Lady Chatterley (2006)

Eine Filmkritik von Jörg Landmann

Conny bekommt, was sie will

Constance Chatterley wächst in einer Zeit auf, in der die kulturelle Freiheit des gehobenen Bürgertums, das nicht an Standesetiketten gebunden ist, fast grenzenlos scheint. In den Metropolen geben sich Realismus, Symbolismus und Jugendstil die Klinke in die Hand, der Salonsozialismus erblüht und die Jugend Europas tauscht Kunsteindrücke und Körperflüssigkeiten aus. Doch der Krieg ruft alle zurück auf ihren Platz. Conny heiratet ihren Jugendfreund Clifford Chatterley im Fronturlaub 1917. Ein halbes Jahr später kehrt Clifford für immer an den Rollstuhl gefesselt nach England zurück. Das Paar lebt den Umständen entsprechend glücklich auf dem Familiensitz der Chatterleys. Neben ihrem geistigen Leben mit Clifford sehnt sich Conny nach einem sinnlichen und beginnt eine Affäre mit dem Jagdaufseher des Anwesens Parkin. Als Conny ein Kind möchte muss Clifford akzeptieren, dass sie sich einen Liebhaber nimmt und Conny, das sie neben allen Freiheiten auch Verantwortung für ihren Liebhaber trägt.

Nach dem der Roman von D.H. Lawrence in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund seiner Nüchternheit und Aufrichtigkeit einen legendären Ruf bekam, verkam die Figur der Lady Chatterley in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer anrüchigen Marke des Erotikkinos.

Dank einer hoch sensiblen, epischen Verfilmung durch die Französin Pascale Ferran bekommt die Patchworkfamilie Lady Chatterleys eine neue Chance. Ein ruhiger, ganz in seinen Bildern schwelgender Film, der mit einem mächtigen und reinigenden Frühjahrsgewitter bei der Verleihung der Französischen Filmpreise mit insgesamt fünf Cesars u. a. Bester Film, Beste Hauptdarstellerin, Beste Kamera auf sich aufmerksam machte. Auch bei der Berlinale ergriff und überraschte der Film damit, wie viel Aktuelles im Alten zu entdecken ist.

D.H. Lawrence Roman beginnt mit der Feststellung, dass unser Zeitalter dem Wesen nach tragisch sei und es deshalb keinen Sinn mache über das Tragische nachzudenken. „Wir müssen Leben und Leben heißt Lernen“ sind seine programmatischen Sätze. Lady Chatterley ist eine Frau, die genau hinschaut und lernt, was sie braucht und wie sie es bekommt. Der Film von Pascale Ferran schaut ihr dabei sehr aufmerksam zu. Dadurch schenkt er seinen Zuschauern eine Lady Chatterley, deren klassische Modernität erst heute beim Zuschauer ankommt.
 

Lady Chatterley (2006)

Constance Chatterley wächst in einer Zeit auf, in der die kulturelle Freiheit des gehobenen Bürgertums, das nicht an Standesetiketten gebunden ist, fast grenzenlos scheint.

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Meinungen

Martin Zopick · 29.05.2022

Die beste, weil werkgetreueste Lawrence-Verfilmung, die es bisher gibt - zu Recht mehrfach césarprämiert. Mit großer optischer und sinnlicher Intensität und viel Einfühlungsvermögen werden die drei Grundintentionen der literarischen Vorlage sehr gut in Szene gesetzt: die sexuelle Befreiung der Frau in den zwanziger Jahren, dann die Überwindung der gesellschaftlichen Standesunterschiede und die generelle Stellung von Mann und Frau zueinander. Regisseurin Pascale Ferran gibt ihrer französischen Fassung den Titel Lady Chatterley und der Mann aus den Wäldern. Das ist der Grundkonflikt.
Man sollte aber auch die lawrencesche Betonung des gesunden Lebens in der Natur nicht übersehen. Dazu gehört halt auch eine natürliche Sexualität. Die Atmo spiegelt die des Romans sehr genau wieder, das Ambiente passt und die Sexszenen werden - im Gegensatz zu mach anderem Machwerk - mit wunderbarer Leichtigkeit dargestellt. Das liegt zum Teil auch an den beiden weitgehend unbekannten Protagonisten Marina Hands und Jean-Louis Coulloc’h. Der Zuschauer wird nie zum Voyeur, eher genussreich ins Geschehen mit hineingezogen und nach dem abschließenden, längeren Dialog zum Weiterdenken angeregt.

joe · 16.01.2010

ich will den film in internet sehen

La traviata · 11.12.2007

Ein sehr langsamer Film aber mit unglaublicher Intensität und erotischer Kraft. Die Darstellung der Natur und der Jahreszeiten spielen eine große Rolle in dem Film und wenn man mit Conny durch den Wald geht rascheln die Blätter, knarzen die Bäume, man riecht den Wald und wenn sie eine Lichtung erreicht, ein Geräusch hört und nach dessen Quelle sucht findet das alles in Echtzeit statt. Ich empfand das sehr wohltuend im Zeitalter der schnellen Schnitte und überladenen Filme. Hier lässt man der Handlung und dem Zuschauer Zeit!

Doris · 16.08.2007

Dies war der schönste Film, den ich je gesehen habe! Er hat mich tief berührt und beschäftigt mich immer noch. Bin jetzt auf der Jagd nach der DVD mit deutschen Untertiteln, leider bisher vergeblich.

Jutta · 16.07.2007

Die schönste Literturverfilmung die ich bis jetzt in diesem Jahr gesehen habe. Zum versinken.

· 13.07.2007

Ein traumhafter Film

· 11.07.2007

Startet heute in der Schweiz
Die glücklichen.

Saleé · 02.07.2007

Dieser Film ist wirklich außergewöhnlich schön. Sehr sinnlich und lässt einen nicht los. Werde mich auch um die DVD bemühen.

redakteur aus koeln · 02.07.2007

Das Warten hat ein Ende.
Lady Chatterley soll ab 23. August auch in den Kinos laufen. In der Fassung die ganzen Cesars gewonnen hat. Und wohl auch in Berlin zu sehen war.

britta · 01.07.2007

Sehr sehenswert, seltsam, dass er hier nicht im Kino lief. Die DVD gibt es bei Amazon.fr

· 30.06.2007

Die Arte ausstrhlung war lang aber toll. Aber diesen Film muss man doch im Kino sehen! Wer hat denn da geschlafen?

gast · 26.06.2007

Einer der schönsten und sinnlichsten Filme die ich je gesehen habe.Hätte auch gern die DVD.Wenn ihr die Möglichkeit bekommt, unbedingt ansehen....

· 24.06.2007

Der Film ist sehr beeindruckend!Seitdem ich ihn im tv gesehen habe suche ich die dvd/das video krampfhaft. leider vergeblich!:(

· 18.06.2007

Bisher schönster Film der F-Filmwoche!

C. K. · 11.06.2007

War für mich der schönste Film bei der Berlinale.
Sehr bewegend. Man hatte endlich mal wieder genug Zeit zum Hinsehen und nachdenken.

Der Redaktör · 01.06.2007

Ich glaube, er kommt noch in die Kinos. Wir bleiben dran!

Peter · 01.06.2007

Merkwürdig, dass er in Deutschland nicht ins Kino gekommen ist

Anonymus · 10.05.2023

Ein wunderschöner Film, welcher eine natürlich Liebe zeigt - ohne Pomp.
Die Protagnonisten sind wie unschuldige Kinder.
Dass der Film in prüderischer Anschauung keine gute Noten erhält ist nicht erstaulich!
Wer aber das Schöne, das Natürliche und Unvderdorbene liebt, wird gut bedient mit Lady Chatterley