City of McFarland

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Lauft Jungs, lauft!

Permanent graben US-Filmstudios Erfolgsstorys aus dem Leistungssport aus, um sie nach dem Motto „verspottete Underdogs gegen den Rest der Welt“ aufzubereiten. Besonders das Haus der Maus konzentriert sich bei seinen wenigen kleineren Projekten fast nur noch auf ungewöhnliche Sportarten, wobei diese Werke meistens nur in Amerika auffallen, international jedoch ohne große Publicity vermarktet werden. Wenn City of McFarland mit Niki Caro eine angesehene Regisseurin und dem Cross Country-Lauf eine ausgefallene Disziplin vorweisen kann, durfte man trotzdem gespannt sein. Nach ihrem internationalen Durchbruch mit Whale Rider (2002) konnte die Neuseeländerin in Amerika bislang nur drei Filme verwirklichen.
Aufgrund seiner rabiaten Methoden eckt Football-Coach Jim White (Kevin Costner) regelmäßig an. Als er aus Motivationsgründen einen Spieler tätlich angreift, wird er 1987 kurzerhand nach McFarland in Kalifornien versetzt. Seiner Frau Cheryl (Maria Bello) sowie ihren pubertierenden Töchtern Julie (Morgan Saylor) und Jamie (Elsie Fisher) gefällt dieser Umzug keineswegs. Da sich ihre neue Heimat als eine der ärmsten US-Städte entpuppt, glauben sich die Mädchen fast schon nach Mexiko verpflanzt. Neben Verständigungsschwierigkeiten mit der überwiegend spanischsprachigen Bevölkerung entflammt in Whites neuem Job rasch eine Meinungsverschiedenheit mit seinem Co-Trainer. Kurzerhand wird der High School-Lehrer erneut seines Amtes enthoben.

So schnell will White allerdings nicht aufgeben. Bei einigen seiner Schüler, die oft anstatt des Unterrichts auf Verlangen ihrer Eltern als Pflücker auf die Felder geschickt werden, fallen ihm Lauftalent und Ausdauer auf. Bald reift in White der Gedanke, eine Sprintermannschaft aufzubauen. Sowohl bei seinen Vorgesetzten als auch bei einigen Schülern beißt er zunächst auf Granit. Ebenso lassen sich manche Eltern nur durch persönliche Kontakte überzeugen. Als White die notwendigen sieben Athleten für ein Team versammelt hat, stellen sich ihre sportlichen Erfolge bei der anstehenden Meisterschaft keineswegs über Nacht ein. Zugleich fühlen sich seine Töchter von dem häufig abwesenden Vater vernachlässigt.

Bausteine und Botschaft der vorhersehbaren Story erweisen sich als recht vertraut: Um der Armut und knochenharten Feldarbeit, die White am eigenen Leib erfährt, entkommen zu können, benötigt es auf Dauer Zuversicht, Disziplin und Zusammenhalt. So wie sich der von allen als „Blanco“ verspottete Pädagoge erst langsam die Anerkennung von Bevölkerung und Vorgesetzten verdienen muss, können sich die Hispano-Jungen mitunter nur schwer gegen die Erwartungen ihrer Eltern durchsetzen. In dem mit über zwei Stunden etwas zu langen Sportlerdrama verbinden sich somit Coming-of-Age-, Generationskonflikt-, Selbstfindungs- und Culture Clash-Motive.

Obwohl in der Endsequenz unter Nennung ihrer sportlichen Rekorde (neun Landestitel in 14 Jahren) der wahre Coach und seine siebenköpfige Erfolgstruppe auftauchen, führen häufig die Hollywoodkonventionen das Zepter. Es beginnt mit dem Umstand, dass Jim White keineswegs gegen seinen Willen nach McFarland versetzt wurde, sondern die Familie schon seit den Sechzigern dort lebt. Wenn Whites bester Athlet nach einem Streit mit seinem strengen Vater suizidgefährdet auf einer Autobahnbrücke kauert, fährt natürlich gerade sein Ersatzvater nach einem eigenen Familienzwist vorbei.

Auf der anderen Seite besitzen die Dialoge der drei Autoren genügend Witz, um kleine Sentimentalitäten und Patriotismus wieder aufzufangen. Die Charaktere wurden glaubwürdig angelegt, wobei ihr sozialer Hintergrund beiläufig mit einfließt. Niki Caro beweist einen Blick für gruppendynamische und ethnische Probleme, ohne in aufdringlichen Kitsch verfallen zu müssen oder das angerissene Thema Bandenkriminalität auszubeuten. Auch aufgrund der professionellen, atmosphärischen Scopefotografie gelang ihr mit City of McFarland ein sympathisches Feel-Good-Movie, das sich trotz aller Klischees positiv von der Masse abhebt.

City of McFarland

Permanent graben US-Filmstudios Erfolgsstorys aus dem Leistungssport aus, um sie nach dem Motto „verspottete Underdogs gegen den Rest der Welt“ aufzubereiten. Besonders das Haus der Maus konzentriert sich bei seinen wenigen kleineren Projekten fast nur noch auf ungewöhnliche Sportarten, wobei diese Werke meistens nur in Amerika auffallen, international jedoch ohne große Publicity vermarktet werden.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen