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Antonio Banderas, Penélope Cruz und Oscar Martínez sind in Höchstform: „Official Competition“ philosophiert über Kunst und ist dabei sehr komisch.

Der beste Film aller Zeiten (2021)

Eine Filmkritik von Maria Wiesner

Wenn Penélope Filmpreise schreddert

Es gibt auf Festivals Filme, bei denen fragt man sich, ob sie auch unter „normalen Bedingungen“, also in einem Kino am Sonntagnachmittag, Menschen begeistern könnten. Oder ob ihr Humor doch etwas zu sehr auf das Publikum bei Festivalpremieren abgestimmt ist. Sofia Coppolas „Somewhere“ hatte so eine Szene, in der der Hauptdarsteller auf einer Pressekonferenz Fragen beantworten muss, eine sinnentleerter als die nächste. Die Kritiker fanden das bei der Premiere in Venedig 2010 zum Brüllen komisch. Elf Jahre später läuft am gleichen Ort ein weiterer Film, der den Filmbetrieb aufs Korn nimmt, diesmal bleibt es nicht nur bei einer Szene: die argentinischen Regisseure Mariano Cohn und Gastón Duprat zeigen hier im offiziellen Wettbewerb ihren Film „Official Competition“, und schon dass man beim ersten Blick ins Programmheft kurz stutzt, ob hier ein Platzhaltertitel vergessen wurde, gehört zum Konzept.

Der Film beginnt im Büro eines reichen Pharmaunternehmers, der die Geschenke zu seinem 80. Geburtstag missmutig betrachtet. Er beschließt, der Welt etwas sinnvolles zu hinterlassen. Vielleicht eine Brücke, die seinen Namen trägt? Nein, ruft er seinem Assistenten zu: ein Film soll es sein! Er kauft die Rechte am beliebtesten Roman eines Nobelpreisträgers über zwei Brüder, die gegeneinander konkurrieren. Er kauft die teuerste und beste Regisseurin, Lola Cuevas (Penélope Cruz), und er will die besten Schauspieler haben. Lola schlägt Iván Torres (Oscar Martínez) und Félix Rivero (Antonio Banderas) vor: „Beide haben noch nie gemeinsam in einem Film gearbeitet, ihre Rivalität (auch dafür steht das „Competition“ im Filmtitel) könnte die Energie bringen, die ich für den Film suche“. Was nun folgt, ist das Duell zweier Schauspieler. Der eine, Iván, ein intellektueller Snob, der sein Publikum für zu dumm hält, um seine große Kunstfertigkeit vollständig zu begreifen. Der andere, Félix, ein international bekannter Draufgänger, der im Porsche vorfährt, und gleich bei der ersten Diskussion über Schauspieltechniken abwinkt: „Ich les‘ das einfach überzeugend vor, das glauben die Leute dann schon.“

Das mag sehr idiosynkratisch klingen, funktioniert jedoch als Komödie ganz hervorragend. Cruz, Banderas und Martínez sind in Hochform. Cruz quält als hochsensible Regisseurin Lola ihre Schauspieler mit allerlei Übungen. Um sie besser kennenzulernen, lässt sie sie unter einem Felsbrocken ihre Zeilen vorlesen, „um den Druck, der auf den Figuren lastet zu spüren“, wickelt sie in Plastikfolie ein und schreddert vor ihren Augen ihre Awards („eine Übung gegen das Ego“) und fordert sie auf, ihre Sätze ein Dutzend Mal zu wiederholen, „der Ton ist noch nicht richtig“.

Der Witz daran ist, dass Martínez und Banderas in diesen Versuchen, Wiederholungen, Wutausbrüchen ihr ganzes Können auspacken, so als wäre die Konkurrenz zwischen ihnen nicht nur auf der Leinwand, sondern auch beim Dreh ausgebrochen.

Doch nicht nur die Leistung der drei Schauspieler ist sehenswert, die Regisseure Cohn und Duprat haben ein sehr straffes, wohlkomponiertes Werk vorgelegt; kein Blick ist zu viel, keine Szene überflüssig, jede Bildkomposition von ausgewogener Ästhetik. Der größte Teil der Handlung spielt in einem luxuriös ausgestatteten Kongresszentrum, dessen moderne Architektur der Pharmaunternehmer bezahlt hat. Danach hat es kaum jemand benutzt. Lola, Iván und Felix tragen ihre Kämpfe also vor grünen Marmorwänden, rotbrauner Mahagoni-Täfelung und vor minimalistischen Glas-Beton-Fassaden aus. Die Suche der Künstlerin nach Wahrheit findet im artifiziellen Nicht-Raum statt.

Cohn und Duprat lassen ihre Figuren vor dieser hochästhetischen Kulisse philosophische Wortgefechte über Ästhetik, über die Macht der Kunst, über Talent und über Kommerz austragen — witzig, böse und hochaktuell.

Der beste Film aller Zeiten (2021)

Eine Komödie über die heftige Rivalität zwischen zwei talentierten Schauspielern mit noch größerem Ego.

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