Swingers (1996)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein unterhaltsames Männerprojekt

Wer von seiner Liebsten verlassen wurde, bei dem der Liebeskummer scheußlich scheuert und wer kaum ein anderes Thema mehr kennt, hat Glück, wenn er bei einem guten Freund reichlich und fortlaufend die Gelegenheit bekommt, ausführlich seine zerschunde Seele freizujammern. Doch irgendwann müssen diese dauerhaft ungesunden Klagezeiten allmählich auch ausklingen, befindet schließlich der verständnisvolle, agile Trent (Vince Vaughn), der sich fortan bemüht, seinen zutiefst deprimierten besten Kumpel Mike (Jon Favreau) durch unterhaltsame Unternehmungen im Dunstkreis attraktiver Damen aus seinem Tief zu katapultieren. Startet Mike zunächst höchst widerwillig mit ihm zu einem Kurztrip ins pulsierende Las Vegas, ziehen die beiden später mit einer coolen Clique von Freunden durch die Clubs von Hollywood, wo Mike versucht, seine schleppend verlaufende Karriere als Komiker und Schauspieler anzukurbeln und schließlich auch die Bekanntschaft einer ansprechenden, tanzfreudigen Frau macht, die sein Herz näher angeht …

Obwohl er als große Komödie gepriesen wird, stellt Swingers von Doug Liman nach dem Drehbuch von Jon Favreau, der auch als Hauptdarsteller auftritt, in deutscher Synchronisation keinen Film dar, in dem es vor Sprachwitzen wimmelt, und Körperkomik ist hier nur peripher ein Thema. Die Low-Budget-Produktion, innerhalb welcher überwiegend Freunde und Bekannte von Jon Favreau agieren, zeichnet sich zuvorderst durch die Präsentation einer spezifischen Szene in Los Angeles aus, deren Slang und Codes offenbar derart treffend transportiert werden, dass ihre Kenner und Kritiker gleichermaßen begeistert sind, und die US-amerikanische Originalfassung, die auf der DVD enthalten ist, klingt dann auch deutlich dynamischer, auch wenn „Du bist K/kapital“ durchaus keine üble Übersetzung für „You’re so money“ ist, eine flapsige Wertschätzung unter den Freunden, die häufig durch die Dialoge vagabundiert. Zweifellos jedoch ist Swingers ein Film von Insidern für ebensolche und setzt bewusst und ausgiebig auf entsprechende atmosphärische Effekte, was nicht bedeutet, dass er für Außenstehende uninteressant ist.

Wird auch im klassischen Sinne keine ereignisreiche Geschichte erzählt, ist es dennoch anregend und unterhaltsam, den autobiographisch geprägten Mikrokosmos des Filmemachers und Schauspielers Jon Favreau zu betrachten, der auch jenseits von originärem Sprachwitz einiges zu bieten hat. Da bewegt sich eine recht brave Gruppe vergnügungsfreudiger junger Kerle stimmungsvoll durch die Club- und Partyszene von Los Angeles, sinniert selbstironisch über die besten Strategien bei den Anbandelungen mit den hübschen Weiblichkeiten und erprobt sich dabei mehr oder weniger sensibel in letztlich unspektakulären Begegnungen – noch erscheint es allenfalls für Mike an der Zeit, sich Gedanken über die Ernsthaftigkeit von Bindungen zu machen, der im Verlauf des Films seine Krise gestärkt überwinden kann.

Ein pfiffiges, sehr persönliches Männerprojekt hat Regisseur Doug Liman (Go! Das Leben beginnt erst um 3.00 Uhr morgens / Go, 1999, Die Bourne Identität / The Bourne Identity, 2002, Mr. & Mrs. Smith, 2005) mit seinem zweiten Spielfilm Swingers aus dem Jahre 1996 inszeniert, dessen Titel sich eher auf Swing und die Jagd auf amouröse Bekanntschaften bezieht als auf Liebhaber entsprechender Erotik-Events. Mit dem zauberhaften, gegen Ende des Films angesiedelten Auftritt von Big Bad Voodoo Daddy, bei welchem sich der sonst eher zurückhaltende Mike von einer seiner besten Seiten zeigt, kommt dann auch endlich die zuvor recht verhaltene musikalische Komponente dieser sanften Komödie zum Tragen, die durch ein wenig mehr Offensive dieser Art sicherlich an Atmosphäre gewonnen hätte.
 

Swingers (1996)

Wer von seiner Liebsten verlassen wurde, bei dem der Liebeskummer scheußlich scheuert und wer kaum ein anderes Thema mehr kennt, hat Glück, wenn er bei einem guten Freund reichlich und fortlaufend die Gelegenheit bekommt, ausführlich seine zerschunde Seele freizujammern.

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