The Cabin in the Woods

Eine Filmkritik von Lida Bach

Wie man in den Wald hineinruft

Abgehoben, verdreht, tückisch: So präsentiert sich The Cabin in the Woods auf dem Kinoplakat und so ist Drew Goddards Regiedebüt, wenn auch nicht ganz in der Art, die sich Filmemacher und -zuschauer von der grausigen Parabel erhoffen. Deren Funktionalität und bewusste Künstlichkeit ähnelt der verrückter Häuser auf Rummelplätzen mit beweglichen Wänden, Drehböden und Simulationen. In jeder Ecke des Gruselkabinetts wartet eine andere Monstermaske, wie in einer blutrünstigen Variation von „Scooby-Doo, where are you!“
Der Kinderserie sind auch die Figuren entliehen: Der Party-Gänger steht für Shaggy, der Schneidige für Fred, der clevere Schwarze ist Velma, die Blondierte Daphne. Übrig bleibt die vorgeblich heimliche, tatsächlich offensichtliche Hauptfigur der spaßig-spukigen Handlung: Scooby. Nur heißt Shaggy hier Marty (Fran Kranz) und der Schneidige Curt (Chris Hemsworth), Velma heißt Holden (Jesse William) und Daphne Jules (Anna Hutchison). Scooby heißt Dana (Kristen Connolly) und ist nun weiblich. Vermutlich eine Referenz an das Final Girl, noch wahrscheinlicher aber eine Präferenz von Joss Whedon. Vor dem Script zu Cabin in the Woods schrieb er die zu Buffy, the Vampire Slayer. Buffy geht auf die High-School, tötet nebenbei Dämonen, ihr Freund ist ein Vampir, ihre beste Freundin eine Hexe und deren Freund ein Werwolf. Ob Twilight-Autorin Stephanie Meyers früher Buffy geschaut hat?

Dass Scooby weiblich ist, macht nichts, dass Scooby kein Hund mehr ist, aber schon. Tiercharaktere sind einfach knuffig und perfekte Sympathieträger. Anders Dana und ihre Begleiter. Die fünf sind unterwegs zum einsam gelegenen Titelort, wo sie Alkohol trinken, rauchen und Sex haben wollen (außer Dana). Solange, bis Zombies, Geister oder hinterwäldlerische Kannibalen alle töten (außer Dana). Klischeefiguren an einem Klischeeort in einem Klischee-Szenario: Das ist der Film; nicht der Goddards, sondern der, den Steve (Richard Jenkins) und Richard (Bradley Whitford) auf dem Überwachungsbildschirm verfolgen. Die beiden Regierungsbeamten inszenieren das zeremonielle Opferritual, für das die ahnungslosen Protagonisten ausgewählt wurden, weil sie Archetypen dessen verkörpern, was sie erwartet: Horror.

Trotz der offensichtlichen Parallelen ist The Cabin in the Woods nicht die Realverfilmung, die Scooby-Doo von den missglückten Kinoadaptionen erlöst. Genau genommen ist die spekulative Horrorkomödie überhaupt nicht erlösend, sondern ein Gefangener der ewigen Verdammnis der Metatextualität. In der hinterhältigsten Szene stoßen Richard und Steve auf ihr Arbeitsprojekt an. Das läuft auf einem Hintergrundbildschirm, der so wenig zufällig an die Kinoleinwand vor den Zuschaueraugen erinnert, wie irgendetwas in der Horrorpersiflage oder ihrem innerfilmischen Pendant zufällig geschieht. Die Sequenz wendet das enthüllende Licht von der Horrorindustrie auf die Filmemacher selbst, die sich ihrerseits zu dem raffinierten Konzept gratulieren.

Die Kulmination der Metaebenen ist der Moment ihrer Auflösung. Das Publikum darf sich angesichts der ohne Introspektive vorexerzierten Medienkritik gerade so intelligent fühlen, dass es sich nicht schlauer wähnt als Wheldon und Goddard, die durch die Falltür stürzen, die sie selbst konstruiert haben. Bezeichnenderweise lauert dort keinerlei Schrecken in dem Szenario, das bereits als Staffage etabliert wird. Die Vivisektion des Horrors resultiert in seinem Tod. Darin liegt der Qualitätsunterschied zu Scooby-Doo. Die Trickfilmreihe zeigte Grusel als real und enttarnte die Mechanismen, mit denen er erzeugt, und die Manipulateure, von denen er instrumentalisiert wurde. Die Scooby-Doo-Charaktere waren lebende Klischees; Wheldons Protagonisten sind leblose.

Dramaturgisch ist The Cabin in the Woods so hölzern wie der Titelort. Was er nicht am Horrorgenre möge, seien Kids, die sich wie Idioten verhalten, und die Entwicklung des Horrorfilms zu einer Reihe sadistischer Ereignisse. „Drew und ich hatten das Gefühl, das Pendel sei etwas zu weit in diese Richtung ausgeschlagen.“ Sein eigenes Werk liefert das beste Beispiel dafür.

The Cabin in the Woods

Abgehoben, verdreht, tückisch: So präsentiert sich „The Cabin in the Woods“ auf dem Kinoplakat und so ist Drew Goddards Regiedebüt, wenn auch nicht ganz in der Art, die sich Filmemacher und -zuschauer von der grausigen Parabel erhoffen. Deren Funktionalität und bewusste Künstlichkeit ähnelt der verrückter Häuser auf Rummelplätzen mit beweglichen Wänden, Drehböden und Simulationen.
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Meinungen

Pumpeng · 02.10.2012

Habe mir gestern diesen Film angeschaut und muss sagen, das waren mit Abstand die sinnlosesten 95 Minuten die ich in meinem Leben verbracht habe. Dieser Film ist nicht lustig, nicht gruselig - einfach nur eine absolut hohle Scheiße. Der Film war so schlecht, dass ich mich jetzt noch ärgere, dass ich mir diese geistlose Scheiße angetan habe. Leider kann man hier nicht mit minus hundert Sternen (für den Film müsste es KACKHAUFEN geben) bewerten.

Stefan · 17.09.2012

Also, ich bin noch nie vorher aus dem Kino gegangen, aber ich konnte mir den Müll nicht weiter angucken, das Geld hätte ich auch in den Müll schmeißen können.

Vineta · 12.09.2012

Für was alles Geld ausgegeben wird omfg!

Tanz der Teufel abklatsch...keineswegs lustig und die Computereffekte wirken stümperhaft...naja wers mag...total sinnfreier Film!

Frau Weaver war noch das beste am Film...

RainyBrain · 11.09.2012

Das Warten hat sich durchaus gelohnt, auch wenn Cabin in the Woods nur in vereinzelten Kinos zu laufen scheint...

firstclass · 23.08.2012

Kann dem oben stehenden überhaupt nicht beipflichten.
Jedoch sollte jeder seine eigene Meinung haben dürfen...

Filmliebhaber-Tom · 22.05.2012

Was lange „gärt“ wird letztendlich gut.
Eigentlich bereits für 2010 angekündigt verschob sich die Kinoauswertung zu „The Cabin in the Woods“, aufgrund des Finanzdebakels seitens MGM´s, um fast 2 Jahre.
Jetzt hat es Drew Goddards („Buffy“, „Lost“) Regiedebüt dank „Lionsgate“ doch noch in die weltweiten Lichtspielhäuser geschafft – und das sogar vollkommen zu recht.
Für interessierte Horrorfilmfreunde IST „The Cabin in the Woods“ eindeutig Pflichtprogramm, handelt es sich doch hier um vollkommen überdrehtes und hübsch gefilmtes Effekt-Kino der Spitzenklasse. Die erste Filmhälfte punktet mit typischen Teenie-Horror-Kino in Kombination mit selbstironischen „Scream“-resken Humor. Im zweiten, und vollkommen haarsträubend-überraschenden, Filmpart kommt dann gehörig die Splatter-Fraktion auf ihre Kosten. Hier wird gemeuchelt, geschlitzt und geschossen was das Produktionsbudget und die CGI-Effekt-Kiste hergibt. Ein Freudenfest für alle Fans des düsteren Genres. Um eine Fortsetzung wird dringend gebeten – anhand des rentablen Erfolgs an den weltweiten Kinokassen gar nicht so unwahrscheinlich.

Fazit: 8/10 Punkte.

Eine ausführliche Review auf meinem Filmblog:

filmchecker.wordpress.com/2012/05/22/filmreview-the-cabin-in-the-woods-2011/