Special ID (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Identitätskrise

Satte sieben Jahre ist es inzwischen her, seit Donnie Yen das letzte Mal Hiebe in einem betonierten Umfeld verabreicht hat. Nach Flash Point folgte eine lange Liste historischer Martial-Arts-Epen, gekrönt durch die beiden phänomenal erfolgreichen Ip Man-Filme, und erst Special ID führt nun wieder zurück in die Jetztzeit. Das heißt, sofern man ausblenden kann, dass in den letzten Jahren auch ein paar unterirdisch schlechte Dramen und Komödien dabei waren. Donnie Yen ist endlich der Superstar, der er schon immer sein wollte, und nimmt nun anscheinend alles mit, was sein aberwitzig voller Terminkalender hergibt.
Seit SPL hat der Mann in über 20 Filmen mitgespielt, meistens in der Hauptrolle, und war oft auch noch als Actionregisseur am Start. Zu den goldenen Hongkong-Zeiten wäre solch ein Pensum als „praktisch arbeitslos“ abgekanzelt worden, doch jetzt ist das schon eine Hausnummer – die zwangsläufig für schwankende Qualität sorgt. Ganz oben thronen Filme wie Ip Man oder Flash Point, ganz okay sind zum Beispiel Ip Man 2 oder 14 Blades, und ganz unten tummeln sich dann Krepierer wie Dragon Tiger Gate…oder Special ID. Der einfach alles falsch macht, gerne ausgenommen die viel zu spärliche Action.

Bezeichnend für den Film ist seine turbulente Produktion, die unter anderem Donnie Yens Co-Star, Vincent Zhao, verschliss und es bis zum Ende nicht schaffte, dem konfusen bis völlig inkonsequenten Drehbuch einen geradlinigen Drall zu verpassen. Eigentlich könnte man ja meinen, dass eine weitere „Undercover-Cop möchte aussteigen und muss dazu seine eigene Gang aufmischen“-Geschichte ohne Probleme von A nach B schnurren kann, doch hier wird ständig quergeschossen. Ein bisschen Romantik, ein bisschen viel mehr Klamauk, ein bisschen unglaublich schlechtes Drama – Special ID wechselt ständig die Genrehosen und gibt sich dabei so unbeholfen und steif wie nur möglich.

Und dass, wo doch eigentlich sonnenklar ist, dass der Film einen auf toughe Männeraction machen möchte. Oder zumindest einer dieser inspirierten Durcheinanderfilme herauskommen soll, die sowohl Hauptdarsteller Donnie Yen als auch -Stichwort Naked Killer- Regisseur Clarence Fok viele Jahre die Butter aufs Brot gebracht haben. Special ID zeigt im Grunde genommen sehr schön, was die Fans des klassischen Hongkong-Kinos in den letzten Jahren immer wieder entnervt vorspulen ließ. Es fehlt einfach das Herz hier, die manische Energie, der Mut und die Kaltschnäuzigkeit, das mit der Handlung komplett zugunsten des Unterhaltungsaltars zu opfern.

Was stattdessen zu sehen ist, ist erbärmliches inhaltliches Stückwerk, das zu gleichen Teilen generisch, platt und unbeholfen erscheint. Special ID ist einer von den Filmen, die Donnie Yens Arbeitswahn zum Opfer gefallen sind und am besten überhaupt nicht hätten gedreht werden sollen. Scheiß auf die Rewrites, in vier Wochen muss das alles durchgepeitscht sein. Der Hauptdarsteller selbst kriegt sowas ohne Probleme gebacken, denn betonartiges Antischauspiel ist auch in gestresstem Zustand noch drin, doch ansonsten wird’s halt eng. Wenn da nicht die Action wäre, könnte man Special ID ohne Probleme zu den schlechtesten Produktionen seines Jahrgangs zählen.

Aber so: Zum Glück gibt es da eine Autoverfolgungsjagd, die echt klasse ist…und der Endkampf gegen Andy On kracht auch. Und ansonsten steht ein paarmal fiese Mische an, die zwar keineswegs das irreführende Cover rechtfertigt, doch zumindest so viel Ablenkung von dem restlichen Käse bietet, dass hier kein Fan-Exodus stattfindet. Wer unbedingt Donnie Yen in allem sehen muss, kommt hier über die Vorspultaste ans Ziel, doch ansonsten wünscht man dem Mann einfach mal eine längere Pause…verbunden mit inspirierenden Zwangsnachhilfestunden namens Tiger Cage 2 und In the line of duty 4.

Special ID (Blu-ray)

Satte sieben Jahre ist es inzwischen her, seit Donnie Yen das letzte Mal Hiebe in einem betonierten Umfeld verabreicht hat. Nach [b]Flash Point[/b] folgte eine lange Liste historischer Martial-Arts-Epen, gekrönt durch die beiden phänomenal erfolgreichen Ip Man-Filme, und erst [b]Special ID[/b] führt nun wieder zurück in die Jetztzeit.
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