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In „Die kleine Spinne Lilly Webster“ nimmt uns Katarína Kerekesová mit in die Welt der Protagonistin – und plädiert für ein freundschaftliches Miteinander.

Die kleine Spinne Lilly Webster (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Das Kind verlässt das Netz

Spinnen zählen nicht unbedingt zu den Lieblingstieren der Menschen. Viele ekeln sich vor ihnen oder haben gar große Angst. Der Autor dieser Zeilen möchte sich hier keineswegs ausnehmen. Doch wenn Ratten (in „Ratatouille“) oder Ameisen (in „Das große Krabbeln“) zu liebenswürdigen Filmheld:innen werden können, warum dann nicht auch Spinnen?

Dieses ambitionierte Vorhaben setzt die 1974 in der Slowakei geborene Regisseurin, Drehbuchautorin und Trickfilmzeichnerin Katarína Kerekesová in Die kleine Spinne Lilly Webster um. Das Werk kombiniert Real- und Animationssequenzen. Die Menschen und ihre Umgebung sind real; die titelgebende Protagonistin sowie ihre Familie und Insekten-Nachbarschaft sind animiert.

Die kindliche Lili lebt mit ihrem älteren Goth-Bruder Hugo, ihren Eltern und Großeltern im Maschinenraum eines Aufzugs in einem Mietshaus. Während es insbesondere Lilis Mutter bevorzugt, kein Risiko einzugehen und sich nicht in die Nähe der äußerst bedrohlich anmutenden Menschen zu begeben, ist Lili zunehmend neugierig auf die Welt da draußen – etwa auf den Innenhof, in dem ein nett wirkendes Mädchen oft mit Gleichaltrigen oder allein spielt. Und so verlässt die kleine Spinne immer wieder das familiäre Netz, um Anschluss zu finden.

Der circa 65-minütige Film ist bewusst für die jüngsten Kinozuschauer:innen konzipiert. Die Erzählstruktur ist episodisch; die Handlung gliedert sich in diverse kurze Abenteuer, die Lili erlebt. So geht es etwa um ein geplantes Picknick im Hof, bei dem Lili ihren Drachen steigen lassen will, um einen Ausflug zu einer Fliegenfarm oder um einen Motten-Angel-Trip mit Papa und dem Bruder. Zuweilen bricht dabei das Chaos aus – dennoch ist das Tempo insgesamt weniger hektisch als bei zahlreichen anderen Filmen für Kinder, die nicht selten sehr laut und anstrengend geraten. Hier bleibt stets Zeit für ruhige Momente – und auch den Randfiguren in diesem Kosmos wird Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Toleranzbotschaft wird klar vermittelt – dass eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier möglich und erstrebenswert ist, auch wenn es sich um zwar kleine, aber nicht im klassischen Sinne niedliche Tiere handelt. Überdies zeichnet sich Die kleine Spinne Lilly Webster durch viele originelle Details in der Gestaltung aus. Das Spinnweben-Haus, in dem es sich die Familie von Lili gemütlich gemacht hat, lässt in Zukunft eventuell doch mit einem anderen, milderen Blick auf Spinnennetze im Hausflur oder Keller schauen.

Die kleine Spinne Lilly Webster (2022)

Die kleine Spinne Lili Weber lebt mit ihrem Bruder Hugo, ihren Eltern und Großeltern im Maschinenraum eines Aufzugs. Doch ihre Welt ist viel größer als das familiäre Spinnennetz. Nach vielen Abenteuern steht Lili nun ihr größtes und gefährlichstes bevor: die Begegnung mit einem menschlichen Wesen. Immerhin sind Menschen der Nummer Eins Feind der Spinnen. Kann das überhaupt funktionieren oder ist das Treffen, wie Lilly es immer gelehrt bekam, viel zu gefährlich? Gemeinsam mit dem kleinen Mädchen versucht sie die Unterschiede, die sie trennen, zu überwinden. (Quelle: Der Filmverleih GmbH)

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