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Die aus Sri Lanka stammende Musikerin M.I.A. ist ein Superstar und erhebt immer wieder ihre Stimme gegen Rassismus und gegen den Genozid an den Tamilen in ihrer Heimat. Stephen Loveridges Dokumentarfilm begibt sich auf Spurensuche nach ihren Wurzeln und Prägungen.

Matangi/Maya/M.I.A. (2018)

Drei Namen, eine Person

So präsent M.I.A. alias Matangi „Maya“ Arulpragasam auch in Stephen Loveridges filmischem Porträt über sie ist, an einer entscheidenden Stelle fehlt dennoch ihr Name: Eigentlich gebührt dem Popstar nämlich ein Credit als Co-Regisseurin. Denn sie, die einst als einzige Nicht-Weiße ihres Jahrgangs am renommierten Saint Martins College of Art Dokumentarfilm studierte, hat Unmengen an Material aus ihrem eigenen Archiv zusammengetragen und dann irgendwann Stephen Loveridge, ihrem Studienkollegen von einst, übergeben, damit der – angereichert mit eigenem Material – einen Film daraus machen könne.

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Dieses Vorgehen garantiert eine große Nähe und Auskunftsbereitschaft der Porträtierten, lässt aber auch manchen Aspekt und eine insgesamt kritischeres Nachfragen unter den Teppich fallen und konzentriert sich ganz auf die schillernde Persönlichkeit der Musikerin und Aktivistin.

Allein der familiäre Background ihrer Familie bietet viel Stoff zur Aufarbeitung: Ihr Vater Arul war im tamilischen Widerstand in Sri Lanka aktiv und dementsprechend selten bis nie wirklich anwesend – ein Zustand, der sich noch weiter verstärkte, als die Familie in den späten 1980er Jahren nach London floh, wo Matangi und ihre Geschwister ohne Vater aufwuchsen. Dennoch ist der Einfluss Aruls, der erst viele Jahre später zu seiner Familie zurückkehrte (was seine Tochter übrigens mit der Kamera dokumentierte), unübersehbar – auch wenn die Künstlerin sich nur selten direkt über ihn äußert. Immer wieder nutzt M.I.A. ihre Prominenz dazu, auf den Konflikt und den von der Welt missachteten und vergessenen Genozid an den Tamilen aufmerksam zu machen.

Obwohl der Film einer groben Chronologie folgt und so die Karriere der Musikerin nachzeichnet, gibt es vor allem ein Schlüsselerlebnis, zu dem der Film immer wieder zurückkehrt: Nachdem sie in jungen Jahren mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern aus Sri Lanka nach London geflohen ist, hielt sie sich im Jahre 2001 mehrere Monate in ihrer früheren Heimat auf und erlebte dort vor allem in Erzählungen ihrer Verwandten, wie die Lage der Tamilen wirklich war. Besonders prägend war dabei eine Situation, bei der sie und ihre Mutter in einem Bus von Soldaten angegangen wurden. Ihre Mutter, so berichtet sie, habe sie dann zur Ruhe ermahnt: „Wenn du jetzt etwas sagst, ziehen sie dich in den Wald und vergewaltigen dich.“

Erfahrungen wie diese haben auch ihre Texte und Videoclips geprägt, auf deren Gestaltung sie als ausgebildete Filmemacherin viel Wert legt: In dem Film zu ihrem Song Born Free, der von Romain Gavras inszeniert wurde, machen US-amerikanische Soldaten und Polizisten Jagd auf Rothaarige, die in die Wüste verschleppt und dort exekutiert werden. Später folgte mit dem Song Borders eine Auseinandersetzung mit den Flüchtlingsbewegungen der jüngsten Zeit, was teilweise absurde Reaktionen zur Folge hatte: Man warf ihr vor, sie dürfe und solle sich nicht in dieser Weise äußern, weil sie in der Zwischenzeit mit einem US-Milliardär liiert sei.

Loveridges Film ist ein wenig wie die Musik der Sängerin selbst geraten: Widersprüchlich und voller verschiedenster Einflüsse, mitunter mit harten Breaks und Beats, dann wieder ganz selbstverständlich dahinfließend, rau und schroff, aus Samples zusammengesetzt, die unterm Strich dann doch ein in sich geschlossenes Werk ergeben, das vieles andeutet, aber nicht alles bis zum Ende ausbuchstabiert.

Matangi/Maya/M.I.A. (2018)

Von Bürgerkriegs- und Migrationserfahrungen bis zum Aufstieg zum populären aber kontroversen Star – der Dokumentarfilm spürt dem Leben der Sängerin und Pop-Ikone M.I.A. nach. In Sri Lanka als Kind des Begründers der tamilischen Unabhängigkeitsbewegung geboren, flieht Mathangi „Maya“ Arulpragasam alias M.I.A als Neunjährige mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach London. 

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