Die Hölle von Macao (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

"Hart, überraschend und exotisch"

Alle wollten in den 1960er Jahren am James-Bond-Kuchen mitknabbern, auch Produzent Artur Brauner, der, so geht die Sage, fünf Millionen Mark in Die Hölle von Macao steckte. Was er dafür bekam, war ein „exotischer“ Abenteuerfilm, laut Trailer „hart und überraschend“, der viele der Ingredienzen bietet, die die 1960er Jahre so lebenswert machten: ehrliche Faustkämpfe mit Stürzen durch Tische und Türen, Reiseprospekt-Rassismus, unfassbare Mädels mit messerscharfen Kurven, ein geheimnisvoller Schatz, stocksteife Helden in perfekten Anzügen und viel Action, ein bisschen Folter und tödliche Fallen.
Mit anderen Worten: So geht James-Bond-Rip-Off, und eigentlich auch Abenteuer in Rio-Rip-Off, denn die hier vorgetragene Geschichte ähnelt der des Belmondo-Klassikers geradezu frappierend. Robert Stack spielt Cliff Wilder, einen Reporter, der in China an ein Medaillon gerät, in dem sich der Lageplan des Schatzes einer verblichenen Kaiser-Dynastie befindet. Natürlich möchte der Reporter den Schatz finden, genauso wie auch diverse andere Personen, die in den seltensten Fällen etwas Gutes im Schilde führen. Etliche Morde, Schlägereien, Verführungen und Fast-Tode später treffen sich alle Parteien in der Grabkammer einer Pagode.

Wer wird der glückliche Besitzer des Schatzes? Der Reporter? Die Witwe eines verstorbenen Abenteurers (Elke Sommer)? Der korrupte Polizeichef (Werrner Peters)? Gangster Brandon (Christian Marquand)? Oder eine folternde Femme Fatale (Nancy Kwan)? Sie alle wollen an das große Geld und kennen dabei kein Halten. Besonders hervorzuheben sind eine Folterung per Schweißbrenner, die erstaunlich haarig inszeniert ist, die dafür verantwortliche Femme Fatale, die auch noch mit Säure kann und ihrer Berufsbezeichnung wirklich alle Ehre macht, sowie ein Puff, geführt von Madame Vulcano (Marisa Merlini), in dem die asiatischen Mädels alle Gäste wie die Schmeißfliegen anfallen.

Ja, ja, so war das damals, in Hongkong und Macau, wo Die Hölle von Macao spielt und die übliche Mondo-Soße aus lächelnden Nutten und schmierigen Killern anrührt. Diese Vorstellung von Asien, die in den 1960er Jahren in jedem passenden Film auftauchte, mag heutzutage sensiblere Gemüter beleidigen, doch so richtig böse sollte man diesem kruden Klischee-Reigen nicht sein. Dafür macht der Film nämlich zu viel Spaß, in seinem pulpigen Eurospy-Gewand, das erfreulich flott daherkommt, sehr viel Action zeigt und ja auch eine illustre Schar damaliger Stars aufbietet. Besonders gut kommen hier Elke Sommer und Nancy Kwan weg, die beide jedes Bild zum Qualmen bringen, und besonders schlecht ausgerechnet Robert Stack, gegen den selbst Lex Barker wie ein holzloses Gummiband erscheint.

Wie gut deswegen, dass steife Ex-Stars ja irgendwie zum Vergnügen dazugehören – und Vergnügen gibt es hier auf jeden Fall. Regisseur James Hill, ein dezent rumpeliger Handwerker, der so illustre Titel wie The Man from O.R.G.Y. oder Keine Gnade für den Fuchs am Gürtel hat, inszeniert ein knalliges B-Abenteuer der gehobenen Preisklasse, dessen Erstveröffentlichung auf deutscher DVD und Blu-Ray mit exzellenter Bild- und Tonqualität punkten kann. Das dafür verantwortliche Label Filmjuwelen hat darüberhinaus, wie üblich, das originale Artwork eingesetzt und auch noch ein schickes Booklet beigelegt. Weitere Extras sind leider nicht vorhanden.

Die Hölle von Macao (Blu-ray)

Alle wollten in den 1960er Jahren am James-Bond-Kuchen mitknabbern, auch Produzent Artur Brauner, der, so geht die Sage, fünf Millionen Mark in „Die Hölle von Macao“ steckte. Was er dafür bekam, war ein „exotischer“ Abenteuerfilm, laut Trailer „hart und überraschend“, der viele der Ingredienzen bietet, die die 1960er Jahre so lebenswert machten.
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