Asphalt-Cowboy

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Nach dem Roman Mitternachts-Cowboy / Midnight Cowboy von James Leo Herlihy entstand im Jahre 1969 der Spielfilm Asphalt-Cowboy von John Schlesinger mit Dustin Hoffman und Jon Voight in den Hauptrollen. Dieses vielfach mit renommierten Preisen gekrönte Drama über die Freundschaft zweier Randgestalten, die in der unbarmherzigen Metropole New York City um ein halbwegs würdiges Überleben kämpfen, wurde vom American Film Institute in die Liste der 100 besten US-amerikanischen Filme aller Zeiten aufgenommen und hat dem wunderschön melancholischen Titelsong „Everybody’s Talkin’“ – geschrieben von Fred Neil und intoniert von Harry Nilsson – zu enormer Popularität gereicht.
An Selbstvertrauen mangelt es dem jungen Texaner Joe Buck (Jon Voight) augenscheinlich nicht, als er sich in Cowboy-Kluft nach New York City aufmacht, um dort eine Laufbahn als bezahlter Liebhaber gut betuchter Ladys einzuschlagen. Mit vermeintlich flotten Sprüchen und zur Schau getragener Männlichkeit stürzt er sich bald nach seiner Ankunft auf ältere Damen, die seinen Weg kreuzen, muss jedoch rasch feststellen, dass dieses Geschäft auf der Straße nicht gerade blüht. Als er in einer Bar den gewieften, abgewrackten und kränklichen Gauner Enrico „Ratso“ Rizzo (Dustin Hoffman) kennen lernt, vermittelt ihn dieser gegen eine Gebühr an den abgedrehten Mr. O’Daniel (John McGiver), den er als Zuhälter ausgibt.

Dass dieser Wahnsinnige ihm kaum wird weiterhelfen können, ist Joe bereits nach wenigen Augenblicken klar, als er auf O’Daniel trifft, und er verflucht Rizzo, der ihn offensichtlich hereingelegt und sich mit seinem Geld aus dem Staub gemacht hat. Nicht lange darauf begegnen sich die beiden jedoch erneut, und nach einem kurzen Wutausbruch kommt Joe schließlich sozusagen als Entschädigung bei Rizzo in dessen erbärmlicher Schlafstätte unter. Ohne Perspektive in New York beginnen die unterschiedlichen Männer, von einer gemeinsamen Zukunft im warmen Florida zu träumen, doch der Weg zu den Bustickets in die Sonne ist gepflastert mit harten Erfahrungen auf den Hinterhöfen des so genannten Amerikanischen Traums …

Ausgezeichnet mit drei Oscars als Bester Film, für die Beste Regie sowie für das Beste Drehbuch, sechs BAFTA Awards, einem Golden Globe und zahlreichen weiteren Nominierungen und Preisen war Asphalt-Cowboy, der bei seinem Erscheinen auf Grund der als brisant empfundenen Darstellung der Sexualität zunächst keine Jugendfreigabe erhielt, seinerzeit auch an den Kinokassen ein beachtlicher Erfolg. Es ist die dichte Atmosphäre von gnadenlosem Existenzkampf im urbanen Raum einerseits und der zarten Herausbildung einer letztlich tragfähigen Bindung zwischen zwei gestrauchelten Außenseitern andererseits, die diesen Film auch heute noch zu einem bewegenden Plädoyer für Humanismus und Freundschaft werden lässt. Dabei bilden Dustin Hoffman und Jon Voight mit ihrer ebenso grandiosen wie ambivalenten Verkörperung der beiden klassischen Antihelden ein absolut anrührendes Paar, das sich längst einen würdigen Platz innerhalb der widerborstigen Ästhetik New Hollywoods erspielt hat.

Asphalt-Cowboy

Nach dem Roman „Mitternachts-Cowboy / Midnight Cowboy“ von James Leo Herlihy entstand im Jahre 1969 der Spielfilm „Asphalt-Cowboy“ von John Schlesinger mit Dustin Hoffman und Jon Voight in den Hauptrollen.
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