Log Line

Weit über die aufsehenerregende Erzählprämisse hinaus stecken im norwegischen Horrorthriller „Good Boy“ gute, aber final leider unterbelichtete Ideen.

Good Boy (2022)

Eine Filmkritik von Dobrila Kontić

Nach der Hälfte auf den Hund gekommen

Leise sphärische Musik erklingt, warme Sonnenstrahlen fallen in eine luftig-helle Villa, in der der junge hochgewachsene Christian (Gard Løkke) sich sein Mittagessen zubereitet und seinen Hund Frank füttert. Christian schickt sich an, einen ruhigen Tag mit sich selbst zu verbringen. Damit das nicht dauerhaft so bleibt, steuert er eine Dating-App an: Eine blonde 23-jährige Frau namens Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) fällt ihm auf, ihre Tagline verweist augenzwinkernd auf absolute Anspruchslosigkeit. Christian wischt nach rechts und geht mit seinem Hund Gassi, wäscht diesen anschließend und fällt abends ins Bett, zufrieden, dass er ein Match und ein baldiges Date mit Sigrid hat. Nach ein paar Kuscheleinheiten scheucht er Frank aus dem Bett und schläft. Das besonders Verstörende an dieser Eingangssequenz von Good Boy ist nicht unbedingt, dass Frank gar kein Hund, sondern ein erwachsener Mann im zotteligen Hundekostüm ist, sondern wie schnell man sich an seinen Anblick gewöhnt hat. Sein verspieltes und unterwürfiges Gebaren, das durchgehende Hecheln und gelegentliche Bellen wirken so echt wie der beiläufige Umgang seines ‚Herrchens‘ mit ihm.

Natürlich macht diese Erzählprämisse von Good Boy neugierig und weckt zugleich Assoziationen mit dem ‚Pupplay‘-Fetisch aus der BDSM-Szene und der Subkultur der antropomorphe Tiergestalten verehrenden ‚Furries‘. Doch dieser dritte Spielfilm des jungen norwegischen Drehbuchautors und Regisseurs Viljar Bøe (To Freddy, Theodor) lässt zunächst im Dunkeln, wie das Verhältnis zwischen Christian und Frank (Nicolai Narvesen Lied) genau ausgestaltet ist – das soll das Publikum schließlich gemeinsam mit Sigrid erfahren.

Das erste Treffen zwischen Christian und Sigrid beginnt zunächst so seltsam, wie es viele von missglückten Online-Dates kennen dürften: Er erscheint überpünktlich und nervös im Anzug, sie in Jogginghose und mit ordentlicher Verspätung. Sie versucht ihn mit entwaffnender Quirligkeit aus der Reserve zu locken, worauf er als nach eigener Aussage schüchterner und strukturierter Typ nur zögerlich eingeht – doch schließlich kommen die beiden ungleichen jungen Menschen über mehrere Drinks in ein gutes Gespräch und sich eindeutig näher. Sigrid, eine so spontan wie richtungslos erscheinende Frau, kommt mit heim zu Christian, staunt über dessen Villa und verbringt die Nacht mit ihm. Nebenbei erwähnt er, dass er einen Hund hat.

Mit Sigrids bösem Erwachen am nächsten Tag betritt Bøe eine interessante Betrachtungsebene, was individuelle Normalisierungsprozesse und Grenzverschiebungen betrifft: Dass sich Christian einen erwachsenen Mann im Hundekostüm als Haustier hält, ist für Sigrid verständlicherweise zunächst mehr als befremdlich. Doch die unbekümmerte Reaktion ihrer Mitbewohnerin Aurora (Amalie Willoch Njaastad) – „Ansonsten war das Date gut?“ – lassen in Sigrid erste Zweifel aufkommen. Ihre Offenheit steigt zudem, als sie erfährt, dass Christian der Erbe seiner vor Jahren ums Leben gekommenen Millionärseltern ist. Die Parallelen zu Fifty Shades of Grey sind, so hat es Bøe in Interviews verraten, gewollt, der Vorname des Protagonisten bewusst gewählt und Sigrids verblüffende Unreflektiertheit anscheinend auch: Mit wenig Mühe legt sie ihre vermeintliche Engstirnigkeit gegenüber Christians undurchsichtigem Arrangement mit Frank ab, während Good Boy zugleich vermittelt, wie leicht sie zu beeinflussen und manipulieren ist.

Dies alles ist bis hierhin mit leichten schwarzkomödiantischen Untertönen interessant erzählt und lässt hoffen, dass Bøe dieses Spannungsfeld zwischen offensichtlichen Red Flags, der gegenwärtigen Abscheu vor Kink-Shaming und der Notwendigkeit, sich seiner eigenen Grenzen bewusst zu sein, im weiteren Verlauf genauer erkundet. Doch ebendies passiert leider nicht in Good Boy: Als Sigrid sich auf einen Wochenendausflug mit Christian und Frank einlässt, kommen sie und wir nach einem unvermittelten Twist dem Geheimnis hinter dem Hundespielchen auf den Grund und der Plot rast unter Inkaufnahme totaler Abflachung auf drastische Horrormomente zu. Dass diese mitunter recht ungelenk inszeniert sind, ließe sich Good Boy noch verzeihen, wenn die erste Hälfte dieses voller unterbelichteter Ideen strotzenden Thrillers nicht so vielversprechend wäre. So bleibt nur zu hoffen, dass Bøe künftig die Muße und Mittel hat, seine guten Ideen konsequent bis zum Schluss zu verfolgen – es wäre mehr als die flüchtige Aufmerksamkeit wert, die dieser Film lediglich durch seine Erzählprämisse einstreicht.

Good Boy (2022)

Bei einem Tinder-Date lernt Sigrid den attraktiven und zurückhaltenden Christian kennen. Zwischen den beiden funkt es sofort, und schon am ersten Abend geht Sigrid mit zu Christian nachhause. Der wohnt in einer luxuriösen Villa zusammen mit seinem „Hund“ Frank – nur dass Frank alles andere als ein gewöhnlicher Hund ist. Tatsächlich handelt es sich um einen erwachsenen Mann in einem Hundekostüm, der in Christians Haushalt wie ein echter Vierbeiner lebt. Sigrid ist zutiefst schockiert und verwirrt, doch als sie erfährt, dass Christian der alleinige Erbe eines Multimillionärs ist, wirft sie ihre Bedenken wieder über Bord.

Während eines gemeinsamen Wochenendes in Christians abgelegenem Ferienhaus im Wald versucht Sigrid mehr über Franks merkwürdige Situation zu erfahren. Doch bereits am ersten Abend beginnen die Ereignisse eine beängstigende Wendung zu nehmen…

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Kristin Wörn · 13.03.2024

Der Film war eine Qual.... so schlecht das mir die Worte fehlen.
Schauspieler unterirdisch...
Sinnlos....
Das ist Trash von der untersten Sorte.
Tut mir leid, aber mir tut mein Geld leid das dafür ausgegeben wurde.