New York für Anfänger

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

„Wie ich sie alle nervte...“

Nein, sympathisch ist dieser Kerl nun wirklich nicht. Und nicht einmal sein Loser-Image kann daran etwas ändern: Sidney Young (Simon Pegg) ist ein britischer Journalist, der in London ein kleines Filmmagazin leitet. Nun könnte man meinen (und niemand kann das besser nachvollziehen als der Rezensent), dass ein Filmmagazin an sich ja eine löbliche Sache sei, doch Sidneys Beweggründe sind nicht gerade integer. Er will, so seine Zielsetzung, verdammt noch mal berühmt werden, auf den wichtigen Partys eingeladen sein und dort Frauen abschleppen – von journalistischem Ethos hingegen keine Spur. Ein echtes Herzchen also. Welch Glück, als sich nach einem Affront bei der britischen Filmpreis-Verleihung (BAFTA) die Gelegenheit ergibt, beim amerikanischen Glamourblatt SHARPS anzuheuern. Denn in New York, da ist sich Sydney ganz sicher, erwartet ihn endlich der große Ruhm, der ihm längst schon zusteht und den ihm Großbritannien nicht bieten kann.
Doch welch Wunder: Auch in New York scheitert Sidney vor allem immer wieder an sich selbst und seiner gnadenlosen Selbstüberschätzung. Als er abends in einer Bar auf ganz und gar peinliche Weise versucht, mit einer Blondine (Kirsten Dunst) zu flirten, geht das natürlich jämmerlich in die Hosen. Umso schlimmer, dass sich ausgerechnet diese Frau als seine neue Kollegin Alison Olsen entpuppt, die den „English man in New York“ in die Arbeit einführen soll. Auch der Rest der Belegschaft bei SHARPS macht dem Frischling die Arbeit nicht gerade leicht: Sidneys direkter Vorgesetzter Lawrence Maddox (Danny Huston ist ein intriganter Kerl, der seinem neuen Mitarbeiter hemmungslos alle gute Ideen klaut und sie als die seinen ausgibt. Und der Chefredakteur von SHARPS, der von Sidney hoch verehrte Clayton Harding (herrlich gespielt von Jeff Bridges) ist längst nur noch ein Schatten früherer glanzvollerer Tage. Als der britische Partylöwe schließlich auch noch den Reizen des Stars Sophie Maes (Megan Fox) zu erliegen droht und von deren Presseagentin Eleanor Johnson (Gillian Anderson) ein verführerisches Angebot erhält, seiner Angebeteten ganz nahe zu sein, muss er sich entscheiden – für oder gegen den letzten Funken journalistischen Anstand, den er noch besitzt. Und für oder gegen die einzige Person, die wirklich hinter ihm steht…

Es gibt kaum etwas, das mehr Spaß macht, als anderen Menschen beim Scheitern zuzusehen – dieser uralten Regel der Komödie versucht sich auch Robert B. Weide in seinem Film New York für Anfänger / How to Lose Friends & Alienate People anzunehmen. Basierend auf den Memoiren mit dem deutschen Titel High Snobiety oder Wie ich sie alle nervte des britischen Journalisten Toby Young besitzt der Film einiges an medienkritischem Potential, das aber leider nur teilweise ausgeschöpft wird. Was vor allem an dem Versuch liegen dürfte, dem Stoff noch gleichzeitig die Verspieltheit einer Romantic Comedy zu geben. Zwar wirken Simon Pegg und Kirsten Dunst als Liebespaar wider Willen durchaus stimmig, doch zugleich erinnert man sich an manchen Stellen wehmütig an George Stevens’ unsterblichen Screwball-Klassiker Die Frau, von der man spricht / Woman of the Year (USA 1942) mit Spencer Tracy und Katherine Hepburn als kabbelndem Journalistenpaar zurück und weiß genau – so schön wie damals wird es niemals mehr werden.

Abgesehen davon bietet New York für Anfänger / How to Lose Friends & Alienate People teilweise recht spritzige Komödienkost mit einigen beachtlichen Seitenhieben auf die Oberflächlichkeit der Medienbranche – auch wenn man sich an einigen Stellen noch mehr Mut zu einer rotzfrechen und wirklich subversiven Abrechnung gewünscht hätte.

New York für Anfänger

Nein, sympathisch ist dieser Kerl nun wirklich nicht. Und nicht einmal sein Loser-Image kann daran etwas ändern: Sidney Young (Simon Pegg) ist ein britischer Journalist, der in London ein kleines Filmmagazin leitet.
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