Die Geschichte, die hier geschildert wird, basiert auf einem Kapitel des Romans Jais Darga Namaku von Ahda Imran, dem wiederum die Biografie von Raden Nana Sunani zugrunde liegt. Wir erleben mit, wie das familiäre Glück der Protagonistin Nana (Happy Salma), die in den 1960er Jahren mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen Sohn in der Provinz Westjava wohnt, im Zuge eines gewaltvollen Putsches im Land schlagartig zerstört wird. Ihr Gatte verschwindet in den Wirren des Indonesischen Unabhängigkeitskrieges und gilt als tot. So wird ihr Vater von Rebellen dazu gezwungen, in eine Verheiratung Nanas mit einem Bandenführer einzuwilligen. Er schickt Nana samt Kind sowie seine ältere Tochter Ningsih (Rieke Diah Pitaloka) fort und wird erschlagen. Die beiden Frauen begeben sich auf die Flucht in die Wälder.

Später führt Nana ein privilegiertes Dasein im Reichtum: Sie ist mit dem älteren Sundanesen Mr. Darga (Arswendy Bening Swara) verheiratet, hat Kinder und Angestellte. Vor allem aber hat sie Geheimnisse, wie sie ihrer Tochter Dais (Arawinda Kirana) an einer Stelle gesteht. Und damit ist sie nicht die einzige Person in diesem Haushalt: Wie Nana alsbald herausfinden muss, hat Darga eine Affäre mit der jungen Fleischerin Ino (Laura Basuki). Nana möchte mehr über die Frau herausfinden – und baut eine ungewöhnliche Beziehung zu ihr auf.

Dass sich das Verhältnis zwischen der betrogenen Ehefrau und der Geliebten nicht zu einer konventionellen Rivalität entwickelt, sondern dass daraus eine ganz eigenwillige Freundschaft entsteht, die den beiden ein Gefühl von Freiheit verschafft, ist eine der zahlreichen Stärken von Before, Now & Then. Laura Basuki wurde für ihre Interpretation der selbstbestimmt auftretenden Ino auf der Berlinale 2022 mit dem Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle honoriert. Die feine Interaktion mit Hauptdarstellerin Happy Salma macht jede Szene zwischen den zwei Figuren spannend und zunehmend empowernd – etwa als zuerst Ino und dann auch Nana in einen Wildwasserstrudel springen.

Hinzu kommt die stilvolle Inszenierung. Die Zeitebenen werden gekonnt, unter anderem durch musikalische Elemente, miteinander verbunden. Die Ungewissheit, die durch die fragmentarisch wiederkehrende Erinnerung stets spürbar ist, dringt in die perfekt arrangierten und einnehmend ausgeleuchteten Bilder des Kameramannes Batara Goempar. Das vermeintlich angenehme Luxusleben hat dadurch etwas Fragiles, das in jedem Augenblick aus den Fugen geraten könnte. Dass ein solcher Aufruhr, wenn er nicht auf brutale, kriegerische Weise, sondern angetrieben von dem Wunsch nach Wahrhaftigkeit geschieht, durchaus etwas Positives haben kann, macht Andini mit ihrem Werk auf bemerkenswerte Art deutlich.