Jersey Devil

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Ist Realität nur eine Missbildung eigener Wahrnehmung?

Darren Lynn Bousman fühlt sich im Horror-Genre daheim, versucht dabei aber immer wieder, originelle Ansätze zu finden. So wie mit seinem prätentiösen Repo! The Genetic Opera und nun auch mit Jersey Devil, der kein Monsterfilm mit einer dysfunktionalen Familie ist, sondern vielmehr ein Drama um eine dysfunktionale Familie darstellt, in der es eben auch ein Monster gibt – wobei lange unklar ist, wer oder was dieses Monster wirklich ist.
Der Legende nach treibt sich in den Wäldern New Jerseys ein Monster herum: der Jersey Devil. Er ist so etwas wie Bigfoot; viele wollen ihn gesehen haben — seine Existenz beweisen konnte jedoch niemand. Richard fährt mit seiner Familie in die Barrens, eine Waldgegend, in der sie campen wollen. Einerseits, weil er hofft, dass das seine Familie zusammenbringen könnte, andererseits, weil er an einem Ort, an dem er früher mit seinem Vater oft war, dessen Asche verstreuen will. Doch je tiefer Richard und seine Familie in den Wald vordringen, desto unwirklicher wird alles. Schon bald ist Richard überzeugt, dass der Jersey Devil hinter ihnen her ist. Oder bildet er sich das nur ein?

Bousman, der seine Drehbücher selbst verfasst, fragt sich immer, ob die Geschichte auch ohne das Gimmick funktioniert, also ob Repo! ohne die Musik als Geschichte über gleiche Kraft verfügt oder ob Jersey Devil auch ohne Monster überzeugen kann. Er kann es. Das Monster in diesem Film ist nicht so leicht zu bestimmen. Der Jersey Devil ist es – und dann auch wieder nicht. Denn langsam und schleichend zeigt Bousman den geistigen Verfall seiner Hauptfigur und lässt den Zuschauer rätseln, was in dieser Geschichte überhaupt noch real ist.

Jersey Devil ist psychologischer Horror. Er setzt nicht auf Gore, auch wenn Bousman nicht davor zurückschreckt, menschliche und tierische Opfer der legendären Kreatur zu zeigen. Das Monster selbst wird immer nur angedeutet oder sehr kurz gezeigt. Man erkennt genug, um die Phantasie den Rest erledigen zu lassen. Der Jersey Devil ist eine Bereicherung dieses Films, ist aber nicht sein Rückgrat. Das stellt Stephen Moyer (True Blood) dar, dessen Darstellung an Jack Nicholson in The Shining erinnert – nur dass Moyers Figur nicht vom ersten Moment an wahnsinnig erscheint, sondern einen beeindruckenden mentalen Zersetzungsprozess durchläuft.

Etwas in Moyers Figur ist zerbrochen, das ist schon früh erkennbar, aber erst im Verlauf des Films merkt man, wie tiefenwirksam dieser Bruch in seinem Leben ist. So wie er sich verändert, wandelt sich auch der Film, wird von Moment zu Moment düsterer und bietet keinen Moment der Erholung. Wo andere Geschichten die Spannung vielleicht durch einen Witz brechen wollen, folgt Bousman seiner Vision kompromisslos bis zum tragischen Finale, in dem alles plötzlich schrecklichen Sinn ergibt.

Jersey Devil

Regisseur Darren Lynn Bousman ist bekannt für seine „SAW“-Filme. Mit „The Barrens“ widmete er sich erneut einem Horrorfilm: Ein Vater nimmt seine Familie mit in den Campingurlaub. Plötzlich wird er von dunklen Visionen heimgesucht, dass das legendäre Monster des New Jersey Waldes, der „Jersey Teufel“ Jagd auf sie macht.
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