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Ein Musikmanager kommt bei der Suche nach dem nächsten Hit auf die Idee, eine Gruppe aus einem Imam, einem Pfarrer und einem Rabbi zu formen. Doch damit fangen die Schwierigkeiten erst an …

Ein Lied in Gottes Ohr (2017)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Treffen sich drei …

Der Musikmanager Nicolas (Fabrice Eboué) steht reichlich unter Druck: Seine Sparte agiert glücklos innerhalb des Mischkonzerns Demanche, der nebenbei auch Unterwäsche verhökert, die strenge Vorstandsvorsitzende kanzelt ihn öffentlich ab und nun soll er binnen 6 Monaten eine Popgruppe aufbauen, die es schafft, das legendäre „Olympia“ zu füllen. Nur fallen die Popstars auch nicht gerade vom Himmel. Doch nach einer durchzechten Nacht hat er eine Eingebung, die vielleicht sogar eine göttliche ist …

Als er nämlich mit schwerem Schädel die Bilder der vorherigen Nacht betrachtet, in der er bei einer Kostümparty übel abstürzte, und sich in neckischen Posen mit Latexnonnen sieht, erinnert er sich an den Überraschungserfolg der (realen) Gesangsgruppe Les Prêtres (2010-2014) und kommt auf die Idee, ein multikonfessionelles Trio zu gründen, das aus einem katholischen Pfarrer, einem Rabbi und einem Imam besteht. In unruhigen Zeiten wie den gegenwärtigen wäre dies eine Botschaft, die einigen Erfolg verspräche. 

Also begeben er und seine etwas mannstolle Assistentin Sabrina (Audrey Lamy) sich auf Castingtour durch die katholischen Kirchengemeinden, wo sie allerdings schnell feststellen müssen, dass Frömmigkeit und Gesangstalent nicht notwendigerweise Hand in Hand gehen. Schließlich aber stoßen sie doch auf Benoît (Guillaume de Tonquédec), der mit einem engelsgleichen Organ gesegnet ist. Ähnlich einfach gestaltet sich die Suche nach einem musikalischen Rabbiner, denn Samuel (Jonathan Cohen) war einst für seine Sangesfreude bekannt, bis er sich nach einer blutig missglückten Beschneidung aus dem Dienst an der Gemeinde zurückzog und ein freudloses Leben als traumatisierter mönchischer Einsiedler führte. 

Etwas schwieriger ist hingegen die Suche nach einem musikalischen Imam, bis ihnen eines Tages der Raï-Sänger Moncef (Ramzy Bedia) begegnet. Er hat zwar mit dem Islam nichts am Hut, doch drückende Schulden veranlassen ihn schließlich, in der neu formierenten Band den Part des (falschen) Imam einzunehmen. Doch selbst als die Gruppe nun endlich komplett ist, gestaltet sich der Weg in den Olymp – Verzeihung, ins „Olympia“ – als echte Herausforderung. Denn das Schicksal (oder Gott) hat ihnen und ihrem wackeren Manager, der nebenbei noch um die Rückkehr zu seiner Frau kämpft, einige Steine in den Weg gelegt. 

Ein Lied in Gottes Ohr passt in die Reihe der Culture-Clash-Filme, die uns seit einiger Zeit aus Frankreich erreichen und die sich im deutschen Arthouse-Kino bei einer bestimmten Zielgruppe großer Beliebtheit erfreuen – man denke nur an Monsieur Claude und seine Töchter. Hier freilich geht es nicht um soziale oder ethnische Unterschiede, sondern um religiöse. Und man ertappt sich fast unmittelbar dabei, dass allein die Vorstellung einen heftig zusammenzucken lässt. Allerdings sind die Sorgen, dass der Film religiöse Gefühle verletzten würde, völlig umsonst. Trotz mancher Griffe unterhalb der Gürtellinie bleibt der Humor in Fabrice Eboués Film doch stets gutmütig und achtet zudem peinlich genau darauf, dass jede der beteiligten Glaubensrichtungen gleichermaßen ihr Fett wegbekommt. 

Natürlich jongliert Eboué in seinem Film mit Klischees und Vorurteilen, doch zugleich stattet er seine Figuren und Dialoge auch mit kleinen Widerhaken und -borstigkeiten aus, die man aufgrund des flotten Tempos nicht immer sofort mitbekommt. Dass der Film trotz eines eher schwächeren letzten Drittels gut unterhält, liegt zudem unbestreitbar an der Spielfreude der drei Geistlichen und ihres vielfach überforderten Managers, der zudem mit Sabrina über einen guten Sidekick verfügt – auch wenn die Charakterzeichnung der Assistentin nun wahrlich nicht in jedem Aspekt den Anforderungen der political correctness entspricht. Dass ausgerechnet sie am Ende eine sehenswerte und durchaus glaubwürdige Wandlung hinlegt, die alles noch einmal auf den Kopf stellt, zählt zu den schönsten Volten des Films. 

Ein Lied in Gottes Ohr passt haargenau in die Sommerkinosaison: Statt tiefsinniger Diskurse oder bitterböser Satire (wie etwa in Jaco Van Dormaels Das brandneue Testament) betont Fabrice Eboués Spielfilmdebüt auf fast schon naive, aber irgendwie auch optimistische Weise das Verbindende und Zwischenmenschliche zwischen den Religionen, das in der Realität immer schwerer zu fassen scheint. Und vielleicht ist das ja die eigentliche Botschaft dieser Komödie: dass man Religion nicht so ernst nehmen sollte. Und dass es gefühlte wie reale Unterschiede gibt, die man im Zweifelsfall (und wenn man entsprechend geschmeidig bleibt), auch einfach mal weglachen kann.

Ein Lied in Gottes Ohr (2017)

Um seiner sicheren Entlassung zu entgehen, stellt ein Musikproduzent eine Band mit einem Priester, einem depressiven Rabbi und einem falschen Imam zusammen

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