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Wenn die Einsamkeit am größten ist, naht Hilfe aus dem All. Eigentlich wollten die drei Aliens, die der unglückliche Luis auf der Erde bruchlanden sieht, nur mal kurz shoppen. Aber wo sie schon mal da sind, können sie ihm vielleicht auch helfen, die drohende Heimunterbringung abzuwenden.

Luis & Die Aliens (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Grüne Wesen, die der Himmel schickt

Das Warten auf die Außerirdischen ist eine zwiespältige menschliche Angewohnheit, den Geist zu beschäftigen. Jedes Kind stellt sich gerne vor, dass es im All intelligente Lebewesen gibt, welche die Erde in ihren fliegenden Untertassen besuchen werden. Nicht wenige Menschen glauben sogar, dass die kleinen grünen Männchen schon einmal da waren. Die Sehnsucht, nicht allein zu sein, weder im All noch im persönlichen Alltag, mag hinter solchen Fantasien stecken, aber sie wecken auch Ängste vor einer möglichen feindlichen Invasion.

Das Langfilm-Regiedebüt der Brüder Christoph und Wolfgang Lauenstein, bei dem Sean McCormack (Ooops! Die Arche ist weg…) als Ko-Regisseur und Ko-Autor fungiert, strickt aus diesem Dilemma ein spaßiges Animationsabenteuer für Kinder, das auch erwachsene Sci-Fi-Liebhaber bei Laune hält. 

Die auch für das Drehbuch verantwortlichen Brüder Lauenstein, die 1990 einen Oscar für den animierten Kurzfilm Balance erhielten, siedeln die Geschichte in Amerika an. Damit beweist die deutsch-dänisch-luxemburgische Produktion ein Bewusstsein für die Tradition des Ufofilm-Genres, das auch in zahlreichen inhaltlichen Details aufscheint. Am Rande der Stadt Walnut Hill, wo sich Suburbia und Kornfelder gute Nacht sagen, landet an einer aufgelassenen Tankstelle eine kleine Raumkapsel mit drei gummiartigen Aliens. 

Der 12-jährige Luis entdeckt sie hocherfreut, denn sein Vater, der Ufologe Armin Sonntag, tut seit ewigen Zeiten nichts anderes, als mit seinem Teleskop nach ihnen zu fahnden, und wird von der ganzen Nachbarschaft für einen Spinner gehalten. Als kleiner Junge begegnete der Vater einem bösen Alien, aber niemand wollte ihm glauben, und seither wartet er, mit einem Schockfroster bewaffnet, auf die Wiederkehr der Feinde aus dem All. Er vernachlässigt seinen Sohn völlig, der in seiner Einsamkeit überirdische Hilfestellung bitter nötig hat.

Ein Hauch von E.T. — Der Außerirdische durchzieht die Atmosphäre dieser schönen, nämlich auch ernste Probleme thematisierenden Komödie. Luis erkennt sofort, dass die grünen Männlein Mog, Nag und Wabo einen irdischen Guide brauchen, der sie beschützt und versteckt – vor allem auch vor seinem Vater. Dabei zerbricht er sich gerade den Kopf darüber, wie er seine drohende Unterbringung ins Kinderheim der angsteinflößenden Miss Diekendaker abwenden kann. Der Schuldirektor hat die Maßnahme angeregt und will sich nun im Hause Sonntag selbst ein Bild vom Ausmaß der Verwahrlosung machen. Luis muss das unbedingt verhindern, und da kommt ihm eine besondere Eigenschaft der Aliens gelegen. Sie können sich in Menschen – oder Hunde – verwandeln, deren Haar sie verspeisen. Luis führt den Direktor und die Heimleiterin zu den penibel ordentlichen Nachbarn, die gerade nicht anwesend sind. Im falschen Haus begrüßt die Besucher ein ebenfalls falscher, dafür aber wacher Vater, der dem echten täuschend ähnlich sieht. 

Lustvoll beantwortete der Film schon bei der Landung der Aliens en passant die ewig offene Frage, wer die wunderbar geometrischen Kornkreise in die Felder zeichnet. Und er streift auch die Paranoia, die mit der Alien-Thematik eng verbunden ist. Ist der Eisverkäufer wirklich ein solcher, nur weil er das behauptet? Und sollte Luis‘ verpeilter Vater gar recht haben, dass es auch böse Aliens gibt? Mog, Nag und Wabo jedenfalls sind gutmütige Geschöpfe, die mit ihrer quirligen Neugier aber auch an die zu Unfug neigenden Minions aus den Ich – Einfach unverbesserlich-Filmen und dem ihnen gewidmeten Spin-Off erinnern. 

Das Kreuzfahrt-Raumschiff, das die Aliens in die Nähe des Planeten Erde brachte, wollte diesen links liegenlassen, weil das primitive Leben darauf einen Abstecher nicht lohnen würde. Daher beschlossen die drei Freunde, sich mal kurz heimlich abzuseilen, um die Massagematten zu erwerben, die ein irdischer Homeshopping-Kanal, dessen Programm sie empfingen, gerade wärmstens empfiehlt.

Mit dieser Persiflage menschlicher Konsumgewohnheiten bekommt die Handlung einen sehr witzigen Anstrich. Auch der modern anmutende Stress, den sich Luis‘ Vorzeige-Nachbarn in ihrem absolut durchstrukturierten und staubfreien Alltag bereiten, wird auf die Schippe genommen. Während sie diese Behausung unsicher machen, wachsen Luis und die drei Aliens zu einem wunderbaren Team zusammen. 

Eine hübsche Nebenrolle gehört einem Mädchen: Mitschülerin Jennifer will Luis immer interviewen, weil sie erste journalistische Gehversuche macht. Es ist typisch für den außerordentlich treffsicheren Witz dieser Geschichte, dass sie und ihre Gehilfin den Scoop erst nicht erkennen, der sich vor ihren Augen abspielt, und dann Probleme haben, ihn zu filmen.

Es gibt also viel zu lachen beim Genuss dieses ideenreichen Films. Er bereitet nicht nur unbeschwertes Vergnügen, sondern beweist auch, dass Nostalgie und frischer Wind im Ufo- und Alien-Subgenre der Science Fiction keine unvereinbaren Gegensätze sein müssen.

Luis & Die Aliens (2018)

Luis hat es in der Schule nicht leicht. Sein etwas merkwürdiger Vater Armin Sonntag ist Ufologe und besessen davon, die Existenz von Aliens nachzuweisen. Und seine Mitschüler finden Luis genauso schräg wie dessen Vater. Deshalb ist die Überraschung umso größer, als eines Tages die drei Aliens Mog, Nag und Wabo direkt vor Luis eine Bauchlandung hinlegen. Doch die drei Aliens entpuppen sich nach dem ersten Schrecken als völlig harmlos und sehr witzig. Außerdem sind die Aliens mit einer seltsamen Mission auf die Erde gekommen, bei denen Luis ihnen behilflich sein will. Doch seitens der Schulleitung droht Ungemach, weil der Schuldirektor den Jungen auf ein Internat schicken will, um ihn vor seinem Vater zu schützen …

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