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Neue Figuren bestimmen den vierten Teil der neugestarteten „Planet der Affen“-Reihe, durch den dennoch der Geist der früheren Hauptfigur Caesar weht. Wuchtiges Abenteuerkino auf technisch hohem Niveau, das allerdings nicht an die emotionale Komplexität des Vorgängers heranreicht.

Planet der Affen: New Kingdom (2024)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Caesars Erbe

Wie die Zeit vergeht! Fast sieben Jahre ist es nun schon her, dass Matt Reeves mit dem geschickt zwischen Actionspektakel, politischer Metaphorik und aufwühlender Heldenreise oszillierenden Science-Fiction-Streifen „Planet der Affen: Survival“ einen gebührenden Abschluss für die 2011 gestartete Reboot-Trilogie des bereits in diversen Verfilmungen aufbereiteten Romanstoffes fand. Primatenanführer Caesar (von Andy Serkis dank Performance-Capture-Technik bravourös zum Leben erweckt) führte sein Volk nach verlustreichen Auseinandersetzungen mit menschlichen Angreifern am Ende in eine neue, sichere Heimat, erlag dort jedoch seinen schweren Verletzungen.

Das vierte Kapitel Planet der Affen: New Kingdom, das Ausgangspunkt einer neuen Trilogie werden soll, spielt, wenig verwunderlich, in derselben dystopischen Welt wie der vorangegangene Dreierpack. Kurz und bündig fasst der Film zu Beginn noch einmal die wichtigsten Geschehnisse der früheren Teile zusammen: Ein zur Bekämpfung der Alzheimererkrankung entwickeltes Medikament ließ damit in Kontakt gekommene Affen intelligenter werden, während es für unsereins zu einer tödlichen Gefahr mutierte und den Großteil der Bevölkerung dahinraffte. Die vom sprechenden Schimpansen Caesar angestrebte friedliche Koexistenz zwischen beiden Spezies torpedierten einige hasserfüllte eigene Artgenoss*innen und diverse brutal agierende Menschen. Zermürbt und von Rachedurst angetrieben, stürzte sich Caesar schließlich in den grimmigen Überlebenskampf von Planet der Affen: Survival.

Die Fortsetzung knüpft zunächst direkt an den Vorgänger an, zeigt die unter wuchtigem Grollen und im Feuerschein ablaufende Bestattungsfeier des einstigen Protagonisten. Von diesem einschneidenden Ereignis springen wir dann, wie es heißt, mehrere Generationen in die Zukunft. Caesars Wirken und sein Tod sind längst Stoff von Legenden, die nur noch manche der inzwischen versprengt lebenden Affengesellschaften kennen. Der junge Schimpanse Noa etwa (im Performance-Capture-Verfahren dargestellt von Owen Teague), Mitglied eines Clans, der Adler zähmt und sie als Jäger einsetzt, weiß wenig über das verlustreiche Ringen seiner Vorfahren. Vielmehr konzentriert er sich darauf, die Anerkennung seines Vaters (Neil Sandilands) zu gewinnen, des von allen verehrten Adlerflüsterers.

Die Begegnung mit einer in der Wildnis umherstreifenden jungen Frau namens Mae (Freya Allan) hat für Noa fatale Folgen. Versehentlich macht er im Anschluss die Handlanger des machthungrigen Affenkönigs Proximus Caesar (Kevin Durand) auf die Behausung seiner Sippe aufmerksam, die schon kurz darauf in Flammen aufgeht. Schlimmer noch: Sein Vater überlebt den Angriff nicht, seine Mutter und seine engsten Vertrauten Soona (Lydia Peckham) und Anaya (Travis Jeffery) werden verschleppt. Sie zu retten, ist fortan Noas Ziel. Auf seiner Reise läuft er, wie soll es anders sein, abermals Mae über den Weg.

Was auffällt und überrascht: Planet der Affen: New Kingdom nimmt seinen Titel durchaus ernst. Fast eine Stunde lang spielen Menschen keine große Rolle, taucht Mae nur als stumme, flüchtige Erscheinung auf. Die bezaubernd, aber auch bedrohlich urwüchsige Landschaft gehört den Primat*innen, die manche zivilisatorische Errungenschaften aufrechterhalten. Unsere Spezies dagegen hat, den tödlichen Nebenwirkungen des Medikaments sei „Dank“, größtenteils die Fähigkeit zur Kommunikation verloren und schlägt sich zerzaust und abgewetzt durchs Unterholz, stets darauf bedacht, im Verborgenen zu bleiben.

Mit seinem Aufbruch betritt Noa gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland. Erstmals verlässt er das heimische Tal, erstmals tritt er in Kontakt mit einem Menschen, und erstmals erfährt er mehr über den legendären Caesar, dessen Andenken der im Mittelteil die Bühne betretende Orang-Utan Raka (Peter Macon) zu konservieren versucht. Eben jener Affe ist die gute Seele des Films, ein Hüter pazifistischer Ideen und noch dazu für einige Humorauflockerungen verantwortlich. 

Planet der Affen: New Kingdom serviert trotz einer stattlichen Laufzeit kurzweiliges Scifi-Abenteuerkino, das sich nicht nur auf große Schlachten fokussiert. Immer wieder gibt es ruhigere Passagen, die Raum für Zwischentöne lassen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der neue Teil der Reboot-Reihe im Vergleich mit Planet der Affen: Survival inhaltlich und emotional weniger komplex daherkommt. Keine Frage, Regisseur Wes Ball (Maze Runner: Die Auserwählten in der Todeszone) und Drehbuchautor Josh Friedman (Avatar: The Way of Water) heben immer wieder dazu an, tiefere Ebenen ihrer Geschichte zu erforschen. Dabei bleibt es jedoch meistens nur bei Stichworten und Hinweisen.

Einer der Punkte, die man stärker hätte beleuchten können, gerade im Hinblick auf unsere von Populist*innen bedrohte Gegenwart, ist das Spiel des Affenkönigs Proximus mit Caesars Erbe. Angeblich fühlt er sich diesem verpflichtet, will es ehren. Tatsächlich missbraucht der Antagonist aber den Namen des früheren Anführers, um eine brutale Unterdrückungsherrschaft durchzusetzen und abzusichern. Reizvoll, allerdings nicht ganz ausgereift wirkt auch die Rolle Maes, die eine eigene Agenda verfolgt und besonders gegen Ende in ambivalentem Licht erscheint. Etwas zu konventionell gerät Noas innere Reise, die sich vor allem darum dreht, die Fußstapfen seines toten Vaters auszufüllen – gerade im Blockbuster-Kino eine Standardformel. 

Erzählerische Defizite hin oder her – atemberaubend sind einmal mehr die visuellen Qualitäten des Films. Fast schon beängstigend, wie realistisch sich Noa und seine Artgenoss*innen am Computer erschaffen lassen. Das Fell sieht täuschend echt aus, nicht zuletzt in Szenen, in denen es komplett durchnässt ist. Anlass zum Staunen liefert ferner die dank Performance-Capture-Technik nuancierte Mimik der Primat*innen, die ganze emotionale Landschaften offenlegt und uns den Tieren mitunter erstaunlich nahebringt. Allein was sich im Gesicht Rakas abspielt, als der Orang-Utan begreift, dass Mae sprechen kann, ist bemerkenswert. Was ebenfalls beeindruckend gelingt: die Verschmelzung imposanter echter Naturkulissen mit digitalen Elementen, erst recht in den teils schwindelerregenden Actionsequenzen. Sollte in den Fortsetzungen der Kampf um die Vorherrschaft und die Beziehung zwischen Affen und Menschen wieder etwas differenzierter ausgelotet werden, kann sich auch die neue Trilogie zu einem Highlight im oft so eintönigen Spektakelkino entwickeln.

Planet der Affen: New Kingdom (2024)

Was, wenn unser Planet von einer anderen Spezies beherrscht wird? „Planet der Affen: New Kingdom“ entführt in eine neue Ära einer der epischten Filmreihen weltweit und in eine radikal veränderte Realität in der die Affen die dominierende, in Harmonie lebende Spezies sind und die Menschen nur noch ein Schattendasein führen. Während ein neuer, tyrannischer Affenanführer sein Imperium aufbaut, begibt sich ein junger Affe auf eine aufregende Reise, die ihn dazu zwingt, alles, was er über die Vergangenheit wusste, in Frage zu stellen und Entscheidungen zu treffen, die nicht nur die Zukunft der Affen, sondern auch die der Menschen bestimmen werden. Aber kann man Menschen überhaupt trauen?

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