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Wer eine Abendschule besucht, hat ja nicht unbedingt Lust auf drögen Matheunterricht und Hausaufgaben. Doch der vom Comedian Kevin Hart gespielte Verkäufer Teddy strebt nach dem späten Schuldiplom, weil es beruflich Türen öffnet. Er hofft inständig, es auch ohne Lernen zu bekommen.

Night School (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Zurück zum schulischen Ernst des Lebens

Die Schulzeit ist nie zu Ende, wie jeder weiß, der nachts in wiederkehrenden unangenehmen Träumen versucht, die Abschlussprüfung zu schaffen. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob und welche Zeugnisse, Diplome, Berufstitel im Laufe der individuellen Biografie schon erworben wurden. Irgendwie ist die Schule im Gedächtnis nachdrücklicher als viele andere Erfahrungen im Leben mit der Angst verbunden, zu versagen, beim Versuch des Durchmogelns ertappt zu werden. Teddy (Kevin Hart) sprang in Atlanta mitten in der Abschlussprüfung der Highschool auf und ging, im Gefühl des trotzigen Triumphs über seine angepassten Mitschüler. 17 Jahre später kehrt er kleinlaut in das Gebäude unguter Erinnerungen zurück, um in der Abendschule den Abschluss nachzuholen.

Denn er fährt zwar ein tolles, nicht abbezahltes Cabrio,mit seiner tollen Freundin Lisa (Megalyn Echikunwoke) auf dem Beifahrersitz. Aber er verdient als Verkäufer von Grillgeräten viel weniger als Lisa, die in der Werbung arbeitet. Das führt schon mal zu einer peinlichen Situation, als er bei einem teuren Restaurantbesuch die Rechnung für acht Leute übernehmen muss, um das Gesicht zu wahren. Auch da versucht sich Teddy, wie so oft, mit einem Trick zu retten. Aber er kann auch ziemlich ungeschickt sein, wie ein Mann, der innerlich eben noch im Schüleralter steckengeblieben ist. So wird der Grillgeräte-Laden, den er hätte übernehmen sollen, wegen eines Missgeschicks abgefackelt, und er braucht einen neuen Job. Finanzanalyst wie sein Freund Marvin (Ben Schwartz) zu werden, das wäre was, aber Marvin kann Teddy nur unterbringen, wenn er einen Highschool-Abschluss vorweist. Und so kommt es, dass Teddy, um sich weiterzuentwickeln, erst einen Schritt zurückmachen muss – dorthin, wo er einst kniff. 

Die Komödie von Regisseur Malcolm D. Lee (Girls Trip) bezieht ihren Reiz hauptsächlich aus der Schulsituation, in der sich eine bunt gemischte Gruppe von Erwachsenen begegnet. Wie Teddy haben auch die anderen Abendschüler den Wunsch, dem eigenen Leben eine neue Wendung zu geben. Der Film plädiert ganz politisch korrekt für lebenslange Bereitschaft zum Lernen, wobei der Lernprozess als harte Leistung verstanden wird, der kein Aspirant auf das Zeugnis entfliehen kann. Aber der Weg bis zur Abschlussprüfung verläuft alles andere als geradlinig, denn Teddy, der diverse Lern- und Teilleistungsstörungen hat, animiert den Kurs dazu, die Aufgaben für die Zwischenprüfung zu klauen. Comedian Kevin Hart, der auch am Drehbuch mitwirkte, spielt Teddy als schlitzohrigen und zugleich unbeholfenen Charakter, als großen Jungen, dem niemand lange böse sein kann. Doch die strenge Lehrerin Carrie (Tiffany Haddish) behält ihn wachsam im Auge und fällt auf seine Tricks nicht herein. 

Diversität wird in diesem Film großgeschrieben, es kommen viele afroamerikanische Charaktere vor und Personen mit Migrationshintergrund. Die Versuche des weißen Schulrektors Stewart (Taran Killam), sich einen Slang der Schwarzen anzueignen, um cool zu wirken, werden von diesen spöttisch registriert. Stewart ist ein ehemaliger Mitschüler Teddys und auf diesen so schlecht zu sprechen, dass er ihm den Abschluss vermasseln will. Auch in Teddys neuer Klasse sitzt mit dem Mexikaner Luis (Al Madrigal) ein Mann, der ihm grollt, schließlich ist er seinetwegen vor kurzem seinen Kellnerjob im Nobelrestaurant losgeworden. 

Die Klasse wächst rasch zu einer Gemeinschaft, in der jeder eine Macke hat, aber auch Sympathien erntet. Jaylen (Romany Malco) zum Beispiel ist ein Verschwörungstheoretiker, der Möbelpacker Mackenzie (Rob Riggle) schwer von Begriff, die Hausfrau und dreifache Mutter Theresa (Mary Lynn Rajskub) gründlich frustriert und sexuell ausgehungert. Apropos Sex, es fehlt nicht an schlüpfrigen, aufdringlichen Witzen, aber sie dienen eher der beiläufigen Auflockerung, als dem Ziel, die Komödie einschlägig zu prägen. 

Mit den vielen afroamerikanischen Charakteren kommt auch frischer Wind ins Genre. Der Dialogwitz erhält eine perspektivische Erweiterung, thematisiert natürlich auch die Erfahrung von Rassendiskriminierung. Leider erweist sich die Geschichte im Verlauf dann doch als zu wenig inspiriert, um mehr als nur passable Unterhaltung zu bieten.

Night School (2018)

Eine Gruppe an Unruhestiftern ist gezwungen die Abendschule zu besuchen, um die High School beenden zu können.

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