Repo!

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Dass funktionstüchtige menschliche Organe ebenso ein unbezahlbares Gut wie mittlerweile auch eine heiß umkämpfte, kostbare Ware darstellen, ist eine Entwicklung des medizinischen Fortschritts, die ihren Höhepunkt sicherlich noch längst nicht erreicht hat. In Repo! The Genetic Opera entwirft Regisseur Darren Lynn Bousman ein provokantes Szenario für den ökonomischen Umgang mit den wertvollen Innereien: Wer ein Herz oder eine Niere benötigt, kann sie sich notfalls auch auf Raten kaufen. Doch wehe, wenn die Rückzahlung ins Stocken gerät, denn dann kommt Repo Man zum Einsatz und holt die Ware kompromisslos zurück. Dass sich diese Aktionen anders gestalten, als wenn ein Möbel oder ein Auto wieder einkassiert wird, versteht sich von selbst, zumal sich die skurrilen Vollstrecker keine Zeit für langwierige Operationen nehmen …
In nicht ganz ferner Zukunft: Eine Epidemie, die menschliche Organe zerstört, greift um sich und fordert zahlreiche Opfer. Der gewiefte Geschäftsmann Rotti Largo (Paul Sorvino) hält das Monopol auf geklonte Ersatzorgane und damit eine ungeheuerliche Macht in Händen. Sein Reichtum wächst stetig mit den Opfern, denen er eine Ratenzahlung anbietet, doch säumige Kunden werden gnadenlos von einem Repo Man überrascht und brutal ausgewaidet. Largos Kinder Amber (Paris Hilton), Luigi (Bill Moseley) und Pavi (Nivek Ogre) – jedes für sich eine schrille Persönlichkeit mit starker Neigung zu Grausamkeiten – beginnen bereits, sich über das Erbe des Imperiums zu streiten, doch ihr Vater, der mit seinem baldigen Ableben rechnen muss, hat so gar keinen Favoriten unter ihnen. Vielmehr fällt in diesem Zusammenhang sein Augenmerk auf die schwerstkranke Shilo Wallace (Alexa Vega), die von ihrem Vater Nathan (Anthony Head) gleichzeitig gepflegt, beschützt und isoliert wird. Largo nimmt Kontakt zu Shilo auf, mit deren verstorbener Mutter er einst liiert war, und die junge Frau beginnt, die Kontrollen ihres Vaters zu unterlaufen, der seinerseits ein fürchterliches Geheimnis vor ihr verbirgt …

Bereits im Titel als Oper deklariert, bedeutet diese Klassifizierung, dass sämtliche Redeanteile in gesungener Form erscheinen, was teilweise witzig wirkt, über den gesamten Film hinweg jedoch nicht zuletzt auf Grund der komplexen Dramaturgie streckenweise recht ermüdend ausfällt. Repo! The Genetic Opera, der auf dem Fant-Asia Film Festival in Montréal ausgezeichnet wurde und für den Paris Hilton in diesem Jahr den bissigen Razzie Award als Schlechteste Nebendarstellerin „gewann“, stellt ein abgefahrenes, kostümprächtiges Horrorstück von blutrünstigem Zynismus dar. Das Thema des geschäftlichen Umgangs mit menschlichen Organen wird hier in einer düsteren Vision auf die Spitze getrieben und trifft ins Fleisch der ethischen Problematik, ohne jedoch moralisierend zu erscheinen. Im Vordergrund steht dabei deutlich die schräge Geschichte – und natürlich die Musik, deren klanglichen Ausprägungen zwar eine wilde, passende Erhabenheit anhaftet, deren Kompositionen jedoch insgesamt zu wenig ansprechend ausgefallen sind. Nichtsdestotrotz hat Darren Lynn Bousman (Saw II, 2005, Saw III, 2006, Saw IV, 2007) mit Repo! The Genetic Opera ein einzigartiges, gewagtes Spektakel inszeniert, das sich mit der knappen Bezeichnung „Trash“ nur allzu ungenügend beschreiben lässt und allemal ungezähmte Unterhaltung der ganz anderen Art bietet.

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Dass funktionstüchtige menschliche Organe ebenso ein unbezahlbares Gut wie mittlerweile auch eine heiß umkämpfte, kostbare Ware darstellen, ist eine Entwicklung des medizinischen Fortschritts, die ihren Höhepunkt sicherlich noch längst nicht erreicht hat.
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