Log Line

„Hölderlins Echo“ von Susanne Marschall und Hannes Rall taucht nicht nur fesselnd in das Leben von Friedrich Hölderlin ein, sondern beleuchtet ebenso eindrucksvoll den Einfluss des Dichters auf Komponisten und die Musikszene.

Hölderlins Echo (2022)

Eine Filmkritik von Polina Grechanikova

Klang der Poesie

In ihrem Dokumentarfilm „Hölderlins Echo“ erzählen Susanne Marschall und Hannes Rall von Leben und Werk des deutschen Dichters und Philosophen Friedrich Hölderlin. Der besondere Charme des Films liegt in den animierten Sequenzen, die sich mit Szenen aus der Gegenwart vermischen. Durch diese Methode gelingt es, auch das Unerklärliche aus dem Leben des Dichters auf der Leinwand zu vermitteln.

Schon in den ersten Minuten führen eine animierte Sequenz und die musikalische Begleitung das Publikum durch Sommerlandschaften, die den Dichter geprägt haben. Die Kombination aus Animation, Musik und Gedichten ist äußerst effektiv und ermöglicht ein tiefes Eintauchen in Hölderlins Lebensgeschichte.

Der animierte Teil weicht dann Realfilmbildern, und das Publikum findet sich in einer Musikschule in Karlsruhe wieder. Hier entfaltet sich eine dynamische künstlerische Triade: Der Professor Hartmut Höll, der zugleich als Pianist agiert, die erfahrene Professorin für Liedgestaltung Mitsuko Shirai und die talentierte junge Sängerin Yue Wang interpretieren die Werke Hölderlins. Das harmonische Zusammenspiel der kreativen Kräfte bildet einen faszinierenden Kernpunkt des Films. Dieser beleuchtet nämlich nicht nur den Entstehungsprozess der Musik anhand von Hölderlins Wortkunst, sondern zeigt auch die tiefe Verbindung zwischen den Akteur*innen sowie ihre Hingabe an die Kunst.

In der Freizeit, zwischen Proben und Unterrichtsstunden, lädt der Professor die Zuschauer*innen ein, einen Blick in das alltägliche Leben und die innere Welt des Dichters zu werfen. Diese Integration von Hölderlins eigenen Zitaten verleiht dem Film eine gewisse Authentizität, so als öffne sich dem Publikum ein direkter Zugang zu den Gedanken und Emotionen des Dichters. Das gängige Klischee des wahnsinnigen Dichters wird in Hölderlins Echo mit Raffinesse aufgebrochen. Die Besonderheiten von Hölderlins künstlerischem Ansatz, seine einzigartige Beherrschung der deutschen Sprache rücken in den Vordergrund. Der Film verdeutlicht, dass Hölderlin nicht den konventionellen Normen seiner Zeit folgte, sondern sich vielmehr durch Modernität und innovative Sprachverwendung auszeichnete, ja geradezu Jahrzehnte in die Zukunft sprang. Dieser erfrischende Blickwinkel bietet die Möglichkeit, Hölderlin in einem neuen Kontext zu betrachten und seine Kunst differenziert anzuerkennen.

Insgesamt ist Hölderlins Echo eine gelungene Hommage an einen der bedeutendsten Dichter und Denker der deutschen Literaturgeschichte. Die visuelle Ästhetik, die geschickte Erzählweise und die musikalische Untermalung formen gemeinsam ein ebenso fesselndes sowie lehrreiches Filmerlebnis.

Hölderlins Echo (2022)

Der Dokumentarfilm Hölderlins Echo nähert sich dem Leben und Werk des bekannten Dichters auf ungewöhnliche Weise: In den Realfilmteilen werden Künstler*innen beobachtet und interviewt, die die zahlreichen Vertonungen Hölderlinscher Gedichte von bekannten Komponisten interpretieren. Animierte Sequenzen interpretieren biographische Abschnitte aus Hölderlins bewegtem Leben in poetisch assoziativer Form. In der Verknüpfung beider Kunstformen entsteht ein Gesamtwerk, das sich bewusst von konventionelleren Formen geographischer Chronologie entfernt und dadurch auch versucht der assoziativen Dichtung gerecht zu werden. (Quelle: Arsenal Filmverleih)

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen