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Mit dem todkranken Dr. Michael Morbius bekommt eine Figur aus dem Comic-Umfeld Spider-Mans ihren eigenen Film spendiert. Das Ergebnis fühlt sich allerdings weniger nach überwältigendem Superheldenkino an, sondern nach einer hastig heruntergekurbelten Fernsehepisode. Mitreißend geht anders!

Morbius (2022)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Blutleer

In gewisser Hinsicht passt Sonys Superheldenstreifen „Morbius“ bestens in die Corona-Zeit. Nicht nur in der Realität scheint es fatale Folgen gehabt zu haben, dass der Mensch seit Jahren immer weiter in einst geschlossene tierische Lebensräume vordringt. Auch in der Comicadaption kommt die aus dem Spider-Man-Umfeld stammende Titelfigur in Kontakt mit wilden Kreaturen und trägt damit Tod und Chaos in die Zivilisation.

Die Entscheidung, sich den Vampirfledermäusen in einer Höhle im Dschungel Costa Ricas zu nähern, entsteht hier aus Verzweiflung und Hoffnung: Seit Kindertagen leidet Dr. Michael Morbius (Jared Leto) an einer seltenen Blutkrankheit, die ihn unaufhaltsam schwächt und irgendwann zum Tod führen wird. Durch die Kreuzung humaner DNA mit Erbinformationen der Flugtiere erhofft sich der unermüdlich forschende Arzt eine Heilung. Doch natürlich kommt es anders als geplant. Das Ende vom Lied: Der Mediziner erlangt zwar unglaubliche körperliche Kräfte, verspürt fortan aber einen beunruhigenden Durst nach menschlichem Blut.

Morbius greift auf das im Horrorgenre bis heute sehr beliebte, allerdings auch stark klischeebehaftete Motiv des mad scientist zurück und versucht, den zunächst fragilen Protagonisten als eine tragische, ambivalente Gestalt zu zeichnen. Einerseits versteht man die Entschlossenheit, mit der Michael an einer Lösung des Problems feilt. Andererseits überschreitet er massiv wissenschaftliche Grenzen und tritt schließlich eine grausige Ereignisspirale los. Mehr als flüchtiges Interesse zeigen Regisseur Daniel Espinosa (Life) und die Drehbuchautoren Matt Sazama und Burk Sharpless, die schon den wenig eindrücklichen Vampirreißer Dracula Untold zu Papier brachten, indes nicht am Dilemma und der Entwicklung ihrer Hauptfigur.

Michaels Leiden, seine besonderen Fähigkeiten als Tüftler und Forscher und seinen Drang, die Krankheit zu besiegen, etablieren funktionale Rückblenden, in denen auch sein bester Freund Milo eingeführt wird. Während Letzterer, vom selben Gebrechen geplagt, in der Obhut ihres behandelnden Arztes (Jared Harris) in einer Einrichtung in Griechenland zurückbleibt und Mobbingattacken über sich ergehen lassen muss, erhält sein Kumpel die Chance, in New York eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Im Erwachsenenalter finanziert der wohlhabende Milo (Matt Smith), der eigentlich Lucien heißt, Michaels Arbeit und ist begeistert, als er von dessen Durchbruch erfährt. Dass Morbius einen hohen Preis bezahlt und plötzlich eine Gefahr für seine Umwelt darstellt, stört ihn nicht im Geringsten. Vielmehr giert es Milo danach, das Leben endlich auszukosten.

An diesem Punkt könnte der Film einen interessanten Weg einschlagen, davon erzählen, wie eine Freundschaft auf schmerzhafte Weise zerbricht, wie sich Milo langsam zum Abgrund hingezogen fühlt. Das Skript bringt ihn jedoch derart offensichtlich und rasch als durchtriebenen, vor nichts zurückschreckenden Schurken in Stellung, dass der dramatische und emotionale Effekt schnell verpufft. Matt Smith, der schon in Edgar Wright Zeitreisepsychothriller Last Night in Soho eine finster-schmierige Performance ablieferte, beweist auch in Morbius, dass er herrlich irre und böse gucken kann. Unter dem Strich ist Milo aber bloß eine Knallcharge ohne echtes Charisma.

Seinem lustvoll zerstörerischen, willkürlich anmutenden Rundumschlag, gegen den Michael ankämpft, fehlt die epische Note. Das Ganze wirkt nicht wie großes Kino, sondern wie eine inhaltlich überschaubare Fernsehepisode. Ins Bild passt nicht zuletzt der schlampige Umgang mit Martine Bancroft (Adria Arjona), der Kollegin des Protagonisten, die ärgerlicherweise fast nichts zum Vorankommen beitragen darf. Espinosa und Co begnügen sich damit, die junge Frau hübsch aussehen zu lassen, und bestätigen so bloß alte Filmstereotype. Angesichts der erzählerischen Limitierungen können auch ein paar kernige Kloppereien und einige stylisch-psychedelische Effekte aus Morbius kein aufregendes Erlebnis machen.

Morbius (2022)

Der Biochemiker Michael Morbius versucht, sich von einer seltenen Blutkrankheit zu heilen, infiziert sich jedoch versehentlich mit einer Form von Vampirismus.

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Meinungen

Jessica Röth · 27.09.2023

Ich fand den Film Gigantisch gut

Gisela scharf · 03.04.2022

Ein Spiegel der Heutigen Zeit
Eine Klasiche Marvel Forsetzungs Geschichte
Schön zum Anschauen