Log Line

Die Macher des Trash-Überraschungshits „Blood and Honey“ kehren mit einem Sequel zurück, das die Qualitäten des 1. Teils mitnimmt und mit sichtbar höherer Produktionsqualität aufpeppt. Das Ergebnis ist ein solider Slasher, der FreundInnen von Teil 1 überzeugen sollte.

Winnie the Pooh: Blood and Honey 2 (2024)

Eine Filmkritik von Christian Klosz

Blut und Honig

Mit „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ gelang dem britischen Produzent-Regisseur Rhys Frake-Waterfield letztes Jahr nicht nur ein Überraschungshit, sondern auch gleich die Schöpfung eines neuen Genres: public domain-Horror. Gemeint sind damit Filme, die literarische Stoffe, die in die Gemeinfreiheit übergegangen sind, als Horrorversionen zu adaptieren. Auf den Erfolg von „Blood and Honey“ wurden nicht nur weitere Projekte angekündigt („Bambi: The Reckoning“, „Pinocchio: Unstrung“), sondern auch ein Sequel. Dieses lief bereits im letzten Monat im UK im Kino an, bei uns startet der Film diese Woche.

Der größte, bereits vorab feststellbare Unterschied von Blood and Honey 2 zu Teil 1 ist die Medienberichterstattung. Während der erste Teil zwar finanziell ein großer Erfolg war, da er ein Vielfaches der geringen Produktionskosten einspielte, wurde er von der Kritik vernichtet: 3 % Zustimmung standen beim Rating-Portal Rotten Tomatoes zu Buche. Und auch in Sozialen Medien ließen sich Teile des Publikums über die ihrer Meinung nach miserable Qualität des Films aus.

Ein Faktor für den finanziellen Erfolg war wohl auch die morbide „Faszination“, die vom Sujet ausing: Der süße, honigliebende Kindheitsheld Winnie Puuh als mordendes, blutrünstiges Monster? Das wollten viele sehen.
Bei Teil 2 sah die Sache schon vor dem UK-Relase ganz anders aus: KritikerInnen, die den Film vorab sehen konnten, erkannten klare Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger, manchen lobten Blood and Honey 2 gar und bei Rotten Tomatoes hat sich die Bewertung auf eine recht solide Zahl von knapp über 50 % Zustimmung eingependelt. Wie schlägt sich die Fortsetzung nun wirklich?

Knapp zusammengefasst kann gesagt werden, dass Teil 2 gar nicht so viel anders ist als Teil 1: Der raue, brutale Charme des ersten Films ist geblieben. Neu sind die sichtbaren Verbesserungen in Bezug auf Maske und Produktionsdesign. Trotzdem ist Blood and Honey 2 im Kern immer noch ein B-Horror-Movie, der eine geistige Verwandtschaft zu den US-B-Movies der 40er und 50er erkennen lässt, die oft auch absurd anmutende Kreaturen grausamen Horror und Terror verbreiten ließen.

Anders ist, dass sich der neue Film viel ernster nimmt als Teil 1: Blood and Honey enthält mehrere Szenen, die unfreiwillig komisch wirken. Man kann aber davon ausgehen, dass den Machern dieser Aspekt bewusst war und es sich dabei um klassische Camp-Einlagen handelte. Diese sind in Blood and Honey 2 fast komplett verschwunden, was nicht unbedingt ein Vorteil des Films ist. Das Finale ist zwar erneut überdreht blutrünstig und irre – zum Lachen hat man als ZuschauerIn hier nicht viel. Der ironische Trash-Faktor wurde eindeutig zurückgeschraubt.

Diese neue Ernsthaftigkeit ist auch am Drehbuch sichtbar: Autor Matt Leslie bemüht sich um mehr Tiefe, will die Hintergründe der Entfremdung zwischen Protagonist Christopher Robin und seinem Kindheitsfreund Winnie the Pooh erklären. Eine zentrale Rolle spielt hier das Verschwinden von Christophers Bruder, aber auch ein Wissenschaftler, der menschliche DNS mit tierischer kreuzte – mit (wie immer in solchen Fällen) fatalen Folgen. Wenngleich ein paar Twists recht bewusst platziert wurden und Vorarbeit für weitere Filme des Pooh-niverse leisten, zeigt das Drehbuch Schwächen, wirkt manchmal unrund und unausgegoren.

Dasselbe trifft auf den Schnitt zu: Manche Szenen sind zu lang, während andere, nur einige Sekunden kurze Sequenzen in den ohnehin etwas holprigen Handlungsverlauf hineingeschnitten werden, die nicht wirklich passen wollen. Nicht unbedingt von Vorteil (oder nachvollziehbar) ist die Neu-Besetzung von Christopher Robin mit Produzent Scott Jeffrey. Wobei großes Schauspieltalent nun wirklich nicht der ausschlaggebende Faktor bei dieser Art von Filmen ist.

Trotz erwähnter Unterschiede zum Vorgänger wird Winnie the Pooh: Blood and Honey 2 Fans des 1. Teils überzeugen und wohl auch einige neue AnhängerInnen dazu gewinnen können. Insgesamt steht Teil 2, hauptsächlich wegen eindeutig größerer, finanzieller Ressourcen, qualitativ knapp über dem Vorgänger, wenngleich man den Trash-Faktor etwas vermissen kann. Der Zugang der Macher bleibt trotzdem originell und neu. So werden wohl auch die weiteren geplanten Verfilmungen mit böse gewordenen Kinderheld:Innen funktionieren. Eine neue Nische hat man in jedem Fall er- und gefunden.

Winnie the Pooh: Blood and Honey 2 (2024)

The Bär is back! Winnie the Pooh verspeist fünf Goldene Himbeeren zum Frühstück und spült sie mit Blut und Honig runter: Die Fortsetzung des Indie-Slasher-Phänomens wartet mit mehr Budget und mehr Kills auf – und ist trotzdem garantiert „certified rotten“ und „besonders wertlos“. T(r)iggerwarnung: Das Poohniverse wird um einige neue Gestalten erweitert, die allesamt Rache an Christopher Robin geschworen haben. (Quelle: Plaion Pictures)

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen