Vielleicht lieber morgen (2012)

Eine Filmkritik von Silvia Bahl

Dann sind wir Helden... für einen Tag

Mit viel Atmosphäre und einem wunderbaren 80s-Soundtrack hat Stephen Chbosky seinen eigenen Kultroman gleich selbst verfilmt. Die Coming-of-Age-Geschichte rund um den sensiblen Außenseiter Charlie, der um seinen Platz im Leben wie in der High School ringen muss, ist ein im besten Sinne altmodischer Jugendfilm, der seinen hohen Erwartungen mehr als gerecht wird.

Vielleicht lieber morgen oder auch Das also ist mein Leben, wie ein alternativer deutscher Verlagstitel lautet, schrieb Chbosky eher nebenbei. Der studierte Drehbuchautor hatte einen kleinen Erfolg in den Neunzigern beim Sundance Film Festival und produzierte die eher gemischt aufgenommene TV-Serie Jericho – nach einigen Jahren rang er sich schließlich dazu durch, seinen semi-autobiographischen Briefroman endlich niederzuschreiben; mit durchschlagendem Erfolg.

Auch die filmische Adaption, die aufgrund der Romanstruktur eine kleine Herausforderung darstellte, wird mit Sicherheit ihr Publikum finden, denn sie spricht durch ihre klassische Inszenierung die universellen Themen der Adoleszenz auf eindringliche Weise an, so dass sich viele Generationen darin wiederfinden werden. Durch die gelungene Besetzung mit Teen-Stars wie Logan Lerman (Percy Jackson), Emma Watson (Harry Potter) und nicht zu vergessen dem großartigen Ezra Miller (We Need to Talk About Kevin) kann auch ein neues Publikum fürs Kino begeistert werden.

Zumindest hat die Geschichte ein sehr hohes Identifikationspotential für junge Erwachsene: Introvertiert und voller Selbstzweifel begibt sich Charlie zur Feuertaufe am ersten Tag der High School. Neben den üblichen Demütigungen durch Klassenkameraden und der Überwindung, vor dem Plenum zu sprechen, muss er sich auch noch mit tiefgreifenden Problemen auseinandersetzen, die ihn schwer belasten: sein einziger und bester Freund hat sich vor kurzem das Leben genommen und auch den Tod seiner Tante, mit der ihn eine komplexe Beziehung verbindet, konnte Charlie bis jetzt nicht verarbeiten.

Fest entschlossen sich auf der neuen Schule aus dem Mauerblümchen-Dasein zu retten, lernt der begabte Junge unverhofft neue Freunde kennen, die selbst ständig anecken, aber ihr Anderssein offen und selbstbewusst ausleben; den extrovertierten Patrick, die hübsche Sam und die Punkerin Mary-Elisabeth. Gemeinsam bilden sie von nun an eine schillernde Clique von Außenseitern, die sich gegenseitig bei ihren Problemen beisteht und ihre Freundschaft gegen den Rest der Welt verteidigen muss.

Nach einer Flut von mehr oder weniger spannenden High School-Filmen gelingt es Chbosky tatsächlich zu den Wurzeln des Genres zurückzukehren. Humorvoll, sensibel und äußerst sympathisch entwickelt er Charaktere, die in der Nachsitzklasse des Breakfast Club ihren Platz gehabt haben könnten. Dabei ist schon die Romanvorlage in den USA durchaus nicht unumstritten – verhandelt Chbosky doch Themen wie Diskriminierung von Homosexualität, Selbstmord und Missbrauch. Diese in die ansonsten sehr gut gelaunte Geschichte einzuarbeiten ist eine Schwierigkeit, die beim finalen Schluss-Twist stellenweise etwas unvermittelt wirkt – die einzige Schwäche in einem ansonsten sehr überzeugenden Coming-of-Age-Drama, das pathetische Momente ebenso ironisch bricht wie der zentrale Song Heros von David Bowie, der das jugendliche Lebensgefühl in all seiner Grandiosität und Flüchtigkeit auf den Punkt bringt. „We can be heros — just for one day“.

Vielleicht lieber morgen (2012)

Mit viel Atmosphäre und einem wunderbaren 80s-Soundtrack hat Stephen Chbosky seinen eigenen Kultroman gleich selbst verfilmt. Die Coming-of-Age-Geschichte rund um den sensiblen Außenseiter Charlie, der um seinen Platz im Leben wie in der High School ringen muss, ist ein im besten Sinne altmodischer Jugendfilm, der seinen hohen Erwartungen mehr als gerecht wird.

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Meinungen

Päsce · 11.01.2013

Ein filmisches Meisterwerk

Als ich von dem Film erfahren habe, wusste ich weder vom Buch noch ging ich mit gewissen Vorstellungen oder Ansprüchen ins Kino. Ich hatte zuerst gedacht, der Film ist gleich wie jeder andere. Doch ich habe mich schwer getäuscht. Nach dem Film war ich total Baff. Bei diesem Film ist wirklich alles top! Vom Drehbuch, das Lebenstreu ist und auch wirklich unglaublich gut umgesetzt ist, mit einem ungewöhnlichen aber sehr realen Tiefgang, bis hin zu denn noch relativen jungen talentierten, die mit voller Hingabe und Fleiss ihre Rollen spielen. Insbesondere Logan Lerman zählt ab diesem Film für mich zu den ganz grossen Schauspieler der nächsten Generation. Auf grosse und teilweise unnötige Effekte verzichten der Film, dafür investiert man es in den Filminhalt, mit vollem Erfolg. Für mich der beste Film 2012! Ich wünschte, es gebe mehr solche Filme.
Ich empfehle diesen Film jedem und kann es fast nicht mehr auf die Blu-ray abwarten.
Bin seit kurzem das Buch am lesen. Bin etwa bei der hälfte, aber auch hier muss ich sagen, Bravo, der Film basiert sehr originaltreu am Buch, was bei vielen Buchverfilmungen nicht wirklich der Fall war.

Crissy · 09.12.2012

Richtig geiler Trailer. Mit Logan Lerman

lalala. · 06.11.2012

logan lerman *-* fantaaastisch *_*

Mine · 05.11.2012

Und wann wird der ENDLICH hier ausgestrahlt? :/

mimi schneider · 02.11.2012

ich hab den film noch nicht geschaut weil meine eltern das nicht wollten

Birgit Boschen-Beseler · 01.11.2012

Einfach nur klasse!