Ein Sommernachtstraum (1999)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Shakespeares unsterbliche Komödie im leichten Sommergewand

Es gab eine Zeit, da verging kaum ein Jahr ohne eine neue Shakespeare-Verfilmung. Die Bandbreite reichte von Avantgardistischem wie Prospero’s Books von Peter Greenaway (1991) über Pop-Filme wie Baz Luhrmanns Romeo and Juliet (1996) bis hin zu Kenneth Branaghs Much Ado about Nothing (1993) sowie unzählige weitere Adaptionen, die bis hin zu den schwer zu spielenden und noch schwerer zu inszenierenden Königsdramen. Zu den beliebtesten Stücken des großen englischen Dramatikers zählt zweifelsohne seine wundervolle Komödie Ein Sommernachtstraum / A Midsummer Night’s Dream die Shakespeare offensichtlich unmittelbar im Anschluss an Romeo und Julia schrieb und die in gewisser Weise eine humoristische Antithese zur Tragik des Ausgangsstoffes darstellt.

Werkgetreu wie kaum eine andere Verfilmung von Shakespeares großartiger Komödie ist Michael Hoffmanns Verfilmung von Ein Sommernachtstraum geraten, einige Freiheiten erlaubte sich Hoffmann aber doch: So modernisierte er behutsam Ort und Zeit der dramatischen Vorlage und verlegte das Ganze von Athen in die Toskana und siedelte das Stück im ausgehenden 19. Jahrhundert an, so dass er seine Protagonisten auf bunten (und etwas zu modernen) Fahrrädern statt hoch zu Pferde durch die Landschaft schicken kann. Das bleiben aber auch die einzige Zugeständnisse an die modernen Zeiten, denn ansonsten hält sich Michael Hoffmann peinlich genau an die Vorlage des Meisters aus Stratford-upon-Avon und setzt so in der reichhaltigen Rezeptionsgeschichte des Sommernachtstraum ein weiteres Ausrufezeichen.

Die schöne Hermia (Anna Friel) ist Demetrius (Christian Bale) versprochen, doch in Wahrheit liebt sie einen anderen, nämlich Lysander (Dominic West). Vom Herzog Theseus (David Straightham) vor die Wahl gestellt, entweder der Pflicht zu gehorchen und Demetrius zu heiraten oder zu sterben, flüchtet sie mit Lysander in den nahe gelegenen Zauberwald. Dort trifft das Liebespaar prompt auf Demetrius, der seinerseits vor den amourösen Nachstellungen Helenas (Calista Flockhart) Reißaus genommen hat. Als sich schließlich noch der vorwitzige Gnom Puck (Stanley Tucci) und der Elfenkönig Oberon (Rupert Everett) einmischen, die selbst in Liebeshändel um die Fee Titania (Michelle Pfeiffer) verstrickt sind, beginnt ein Verwirrspiel der Liebe, bei dem jeder der Beteiligten Mühe hat, den Überblick zu behalten, zumal bald auch noch eine dilettierende Schauspieltruppe den Wald unsicher macht…

Michael Hoffmanns Interpretation von William Shakespeares Komödie besticht durch Witz, Ideenreichtum, eine umwerfende Ausstattung und nicht zuletzt herausragende Schauspieler, die dem Film einen ganz eigenen Zauber verleihen. In der illustren Besetzung sticht vor allem Kevin Kline als talentfreier Mime Nick Bottom hervor und spielt seine ganzen komödiantischen Fähigkeiten aus, so dass trotz oder gerade wegen der engen Anlehnung an das Original kaum ein Auge trocken bleibt. Für Shakespeare-Fans ist diese DVD ein unbedingtes Muss.
 

Ein Sommernachtstraum (1999)

Es gab eine Zeit, da verging kaum ein Jahr ohne eine neue Shakespeare-Verfilmung.

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