Zwischen Stalinismus und Avantgarde: Geheimtipp Georgisches Kino

  • Taming the Garden (2021) - Trailer

    Die Zähmung der Bäume — Taming the Garden

    Um einen hundert Jahre alten Baum mitsamt der Wurzel umzupflanzen, wird zuerst das Dickicht entfernt und die Erde in seinem Umfeld abgetragen. Dann treibt man dicke Stangen und Rohre in das Erdreich direkt unter ihm, an denen er später hochgehoben und auf monströse Sattelschlepper gesetzt werden kann, die ihn bis zur Küste fahren. Auf dem Weg müssen noch ein paar Bäume am Straßenrand gefällt werden, deren Äste sich sonst zu verfangen drohen. Dann kann der Baum auf eine Fähre geladen und in Richtung seiner neuen Heimat verschifft werden.

    Diese Woche kommt einer der vielleicht schönsten Filme des Jahres in die Kinos, ein Geheimtipp aus dem Programm der letzten Berlinale. Ein sehr reicher Mann, Personalien und Nationalität bleiben im Film ungenannt, sammelt alte Bäume aus der ganzen Welt und lässt sie in seinen Garten verpflanzen. Darunter auch einen riesigen Laubbaum aus einem abgelegenen georgischen Bergdorf. Dieses absurde Unterfangen begleitet Salomé Jashi in ihrem Dokumentarfilm Die Zähmung der Bäume — Taming the Garden in konzentrierten, unkommentierten Bildern, in ungewöhnlichen, gar irritierenden Einstellungen.

    Georgien war 2018 das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Den meisten hatte das kleine, zwischen Europa und Asien eingeklemmte Land zuvor ebenfalls als Geheimtipp gegolten. Inzwischen ist die georgische Literatur dank Autor*Innen wie Nino Haratischwili oder Aka Mortschiladse kaum noch aus den Buchhandlungen wegzudenken. Jetzt ist der Film dran! Georgien verfügt über eine reiche Filmgeschichte ebenso wie eine junge Szene, die es zu entdecken gilt.

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