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„Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino“ liefert uns die Highlights der fantasievollen Abenteuer von Major Cliff Allister und dessen Crew.

Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino (2003)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Ein Märchen von übermorgen

Die Zukunft – aus der Sicht der Vergangenheit. Es hat einen ganz besonderen Reiz, alte Science-Fiction-Stoffe etliche Jahre nach ihrer Entstehung wieder zu sichten – und mit all den Visionen konfrontiert zu werden, die die Macher:innen zu jener Zeit hatten. Etwa selbstschwebende Skateboards als Fortbewegungsmittel in „Zurück in die Zukunft II“ (1989) – oder Beamen als noch deutlich effektivere Möglichkeit, um von A nach B zu gelangen, im 1966 gestarteten „Star Trek“-Universum.

Auch Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion, die erste deutsche Science-Fiction-Serie, verfügt über diverse spannende Ideen, die einerseits die Kreativität des schöpferischen Teams zeigen – und andererseits viel über die Ära aussagen, in der sie einst zustande kamen. Die Frisuren (beziehungsweise Perücken) der weiblichen Figuren oder der Gesellschaftstanz, der im Starlight-Casino äußerst heiter und passioniert vollführt wird, versprühen herrliche Sixties-Vibes. Schön ist es zudem, wenn die Figuren in diesem futuristischen Setting eine wunderbar altmodische Sprache gebrauchen – wenn zum Beispiel davon die Rede ist, dass mit jemandem „nicht gut Kirschen essen“ sei. Was die Kommunikation über Bildschirme oder den Einsatz von KI betrifft, wurden hier aber durchaus auch Dinge sehr treffend vorhergesehen, die sich bis heute bestätigt haben.

Die Schwarz-Weiß-Serie lief ab dem 17. September 1966 vierzehntäglich zur Hauptsendezeit am Samstag direkt nach der Tagesschau in sieben 60-minütigen Episoden. Mit Einschaltquoten von bis zu 56 Prozent war sie ein absoluter Hit; es gab im Laufe der Dekaden zahlreiche Wiederholungen. Im Sommer 2003 entstand der Film Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino als Zusammenschnitt der Serienfolgen, der Fans und Neueinsteiger:innen allerdings auch ein paar Ergänzungen und Veränderungen bietet.

So taucht etwa zwischendurch immer mal wieder die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich als Nachrichtensprecherin Helma Krap auf, die betont nüchtern Meldungen der Sternenschau verliest. Ein gewitzter Einfall, der perfekt zum Stil dieser entworfenen Welt passt und obendrein dazu dient, Handlungselemente griffig zusammenzufassen und so einen stimmigen Film entstehen zu lassen. Außerdem wurde beispielsweise die Titelmelodie von Peter Thomas, dem Original-Komponisten, neu arrangiert.

Der Rücksturz ins Kino schildert somit in geraffter Form, wie der widerspenstige Major Cliff Allister (Dietmar Schönherr) als Kommandant des „unvorstellbar“ schnellen Raumschiffes Orion zusammen mit seiner Besatzung (verkörpert von Wolfgang Völz, Claus Holm, Friedrich G. Beckhaus und Ursula Lillig) zum Patrouillendienst „am Rande der Unendlichkeit“ strafversetzt wird. Leutnant Tamara Jagellovsk (Eva Pflug), Sicherheitsoffizierin des sogenannten Galaktischen Sicherheitsdienstes, soll das Ganze überwachen. Diese Konstellation führt zu Screwball-artigen Dialogen zwischen Cliff und Tamara, während Bedrohungen aus dem All, vor allem die außerirdischen Frogs, bekämpft werden müssen.

Der Plot ist selbstverständlich eher Nebensache. Die Serie und der Film leben vom Charme der Figuren und von der trickreichen Umsetzung. Die Spezialeffekte sind aufwendig – und doch wird das Geschehen, anders als in vielen aktuellen Genrebeiträgen, nie von den Schauwerten erdrückt. Von den Miniaturmodellen über die Kameraspielereien bis hin zu den schicken (Kunststoff-)Kulissen wirkt alles ausgesprochen liebevoll – und vermag daher auch im Jahre 2023 noch bestens zu unterhalten. Oder anders gesagt: Mit dieser Crew ist wahrlich gut Kirschen essen!

Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino (2003)

Ein Märchen von übermorgen aus der Flimmerkiste von vorgestern: Im Jahr 3000 sind ausgeflippte Gesellschaftstänze Mode, die Damen spazieren in hochtoupierten Perücken umher und die Herren gießen sich nach Feierabend im Starlight-Casino einen Cognac hinter die Binde. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durcheilt der Schnelle Raumkreuzer Orion das Weltall. Der wagemutige Commander Cliff Allister McLane und seine locker-lässige Crew werden wegen ihrer ständigen Eskapaden strafversetzt zum Raumpatrouillendienst, und zu allem Überfluss wird ihnen auch noch eine Aufpasserin vom Galaktischen Sicherheitsdienst auf den Hals geschickt. Im Kampf gegen die außerirdischen Frogs entdeckt McLane sein Faible für die strenge Gouvernante. Er und seine Besatzung sind jetzt die einzige Chance, die die Erde noch hat.

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