Dating Lanzelot

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Auf der Suche nach dem heiligen Gral der Liebe (und des Sex)

Mal ehrlich: Eine neuzeitliche Entsprechung des gleichnamigen stolzen Ritters der Tafelrunde hat man sich irgendwie ein wenig anders vorgestellt als so — Lanzelot (Peter Weiss) ist Mitte Zwanzig, lebt in Berlin und hatte seit drei Jahren keinen Sex mehr. Weil aber die Liebe (und die Lust) sich irgendwo ihren Weg ins Freie bahnen muss, wird dieser junge Mann von einem Ausschlag am Hals geplagt, was seine Chancen bei der Damenwelt nicht gerade verbessert. Zum Glück aber funktioniert die Anbahnung von Liebesdingen heutzutage ganz anders als damals in den ritterlichen Zeiten, in denen sich sein Namensvetter auf den Spuren der Minne bewegte. Heute sucht man sich seine Partnerin vornehmlich übers Internet. Doch auch hier, wo ausgeklügelte Suchalgorithmen die Chance auf einen Volltreffer erhöhen, ist es gar nicht so leicht die Traumfrau zu finden und deren Herz zu erobern.
Ursprünglich hatte der Berliner Regisseur Oliver Rihs (Schwarze Schafe) die Abenteuer seines Antihelden für das Web konzipiert und dort auch verschiedene Episoden realisiert – wobei es durchaus von Anfang an das Ziel gab, die Netz-Serie anschließend zu einem Kinofilm mit anschließender DVD-Auswertung auszubauen. Ein wenig merkt man dem Endprodukt für die Filmtheater-Leinwand diese Genese auch heute noch an: Der Fokus der Geschichte(n) liegt vor allem auf den einzelnen Episoden, während die Rahmengeschichte, die vor allem aus Gesprächen zwischen Lanzelot und seinem Mitbewohner Milan (Manuel Cortez) besteht, kaum über den Status einer Skizze hinauskommt. Und gerade hier treten auch die darstellerischen Schwächen des Konstruktes deutlich zutage.

Viel witziger sind da dann doch die einzelnen Epsioden, sprich Dates mit den Frauen, deren Neurosen und Macken so überzeichnet sind, dass sich die Eigenheiten des Liebessuchers von der traurigen Gestalt dagegen vergleichsweise harmlos ausnehmen. Was den ungetrübten Genuss dann doch ein klein wenig stört, ist vor allem ein Gedanke, den man während des Filmes nie ganz los wird: Ob nicht vielleicht doch ein Tick zu viel Verachtung und Lächerlichkeit in der Schilderung dieses Reigens von Zicken, Nymphomaninnen, Gestressten, Alleinerziehenden, Verklemmten, Fetischistinnen und anderweitig Gestörten liegt. Andererseits wird dieser leicht misanthrope Zug des Films durch bemerkenswerte Einfälle und sogar einen kleinen Bollywood-Einschub immer wieder abgemildert und mit einem Augenzwinkern versehen.

Dating Lanzelot, so heißt es in der Presseinformation zum Film, sei die erste zeitgemäße und frischfreche Komödie zum Thema Partnersuche im Internet. Zumindest für Deutschland mag dies stimmen, wenngleich Ralf Westhoff mit ilink=7007]Shoppen[/ilink] ebenfalls einen Film über die modernen, wenngleich nicht webbasierten Formen der Beziehungsanbahnung gedreht hat – und ehrlich gesagt auch den unterhaltsameren und stimmigeren. Wenn man so will, liegen die Stärken von Dating Lanzelot nicht unbedingt im klugen Plot, den feinsinnigen Dialogen und der bemerkenswerten Botschaft. Sondern in der lässigen Hingerotztheit, im mittlerweile typischen „Berlin-Style“, der das Metropolen-Motto „Arm, aber sexy“ mit manchmal beinahe aufreizender Penetranz vor sich herträgt. Das ist vor allem für die Berliner Hipster-Bohème interessant und zudem für jene, die nicht sehr viel älter sein dürften als Lanzelot selbst.

Dennoch hat Dating Lanzelot durchaus seine gelungenen Momente bzw. Epsioden, die aber nicht verhindern können, dass man den Film recht schnell wieder vergisst. Was trotz seiner Vorliebe für schräges Personal auch an der schlussendlichen Vorhersehbarkeit der Handlung liegt. Schnell ahnt man, dass das Glück, nach dem Lanzelot sucht, sich natürlich nicht in den Tiefen des Netzes findet, sondern direkt vor seiner Nase. „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“, ist nun wahrlich keine ganz neue Botschaft.

Dating Lanzelot

Mal ehrlich: Eine neuzeitliche Entsprechung des gleichnamigen stolzen Ritters der Tafelrunde hat man sich irgendwie ein wenig anders vorgestellt als so — Lanzelot (Peter Weiss) ist Mitte Zwanzig, lebt in Berlin und hatte seit drei Jahren keinen Sex mehr. Weil aber die Liebe (und die Lust) sich irgendwo ihren Weg ins Freie bahnen muss, wird dieser junge Mann von einem Ausschlag am Hals geplagt, was seine Chancen bei der Damenwelt nicht gerade verbessert.
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Meinungen

donno · 08.09.2012

echt lustig! also, eine frau neben mir hatte einen 3 min. lachkrampf nach der schrankszene... ich habe in letzter zeit selten so gelacht. ist kein film fuer humorlose - eher für leute, die ben stiller humor moegen! geil

Igelterror · 05.09.2012

gestern im freiluftkino cassiopeia gesehen. für mich ein heßer kandidat für die trophäe 'schlechtester film aller zeiten'. die erwartungen waren nach dem berlinfilm 'schwarze schafe' sicher hoch, aber wie kann man derart den sinn für das timing verlieren? der film ist ein einziges hyperaktives overacting, nicht nur seitens der schauspieler, sondern auch in schnitt und drehbuch und allem. na hoffentlich wird's nächstes mal wieder besser.

miss Paula · 30.08.2012

Grossartig