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Die beliebteste Sportart der Deutschen wird Thema einer Mockumentary. Das weiß natürlich zu unterhalten, auch wenn „Diamante“ inszenatorisch keine Bäume ausreißt.

Diamante - Fußballgott (2022)

Eine Filmkritik von Johannes Witt

Ein Underdog

Ein Deutscher, der es nie aus der Zweiten Bundesliga geschafft hat, spielt selbst den gestandensten Brasilianern Knoten in die Beine. Ein Fußballspieler, der neben Namen wie Pelé und Garrincha zu einem der wichtigsten Spieler der brasilianischen Fußballgeschichte gewählt wurde. Jahre nach seinem spurlosen Verschwinden aus Deutschland begibt sich sein Bruder auf Spurensuche in Brasilien. Es ist die klassische Geschichte vom Underdog, der es im Leben nie leicht hatte, der sich über Jugendmeisterschaften bis in den Profibereich vorarbeitete.

Eine Geschichte, die zu gut klingt, um wahr zu sein. Die von Georg Nonnenmacher, Ingo Haeb und Karin Berghammer stammende Mockumentary zeigt genau das: Die Absurdität des Fußballsports. Gängige Klischees werden auf die Schippe genommen, aber ohne, dass man sich als Fan des Sports jemals auf die Füße getreten fühlt. Eine Gratwanderung, die sicherlich nicht jedem Film dieses Genres gelingt.

Den erzählerischen Kern, aber auch das Herz des Ganzen bildet die durchaus herzliche und nahegehende Suche nach dem seit Jahrzehnten verschollenen Bruder. Diese führt von dem Dorf Rübenach über Koblenz und Rio de Janeiro sogar bis auf die Färöer-Inseln. Aber auch die verbindende Natur des Sports findet ihren Raum, da sich das Brüderpaar durch ihre Leistungen auf dem Platz die Anerkennung und den Respekt verschafften, der ihnen als Kinder eines ungarischen Artistenpaars, die mit einem Wanderzirkus reisten, zunächst verwehrt blieben.

Inszenatorisch reißt Diamante dabei keine Bäume aus, hält sich an die Konventionen des Genres, scheint sich dabei wenig zu trauen, liegt aber auch nie wirklich falsch. Dafür gelingt die Persiflage des Sportfilms umso besser. Ehemalige Trainer, Mitspieler und Gegner, die sich von der ihnen zugefügten Blamage durch den titelgebenden Helden scheinbar Jahrzehnte später noch nicht erholt haben, kommen zu Wort. Diese sind dabei auch nicht um einige der besten Pointen verlegen, die hier nicht vorweggenommen werden sollen, aber wenn die Zahl der gewonnen Medaillen in Kilo angegeben wird, sorgt das unweigerlich für ein Schmunzeln.

Angenehm ist dabei auch, dass man selbst, wenn man vom Fußball nicht mehr weiß, als dass das Runde ins Eckige muss, nicht am Verständnis des Humors scheitern sollte, auch wenn hier natürlich unweigerlich vor allem Fans des Ballsports angesprochen werden. Diamante transportiert dabei über die gesamte Laufzeit hinweg Charme und gute Laune. Man kann guten Gewissens sagen, dass de Film das Rad der Mockumentary zwar nicht neu erfindet, mit seinen Absurditäten rund um die beliebteste Sportart der Deutschen aber konstant zu überzeugen und zu unterhalten weiß. 

Diamante - Fußballgott (2022)

Was haben ein vermeintlich mittelmässiger deutscher Fußballprofi der 70er Jahre und ein hochverehrter brasilianischer Fußball-Zauberer gemeinsam? Der Koblenzer Vereinswirt und -Platzwart Ferdi Varda  begibt sich auf eine Spurensuche zwischen Rumpelfußball und Jogo Bonito und macht eine erstaunliche Entdeckung.

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