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Das Prequel des Kultklassikers „Das Omen“ hat offensichtliche Schwächen. Doch das Gefühl der Hilflosigkeit und die Atmosphäre des 70er-Jahre-Horrorfilms inszeniert die Produktion kunstvoll.

Das erste Omen (2024)

Eine Filmkritik von Rahel Schmitz

Das stylishe Prequel einer ausgetretenen Reihe

„Das Omen“ (1976) gilt heute als ein Klassiker des Horrorgenres, der gemeinsam mit „Rosemaries Baby“ (1968) und „Der Exorzist“ (1973) den Okkultismusfilm maßgeblich formte. Mit „Das erste Omen“ erscheint nun der sechste Teil der Reihe, der sich als Prequel des Originals präsentiert und somit erzählt, was vor der Geburt des Teufelskindes Damien passierte.

Die junge Novizin Margaret (Nell Tiger Free) zieht aus den USA nach Rom, um dort ihre Gelübde abzulegen. Doch was sie dort im Zentrum der katholischen Kirche und inmitten der historischen kirchenkritischen Proteste der „bleiernen Jahre“ findet, passt nicht zu ihrem Glauben. Einige der Mädchen im Waisenhaus, in dem auch Margaret tätig ist, werden von den Nonnen unmenschlich behandelt. Ihre kritischen Fragen hierzu werden harsch zurückgewiesen. Eine finstere Intrige ist in vollem Gange, deren Ziel augenscheinlich die Geburt des Antichristen ist. Noch bevor sie sich versieht, ist Margaret bereits Spielball der religiösen Akteure geworden, die die Gesellschaft mittels Angst an sich binden wollen.

Das erste Omen hat es in gleich zweierlei Hinsicht schwer: Zum einen muss sich die Produktion am Nonnenfilm Immaculate messen, der mit einem ähnlichen Sujet aufwartet und nahezu zeitgleich in den Kinos veröffentlicht wurde. Zum anderen kämpfen Prequels der Sache nach immer damit, einen spannenden Film zu liefern. Schließlich ist der Ausgang stets bekannt und sie dürfen der bestehenden Welt, ihren Figuren und der Story nicht viel Neues hinzufügen, da sonst Widersprüche drohen.

Genau hierin liegt das größte Problem von Das erste Omen. Der Film leidet darunter, dass er sich nur innerhalb des Omen-Rahmenwerks bewegen darf und somit nie seine eigenen Spielregeln etablieren kann. So muss der Film zwangsläufig Twists einbauen, die für alle, die den Originalfilm gesehen haben, absolut vorhersehbar sind. Auch ist die Handlung des Films recht wirr, der mit seinen zwei Stunden Laufzeit schlicht vollgestopft, chaotisch und vor allem zu lang wirkt.

Sieht man darüber hinweg, bietet sich jedoch eine stylishe und nuancierte Produktion, die im Gegensatz zum blassen und einfallslosen Remake aus dem Jahre 2006 eine eigene Identität findet. Das liegt hauptsächlich an der Inszenierung der Regisseurin Arkasha Stevenson, der es gelingt, den Look und das Feeling sowohl der 1970er-Jahre als auch des Films aus dieser Dekade einzufangen. Zugleich werden Parallelen zu unserer heutigen Zeit – insbesondere in Hinblick auf die umstrittene Gesetzeslage zum Schwangerschaftsabbruch in den USA – offensichtlich.

Stevenson arbeitet dafür mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven, einer eigentümlichen Setbelichtung und durchdringenden Soundkulissen. Das Ergebnis sind bedrückende Szenen, die Gefühle der Hilflosigkeit und des Grauens greifbar machen. Zwar liefert Stevenson hier ihr Debüt im Langfilmsegment, doch man sieht dem Film an, dass die Regisseurin keinesfalls neu im Horrorgenre ist. Zuvor inszenierte sie bereits Episoden der Serien Channel Zero und Brand New Cherry Flavor und arbeitete am Drehbuch von The Vigil mit. Auch der Cast des Films lässt sich sehen: Neben Hauptdarstellerin Nell Tiger Free sind unter anderem Bill Nighy, Ralph Ineson, Sonia Braga und Charles Dance zu sehen.

Das erste Omen (2024)

Eine junge Amerikanerin wird nach Rom entsandt, wo sie ihr Leben ganz in den Dienst der Kirche stellen will. Sie stößt auf eine Gruppe von Verschwörern, die sich die Wiedergeburt des Bösen zum Ziel gesetzt hat und auf die Ankunft des Antichristen wartet.

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