The Unjust

Eine Filmkritik von Lida Bach

The Korean Connection

Das Böse siegt nicht. Es hat längst gewonnen. Der Gejagte kann seinen Verfolgern nicht mehr entkommen. Kühl kalkulierend verhandeln sie über das Leben des Unbewaffneten. Das Urteil vollstreckt ein Schuss. The Unjust des Titels sind die Täter — und sind es gleichzeitig nicht in Seung-Wan Ryoos düsterem Verwirrspiel. Der erste Mord wird von Seiten den Gesetz begangen. Nach dem letzten ist der Titel bedeutungslos geworden. Auf dem Grund der tödlichen Spirale sind alle The Unjust – also Ungerechte.
Das Opfer ist selbst ein Mörder. Davon sind die Polizisten überzeugt, die unter dem Druck von Regierung und Öffentlichkeit eine blutigen Mordserie untersuchen. Nachdem ein Ermittler den Hauptverdächtigen ohne Beweise für dessen Schuld umbringt, muss ein neuer Täter her. Die blutigen Titelworte stehen über einer Filmwelt, in der nur die Skrupellosesten und Korruptesten überleben; ob beruflich oder wortwörtlich, das rückt im Laufe der Handlung immer mehr in den Hintergrund. Meist läuft es für die Protagonisten sowieso auf das Gleiche hinaus.

Ohne Verbindungen zu höheren Stellen hat Detective Choi (Jung-min Hwang) keine Karrierechancen. Stattdessen droht das Fehlverhalten eines Verwandten seine Laufbahn zu vernichten. Nützliche und schädliche Kontakte entscheiden alles in The Unjust. Ist die eigene Moral wertlos, wird auch Korruption akzeptabel. Um den Serienmörderfall abzuschließen, lässt sich Choi von dem Anwalt Joo Yang (Ryoo Seung-Beom) unterstützen. Joo beauftragt den undurchsichtigen „Actor“, bei dem inszenierten Kriminalkomplott mitzuspielen. Ein treffende Wahl – in bitterböser Ironie.

Unerbittlich sind die Protagonisten in ihrer Brutalität und dennoch nur allzu bereit zu Kompromissen. Mit dem Gesetz, der Moral und dem eigenen Gewissen lässt es sich leichter verhandeln als mit Menschen. Seine Vorbilder sucht der Regisseur Seung-wan Ryoo im amerikanischen Action-Kino. Die Cop-Thriller und Rachefilme der letzten Jahre interessieren den Spezialisten für Genre-Klassiker nicht, der in seinen vergangenen Werken die Stereotypen asiatischer Action-Unterhaltung karikierte. In The Unjust orientiert er sich viel eher an den pessimistischen Korruptions- und Verschwörungs-Thrillern der 1970er und frühen 1980er, als Regisseure wie Don Siegel und William Friedkin dem Genre einen kritischen Zynismus verliehen.

Dennoch irritiert Bu-dang-geo-rae, so der Originaltitel, nicht aufgrund seiner kompromisslosen Fatalität. Zu unentschlossen pendelt die verschlungene Handlung zwischen Action-Unterhaltung und sarkastischer Abrechnung mit dem Guten im Menschen.

The Unjust

Das Böse siegt nicht. Es hat längst gewonnen. Der Gejagte kann seinen Verfolgern nicht mehr entkommen. Kühl kalkulierend verhandeln sie über das Leben des Unbewaffneten. Das Urteil vollstreckt ein Schuss. „The Unjust“ des Titels sind die Täter — und sind es gleichzeitig nicht in Seung-Wan Ryoos düsterem Verwirrspiel.
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