen Woody Allen Filmen lernen konnte: Manches Gerede ist nur Lärm und manches Gerede ist Genialität. Welches auf diesen Film zutrifft, ist wohl eine ganz persönliche Entscheidung – auch hier soll an Allen angeknüpft werden – entweder man liebt ihn oder hasst ihn. Und genauso verhält es sich mit The Color Wheel. Entweder empfindet man den Film als Meisterwerk oder als kompletten Quatsch. Kalt lassen wird einen dieser Film aber ganz bestimmt nicht.

Wer die Geduld aufbringt, den Film bis zum Ende zu sehen, wird übrigens, so viel sei verraten, mit einer der eigenartigsten und gleichsam emotional aufwühlendsten Überraschungen belohnt, die man seit langem in einem Film gesehen hat.
 

The Color Wheel (2011)

„The Color Wheel“ ist einer dieser Filme bei denen man sich am Ende, wenn das Licht im Saal angeht, fragt, was man da bitte gerade gesehen hat. Egal, ob man letztendlich zu dem Schluss gelangt, dass der Film gut oder schlecht war, eines war er mit Sicherheit: anders.

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