Doktor Schiwago (2002)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Giacomo Campiottis Version von 2002

Ein hübscher junger Arzt mit edlem, humanistischem Charakter mit einem tragischen Schicksal als früher Waise, der zudem noch Poet ist und vor dem Szenario der sozialpolitischen Wirren der russischen Oktoberrevolution zwischen zwei bezaubernden Frauen hin- und hergerissen wird – das ist der Stoff des erstmals 1957 in Italien erschienenen Romans Doktor Schiwago von Literaturnobelpreisträger Boris Pasternak, der während seines langjährigen Verbots in der Sowjetunion in achtzehn Sprachen übersetzt wurde. Die erste, enorm erfolgreiche Verfilmung der emotionsreichen Geschichte entstand 1965 unter der Regie von David Lean mit illustren Darstellern wie Omar Sharif, Julie Christie, Geraldine Chaplin und Alec Guinness, und im Jahre 2002 wurde der Roman erneut vom italienischen Regisseur Giacomo Campiotti fürs Fernsehen verfilmt. Diese noch um eine knappe halbe Stunde längere Version gibt es nun auf zwei DVDs in einem aufwändig gestalteten Artwork-Digipack mit Goldfolienprägung bei Studiocanal, wobei hier die Schauspieler Keira Knightley, Alexandra Maria Lara, Hans Matheson und Sam Neill die Hauptfiguren des Dramas verkörpern.

Nachdem der selbstgefällige Advokat Victor Komarovsky (Sam Neill) die Finanzen seines Vaters in den Ruin investiert hat und dieser den Freitod wählt, wird der kleine Jurij (Sam MacLintock) bei der Familie Gromyko aufgenommen und wächst gemeinsam mit deren Tochter Tonja (Daniella Byrne) auf, mit welcher ihn eine loyale Zuneigung verbindet. Als junger Mann wählt Jurij (Hans Matheson) trotz seiner passionierten dichterischen Tendenzen den Arztberuf und vermählt sich bald auf Wunsch seiner Pflegeeltern (Celia Imrie, Bill Paterson) mit Tonja (Alexandra Maria Lara), obwohl sein Herz kräftig für die Schülerin Lara (Keira Knightley) schlägt, welcher nunmehr der berüchtigte Anwalt Komarovsky massiv nachstellt. Obwohl Lara später den Revolutionär Antipow (Kris Marshall) heiratet, der während des Ersten Weltkriegs vermisst wird, entspinnt sich eine heftige Liebesaffäre zwischen ihr und Jurij, der sich zunächst verzweifelt gegen seine Empfindungen wehrt und nur ungern seine ahnungsvolle Frau Tonja enttäuschen will, die ihn schließlich durch ihre Rivalin, der sie nach ihrem Umzug in den Ural begegnet, vor die Wahl stellt, entweder ganz oder gar nicht zu ihr zurückzukehren …

Als ausführlich angelegtes Epos der großen Gefühle, der edlen und durchtriebenen Charaktere sowie der drastischen gesellschaftlichen Wandlungen stellt Doktor Schiwago ein erzählerisch dichtes Werk in teils geruhsamer, teils aktionsreicher und detailfreudiger Inszenierung dar, das den Fokus auf die verflochtenen Beziehungen seiner Protagonisten legt, die angesichts der Veränderungen ihrer Lebenswelt um ihre Identität und Position ringen, wobei die Liebe als menschliche Grundkonstante sowie das Begehren als Linderung der Seelenqual die Motive der Helden dominieren. In dieser modernen Interpretation des Stoffes nach dem Drehbuch von Andrew Davies, die Aussagen einschlägiger Fans nach enger am literarischen Original angelehnt ist als David Leans Variante von 1965, die allerdings Kultstatus innehat, werden die Zusammenhänge von persönlichem Schicksal mit dem folgenschweren Ende des Zarenreiches und der Entstehung der Sowjetunion signifikant herausgearbeitet, ohne dass die Liebesgeschichten davon beeinträchtigt werden. Effektvoll und glanzvoll mit einer deftigen Portion Schmerz und Elend gelingt hier die umfangreiche Präsentation eines Klassikers, der auch heute noch die Anhänger schwermütiger Filmkost zu begeistern vermag.
 

Doktor Schiwago (2002)

Ein hübscher junger Arzt mit edlem, humanistischem Charakter mit einem tragischen Schicksal als früher Waise, der zudem noch Poet ist und vor dem Szenario der sozialpolitischen Wirren der russischen Oktoberrevolution zwischen zwei bezaubernden Frauen hin- und hergerissen wird – das ist der Stoff des erstmals 1957 in Italien erschienenen Romans „Doktor Schiwago“ von Literaturnobelpreisträger Boris Pasternak, der während seines langjährigen Verbots in der Sowjetunion in achtzehn Sprachen übersetzt wurde.

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