Unter der Sonne der Toskana

Labsal für die Toskanafraktion

Eines muss man den Hollywoodstudios schon lassen, ihr Marketing ist oft erstklassig. Zum Marketing gehört bekanntlich auch die sogenannte Zielgruppendefinition. Überraschenderweise ist es Buena Vista gelungen einen Film zu produzieren, der eine deutsche Zielgruppe ansprechen sollte, von der man meinen könnte, dass sie in den USA gänzlich unbekannt ist. Die Rede ist von der Toskanafraktion. Längst ist dieser Begriff zu einem festgefügten Terminus der deutschen Sprache geworden. An eben diese Fraktion muss Buena Vista bei Unter der Sonne der Toskana gedacht haben. Zypressen, italienische Sonnenuntergänge, Chianti Classico, einsame Bauernhöfe auf photogenen Hügeln postiert, Unter der Sonne der Toskana bietet alles was das Herz des Italophilen begehrt. Das ein Teil des Films in Positano an der Amalfiküste spielt, die nun nicht grade in der Toskana liegt, mag an mangelnden amerikanischen Geographiekenntnis liegen. Aber in einem Land in dem man Distanzen nach tausenden von Kilometern messen kann, ist Positano nun wirklich nicht weit von Cortona, dem Hauptort der Handlung, entfernt. Außerdem ist Positano so malerisch, dass es ehrenhalber in die Toskana eingemeindet werden sollte.

Unter der Sonne der Toskana erzählt die Geschichte der Schriftstellerin Frances Mayes (Diane Lane). Frisch geschieden erhält sie von ihrer Freundin Patti (Sandra Oh) eine Reise nach Italien geschenkt. In der Nähe von Cortona entdeckt sie eine alte vernachlässigte Villa, die sie in einem Anflug von leichtem Wahnsinn kauft. Bei der Renovierung des halb verfallenen Gemäuers hilft ihr der Immobilienmakler Signor Martini und ein Trupp polnischer Bauarbeiter. Als Frances die Bauarbeiten zu sehr nerven, unternimmt sie einen Kurztrip nach Rom. Dort lernt sie den “unglaublich attraktiven” (O-Ton aus dem Presseheft) Marcello kennen. Nach einem Ausflug nach Positano verbringt sie eine Nacht mit ihrem Latin Lover. Zu einem weiteren Treffen soll es nicht kommen. Als Frances in ihre Villa zurückkehrt, trifft dort Patti ein, die auch von ihrem Mann verlassen worden ist. Mittlerweile hat sich der junge polnische Bauarbeiter Pawel, der Frances bei der Renovierung hilft, in die Tochter des örtlichen Großgrundbesitzers verliebt. Das die ganze Geschichte (fast) ein Happy-End nimmt, sollte niemanden überraschen.

Es wäre einfach Unter der Sonne der Toskana einfach als eine weitere Hollywood-Schmonzette abzustempeln. Aber der Film hat auch gute Seiten. Zum einen ist da die Schauspielerin Diana Lane, die eine wirklich hervorragende Leistung abliefert und dem Film zu dem ihm möglichen Tiefgang verhilft. Zum anderen ist der Stoff für Hollywood ungewöhnlich, geht es doch normalerweise bei solchen Romanzen um die Herzschmerzen jugendlicher Heldinnen und nicht um die Probleme einer reifen Frau, die sich von üblichen Rollenklischees emanzipiert. Und außerdem ist die Toskana im Film wirklich sehr schön anzusehen. Als Vorgeschmack auf die Sommerwochen in und um Florenz, Siena und Cortona ist Unter der Sonne der Toskana durchaus geeignet.

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