Macbeth

... but I shame to wear a heart so white

Ein Stück des legendären englischen Dramatikers William Shakespeare (1564-1616) werkgetreu zu verfilmen, gestaltet sich gleichermaßen einfach und schwierig. Einerseits ist der Dialog als zentrales Kernelement in aller Ausführlichkeit verfügbar, was ebenso für die Anordnung der Dramaturgie gilt. Andererseits ist ein filmisches Projekt eben keine Theateraufführung mit all ihren charakteristischen Attributen; vielmehr bedient sich diese Darstellungsform unter dem Verzicht auf die spontane Konfrontation mit dem Publikum ganz anderer Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Verfilmung der berühmten Tragödie Macbeth / The Tragedy of Macbeth von Orson Welles aus dem Jahre 1948, innerhalb welcher der US-amerikanische Filmschaffende und Schauspieler selbst die Hauptrolle des schottischen Helden übernommen hat, stellt in ihrer Eigen- und Einzigartigkeit eine ebenso karge wie kuriose Version des klassischen, oftmals bemühten Stoffes dar, den der exzentrische Ausnahme-Regisseur bereits im Alter von knapp 21 Jahren mehrfach filmisch und für die Bühne inszeniert hat.

Innerhalb von lediglich 23 Tagen Drehzeit entstand der Schwarzweißfilm Macbeth über jenen gleichnamigen schottischen Feldherrn (Orson Welles), der nach einer siegreichen Schlacht gemeinsam mit dem Heerführer Banquo (Edgar Barrier) drei Hexen begegnet, die ihm die Prophezeiung eröffnen, dass er bald König von Schottland sein wird. Zusätzlich von seiner machthungrigen Frau Lady Macbeth (Jeanette Nolan) gedrängt ringt sich Macbeth dazu durch, den regierenden König Duncan (Erskine Sanford) tatsächlich zu töten.

Es ist ein eindringliches, ebenso reduktionistisch wie dennoch sorgfältig arrangiertes Spiel mit Licht, Schatten und nicht selten vernebelter Düsternis inmitten improvisierter, nichtsdestotrotz atmosphärisch dichter Szenarien, das Orson Welles um sich selbst als zerrissene Hauptfigur geschaffen hat, deren tragische Fallhöhe mit ihren differenzierten psychologischen Aspekten gleichermaßen sensibel und doch mit massiver theatralischer Wucht ausgestaltet wird. Macbeths Verzweiflung ob der eigenen Tat mündet in einen ausweglosen Wahn mit schwelendem Symbolcharakter.

Haben sich auch ganz hervorragende Regisseure wie Akira Kurosawa (Das Schloss im Spinnwebwald / Kumonosu-jō, 1957) und Roman Polański (Macbeth / The Tragedy of Macbeth, 1971) dieses substanziellen Stoffes angenommen, besticht Orson Welles’ Macbeth in seiner wagemutigen, puristischen und auch heute noch innovativ anmutenden Form als eine radikale, wenn auch – nicht zuletzt auf Grund der kärglichen Drehbedingungen – begrenzte Version des Dramas, wie der sehenswerte Kurzfilm Voodoo Macbeth als Extra auf der DVD schildert.

Macbeth

Nach einer siegreichen Schlacht gegen die Armee des Norwegerkönigs Sweno kehrt Macbeth nach Schottland zurück. Wie es ihm die Hexen vorausgesagt haben, wird er zum Thane von Cawdor ernannt.

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