World Trade Center (2006)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Patriotisches Erbauungsdrama

Es ist ein Tag wie jeder andere auch. Am Morgen des ungewöhnlichen warmen 11. September des Jahres 2001 frühstücken die beiden Polizisten Will Jimeno (Martin Pena) und John McLoughlin (Nicolas Cage) von der New Yorker Hafenpolizei gemeinsam mit ihren Familien. Ein Sinnbild des Friedens, das an diesem Tag jäh zerstört werden wird, doch das ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Anschließend machen sie sich auf den Weg zur Arbeit. Als die Nachricht eintrifft, dass ein Flugzeug um 8:46 Uhr in den Nordturm des World Trade Centers gekracht ist, gehören Jimeno und McLoughlin zu den ersten Polizisten, die nach Manhattan geschickt werden, um dort die Lage zu sondieren. Noch ist vollkommen unklar, was eigentlich passiert ist, erst als um 9:03 Uhr eine zweite Maschine in den Südturm des WTC fliegt, ist klar, dass es sich hierbei nicht um ein Unglücksfall handelt, sondern um den gewaltigsten Terroranschlag, den Amerika jemals erlebt hat.

Die Polizisten und anderen Einsatzkräfte werden in die Türme geschickt, um Tote und Verletzte zu bergen und nach Möglichkeit das Feuer zu löschen, das durch den Einschlag der Maschinen entstanden ist. Jimeno und McLoughlin befinden sich gerade in der Durchgangshalle, dem „Concourse“, als der erste Turm wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Geistesgegenwärtig retten sich die beiden Helfer in einen Fahrstuhlschacht und überleben so wie ein Wunder den Zusammenbruch und die herumfliegenden Trümmer. Es folgt eine mehr als zwölfstündige Leidenszeit, die die beiden – voneinander getrennt, aber umeinander wissend – wie durch ein Wunder überleben. Was die beiden am Leben erhält, sind vor allem die Gespräche, die die beiden führen, über das Leben und ihre Arbeit, über Träume, Wünsche und Hoffnungen – und natürlich die Liebe ihrer beiden Frauen (Maria Bello und Maggie Gyllenhaal).

Oliver Stones Film über die Anschläge auf das World Trade Center war bereits im Vorfeld mit großer Spannung erwartet worden. Wie würde Amerikas berühmt-berüchtigter Querkopf, der bereits aus dem Tod John F. Kennedys eine Heldengeschichte ganz eigener Art strickte und kritisch mit Richard Nixon ins Gericht ging, das amerikanische Trauma verarbeiten, das seither den Lauf der Welt bestimmt? Die Antwort ist ebenso verblüffend wie enttäuschend. Aus dem unbequemen Saulus ist ein patriotischer Saulus geworden, der alle Register seines unbestreitbaren filmischen Könnens zieht, um der Welt zu zeigen, dass unter dem Eindruck von 9/11 auch er in die geschlossene Front der aufrechten Amerikaner eingerückt ist und die Reihen fest geschlossen hält. World Trade Center ist nichts weiter als ein ins Gigantische aufgeblasenes patriotisches Erbauungsfilmchen, das die Werte der einfachen Amerikaner, deren Mut und Unbezwingbarkeit in den höchsten Tönen lobt. Kritische Distanz und das gewohnte Hinterfragen historischer Fakten bleiben dabei auf der Strecke. Falls noch jemand daran Zweifel hegen sollte, dass Oliver Stone eines Tages die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der USA, erhalten sollte – mit diesem Film hat er sich den Orden redlich verdient. Die Academy of Motion Pictures and Sciences, die alljährlich die Oscars verleiht, möge diesem angenommenen Szenario bitteschön nicht folgen. Aber wir befürchten das Schlimmste…
 

World Trade Center (2006)

Es ist ein Tag wie jeder andere. Am Morgen des 11. September 2001 frühstücken die beiden Polizisten Will Jimeno (Martin Pena) und John McLoughlin (Nicolas Cage) von der New Yorker Hafenpolizei gemeinsam mit ihren Familien.

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Meinungen

Mathilda · 23.01.2007

Ja. Gebe Joe in allen Punkten Recht. Was will usn dieser Film sagen? Dass das alles ganz schrecklich war? Das haben wir ja gesehen. Dem Ereignis nicht würdig und dieses auch unterschätzend, in dieser Form einen Film drüber zu machen.

Joe · 18.10.2006

Den schau ich mir sicher nicht an. Es war klar, dass Hollywood es sich nach "taktvollen" 5 Jahren nicht mehr nehmen lässt, über diese Tragödie auch noch einen Film zu drehen und an ihr noch mal so richtig abzusahnen. Als hätten die Bilder damals nicht schon für sich gesprochen. Egal, wie gewaltig die Bilder in diesem Film sein mögen, sie werden keinen Zuschauer härter treffen als die Reportagen am Tag des Geschehens. Insofern ein völlig überflüssiger Versuch, und pietätlos gegenüber den Angehörigen der Opfer, die es wirklich nicht verdient haben, dass man ihre Misere jetzt zum Gelddrucken verwendet. Ich will nicht sagen, dass man sich mit diesem Tag nicht befassen soll, aber in diesem Fall geht es wirklich nur um's Geld.
Dass auch 5 Jahre danach noch höchste Instanzen in Amerika, jetzt auch die Filmindustrie, dieselbe Story erzählen wie damals, dass immer noch fast niemand kritisch hinterfragt, zu welchem Anteil eigentlich die US-Regierung selbst an der ganzen Sache beteiligt war, spricht um so mehr dafür, dass hier etwas vor der ganzen Welt versteckt wird. Dieser Film soll wohl die Regimekritiker umstimmen und an die niedersten patriotischen Instinkte appellieren, das alles noch einmal aufwühlen, um eventuelle Zweifel zu vernichten und den Hass gegen die vermeintlichen Täter wieder schüren. Eine solche Aufhetzung ist man eigentlich nur vom Nahen Osten gewohnt, also dem "Standard-Feind", und jeder, der sich davon mitreißen lässt, ist genau auf deren Niveau. Bloß nicht fragen, wieso eigentlich so viele Menschen dort so wütend auf "den Westen" sind... aber das ist ja auch nicht Thema dieses Films.
Lassen wir uns also von Amerika bzw. Hollywood noch einmal so verar.... wie schon vor fünf Jahren. Prima! Wer das heute noch glaubt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.

Jay · 13.09.2020

Ey Leute was erwartet ihr Nörgler denn? Eine Reportage ist und soll der Film sicher nicht sein, und irgend einen Part der Katastrophe muss man sich ja rauspicken als Mittelpunkt. Den kompletten Film bzw das Thema im Gesamten darzustellen ist ein Unding, außerdem haben sie sich eben genau etwas rausgepickt, von der sie wissen, dass sie so passiert ist. Was und wie genau alles vorm Einsturz ablief oder so wären Spekulationen und dann wäre der Film nicht mehr wirklich Tatsachengetreu. Aber wenn hier Leute nur nörgeln können oder von wegen langweilig, dann ist das armselig. Macht es doch besser. Das soll kein action Film sein sondern einen Teil der Geschehnisse darstellen. Da ist nicht von Anfang bis Ende Action wie hier manch einer erwartet, es ist kein fictionaler Film, den man mit Action vollstopft, sondern reale Geschehnisse.

· 12.10.2006

ich finde es gut das die den mut haben diesen film über haupt zu drehen also hut ab jungs bin stolz auf euch

ardonis · 05.10.2006

so ein langweiligen film hab ich selten gesehen.
leider nur mittelmässig

Greenie_Boy · 19.09.2006

Ich hab ihn zwar noch nicht gesehen aber ich verspreche mir sehr viel von ihm, nicht nur allein das Nicolas Cage mitspielt.

Rob · 01.10.2006

Zu Rouven:
also das der Film nur von den Polizisten handelt ist ja mit Absicht und auch in den Kurzbeschreibungen so tituliert. Er soll das Schicksal aller anhand der 2 Polizisten darstellen und keine Gesamtreportage darstellen ...

Olivia · 29.09.2006

Ich habe mir den Film gestern abend angesehen, er war sehr gut gemacht, sehr ergreifend. Ich hab geheult wie ein Schloßhund! Also-> guter Film, absolut empfehlensert!!

Rouven · 01.10.2006

Ich hatte mir sehr viel mehr von dem Film vorgestellt und wurde sehr entäuscht. Der Film ist Emotionsvoll, aber alles in Verbindung mit dem WTC ist mit Emotionen verbunden. Vor den Einstürzen hätte mehr kommen sollen. Der ganze Film handelt nur über 2 Polizisten und die vielen Opfer geraten in diesen Film in Vergessenheit.