Mein Kind vom Mars

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Witwer adoptiert Außenseiterkind

Der Science-Fiction-Autor David Gordon (John Cusack) ist beruflich erfolgreich, aber einsam. Als Witwer einer kinderlosen Ehe wünscht er sich nichts sehnlicher als einen Sohn, der ihm in seinem großen Haus mit Pool ein wenig Gesellschaft leistet. Einfach macht er es sich nicht gerade, wenn er sich entscheidet, einen sechsjährigen Jungen zu adoptieren, der behauptet, vom Mars zu stammen. Der kleine Dennis (Bobby Coleman) lebt wie ein Alien völlig abgeschottet unter den anderen Kindern – eine wahre Herausforderung für den frisch gebackenen Stiefvater.
So in etwa kann man den Inhalt von Menno Meyjes’ neuem Film zusammenfassen, der auf einer Kurzgeschichte des Science-Fiction-Autors David Gerrold basiert. Der niederländische Regisseur und Drehbuchautor debütierte 2002 mit dem im Ersten Weltkrieg spielenden Film Max, der von der Freundschaft zwischen einem jüdischen Kunsthändler und dem jungen Adolf Hitler handelt. Mein Kind vom Mars / The Martian Child ist seine vierte Regiearbeit und erneut arbeitet er wieder mit dem brillanten John Cusack in der Hauptrolle zusammen.

John Cusack als Adoptivvater trägt den ganzen Film, seine teilweise tolpatschige, unbedarfte Art, ein Kind groß zu ziehen, sorgt für reichlich Komik. Auch der zehnjährige Bobby Coleman in der Rolle des kleinen Dennis, seiner ersten Hauptrolle, macht einen guten Job. Er verkörpert ein neurotisches kleines Biest, das jeden noch so ambitionierten Eltern anhaltende Albträume verursachen würde. Nicht nur, weil er sich von den anderen Kindern absondert und sich als Marsmensch für etwas ganz Besonderes hält, sondern weil er auch ein leidenschaftlicher Kleptomane ist, der sich gern die Sachen anderer zu seinen eigenen macht und dafür von der Schule geschmissen wird.

John Cusack, der von Anfang an als Wunschkanditat für die Rolle des Vaters vorgesehen war, spielt einen Helden. Er verkörpert ein regelrechtes Rollenmodell, nicht nur für allein erziehende Väter oder Mütter, sondern für Eltern überhaupt. Der Wille als Eltern, alles richtig zu machen, nur nicht die Geduld zu verlieren und am Ende stolz auf kleine Erfolgserlebnisse zu sein – genau das ist die Essenz des Films. Dass dabei etliche Hürden zu überwinden und steinige Wege zu begehen sind, gehört zum Leben wie zu einem runden Film aus der Schmiede eines großen Hollywood-Studios eben dazu. Ein Happy End ist Pflichtprogramm, denn einen Feel Good Movie verlässt man dann eben auch mit einem wohligen Gefühl.

In Nebenrollen sind Amanda Peet als beste Freundin Harlee von David Gordon und Joan Cusack als Gordons Schwester Liz zu sehen, was sie ja in Wirklichkeit auch ist. Zwischen Harlee und David Gordon entspannt sich eine zaghafte Liebesbeziehung, der aber nicht wirklich viel Bedeutung beigemessen wird. Sie dient eher als Unterstützung des Zwei-Männer-Haushalts und ist immer dann zur Stelle, wenn’s mal wieder brenzlig wird. Liz ist die überforderte Mutter zweier Kinder, die in Sachen Erziehung eigentlich alles das falsch macht, was es falsch zu machen zu gilt.

Alles in allem ist die Performance der Schauspieler großartig, die Story aber ziemlich banal. Ein bisschen mehr Originalität hätte man sich schon gewünscht. Dabei hat Meyes unter anderen mit Steven Spielberg zusammengearbeitet und für ihn mit anderen Autoren das Drehbuch zu Indiana Jones and the Last Crusade (1989) geschrieben. Wenn man bedenkt, dass Spielberg E.T.: The Extra-Terrestrial (1982) gedreht hat, einen wirklich grandiosen Kinder-Fantasy-Film, dann wird klar, welche Chance bei Mein Kind vom Mars / The Martian Child verpasst wurde und was es für ein richtig guter, origineller Film hätte werden können.

Mein Kind vom Mars

Der Science-Fiction-Autor David Gordon (John Cusack) ist beruflich erfolgreich, aber einsam. Als Witwer einer kinderlosen Ehe wünscht er sich nichts sehnlicher als einen Sohn, der ihm in seinem großen Haus mit Pool ein wenig Gesellschaft leistet.
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