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Ein Schüler und eine Schülerin der sechsten Klasse stehen im Zentrum dieses schwedischen Films über die Irrungen und Wirrungen der Pubertät. Das erste romantische Herzklopfen erweist sich für sie als aufregender Spaß und ist filmisch bekömmlich serviert.

Eva & Adam (2021)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Verliebt zu sein, ist schöner Stress

Als Adam (Olle Cardell) mit seinen Eltern nach Göteborg umzieht, schmerzt ihn die Trennung von seiner besten Freundin Molly (Melina Pascalidou) am meisten. Aber schon am ersten Schultag entdeckt er neue Gefühle, die der Blickkontakt mit seiner Klassenkameradin Eva (Sonja Holm) auslöst. Der Sechstklässlerin geht es ähnlich, aber dann nimmt ihr die beste Freundin Annika (Stella Klintberg Marcimain), die unter der Trennung ihrer Eltern leidet, ein Versprechen ab: Sie schließen den Anti-Jungs-Pakt und schwören, Jungen vollkommen zu ignorieren. Trotzdem freut sich Eva jeden Morgen auf den Schulweg mit der Tram, in der sie Adam trifft. 

Kinder- und Jugendfilme haben stets aufs Neue ein grundsätzliches Problem zu knacken: Ihre Autor*innen und Regisseur*innen sind dem Alter der Charaktere und der Zielgruppe längst entwachsen. Sie müssen sich erst informieren, wie die junge Generation von heute spricht und tickt, um glaubhafte und attraktive Unterhaltung zu bieten. Befindet sich das Zielpublikum in der Pubertät, achtet es bereits genau darauf, ob es ernst genommen oder mit kindischem Inhalt abgespeist wird. Der schwedische Kinderfilm der Regisseurin Caroline Cowan (TV-Kinderserie Joy) thematisiert fast ausschließlich die Entdeckung romantischen Herzklopfens und strickt daraus ein spannendes und dennoch leichtes Kinovergnügen. Die beiden Drehbuchautoren Måns Gahrton und Johan Unenge schrieben auch die Buchreihe, auf der der gleichnamige Film basiert. Bei den Nordischen Filmtagen Lübeck 2021 bekam Eva & Adam den Hauptpreis der Kinderjury, die ihn „sehr passend für unsere aktuelle Altersklasse“ fand. 

Adam und Eva sind unbeschwerte, meist gut gelaunte Charaktere. Man fiebert mit ihnen mit, wenn sie sich morgens in der Tram treffen, und erst recht bei der ersten Verabredung zu zweit im Park. Wie sich die schüchterne Romanze langsam im Schulalltag, auf einer Party und beim Verkauf von Salami zur Finanzierung der Klassenfahrt entwickelt, ist mitreißend inszeniert. Die jungen Darsteller*innen wirken glaubhaft. Sie müssen nicht übertrieben agieren, damit ihr Aufruhr der Gefühle spürbar wird, wenn sie einen Schritt aufeinander zu wagen oder wenn ihre Verliebtheit sie in Loyalitätskonflikte bringt. Wie verändert sich die Beziehung zweier bester Freundinnen, wenn sich eine in einen Jungen verguckt? Eva und Adam greifen zu Notlügen und Heimlichtuerei, um Konflikten aus dem Weg zu gehen, wodurch sich die Handlung zunehmend zuspitzt. 

Die Pubertät ist auch die Zeit, in der die Eltern plötzlich nicht mehr wissen, was in ihren Kindern vorgeht. Die wohlmeinenden Eltern vermasseln ihrem Einzelkind Adam mit einer Überraschung, die gerade kaum unpassender sein kann, den Geburtstag. In Evas Elternhaus geht es noch chaotischer zu: Ihre beiden Brüder nerven und sind doch näher dran an ihren Problemen als Mama und Papa. In keinem der Elternhäuser fehlt es aber dabei an Wohlwollen und Liebe zu den Kindern, auch wenn sich manche der Mütter und Väter trennen oder schon auseinandergegangen sind. Und die Elternhäuser sind beiläufig inszeniert. Die filmische Perspektive gehört stets den Kindern, die sich ihre Gedanken machen, Veränderungen mittragen müssen, die sie nicht verhindern können.

Obwohl der Film auch schwere Themen wie elterliche Scheidung anschneidet, bleibt der erzählerische Grundton leicht. Die Geschichte verfranst sich nicht in Nebenhandlungen, sondern konzentriert sich stets auf die Bedürfnisse und Interessen der jungen Charaktere. Und die sind nun einmal erste romantische Annäherungen und Flirts, die nächste Klassenfahrt, Spaß im Skatepark und auf Geburtstagspartys. In die lockere Atmosphäre fügen sich auch kleine Brechungen geschlechtlicher Rollenklischees ein, beispielsweise wenn sich Adam von Eva zeigen lässt, wie Fußballspielen geht, oder wenn sie ihm an einem kühlen Abend ihre Jacke leiht. Der ganz große dramatische Tiefgang ist in diesem Film nicht zu erwarten; die spaßige Unterhaltung mag  harmlos anmuten, aber billig wirkt sie nie. Vor allem gelingt es, zu zeigen, wie sich in der Pubertät scheinbar banale Momente und Konversationen mit ungeahnter Spannung aufladen.

Eva & Adam (2021)

Adam zieht mit seinen Eltern von der Provinz nach Göteborg. Dort erlebt er mit Eva, die erste Liebe, mit allerlei Missverständnissen.

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