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Ein von sich selbst überzeugter junger Gänserich mit verletztem Flügel muss sich mit 2 Entenküken im Schlepptau auf eine Wanderung gen Süden begeben. Vor lauter Action und Geschnatter findet er kaum Muße, die Schönheit der chinesischen Landschaft zu genießen.

Gans im Glück (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ein Junggeselle, zur Mama auserkoren

Um eine neue Animationskomödie auf den Markt zu bringen, braucht es nicht unbedingt auch eine neue Idee. Oft genügt es, eine Geschichte nach dem immer gleichen, angeblich pädagogisch wertvollen Muster der Verwandlung eines egoistischen Charakters in einen verantwortungsvollen Teamplayer zu stricken. Der Egoist in der amerikanisch-chinesischen Koproduktion Gans im Glück ist der junge Gänserich Peng. Er stört die Übungsflüge des Gänsescharanführers Bing, verlangt statt einer V-Formation endlich mal einen anderen Buchstaben zu fliegen oder gar ein Hashtag. Bevor er sich‘s versieht, ist die Schar bald darauf bereits Richtung Winterquartier aufgebrochen und er steht allein da — mit 2 Entenküken, die ebenfalls ihre Gruppe verloren haben.

Das dicke Entenbaby Lucky hält Peng gar für seine Mama. Luckys 16 Tage junge und bereits sehr altkluge Schwester Lissy erklärt Peng, dass es sich um Prägung handelt. Das ungleiche Trio muss sich nun zu Fuß auf den Weg machen und versuchen, die anderen wiederzufinden. Denn zu allem Überfluss hat sich Peng auch noch einen Flügel gebrochen. Der dicke Wildkater Stanley verfolgt den Gänserich beharrlich, weil er die kleinen Enten verspeisen will.

Die Odyssee bietet eine Menge reizvoller Motive für rasante Action, beispielsweise eine Fahrt auf dem Fahrrad oder eine Rutschpartie auf einer Bewässerungsanlage für die Reisterrassen. Die Handlung spielt nämlich in China, was sie mit einer teilweise ausgefallenen Atmosphäre versorgt. Das ändert aber nichts an ihrer globalen inhaltlichen Kompatibilität. So kommen auch 2 Kraniche vor, weil diese Tiere in der chinesischen Kultur von hoher symbolischer Bedeutung sind. Aber dieses Männerduo, der in der Synchronfassung von Christian Tramitz mit österreichischem Akzent gesprochene Gustl und sein Freund Franzl, ergeht sich in schnöseligen Beobachterkommentaren, die in jeder westlichen Gesellschaft vorstellbar sind.

Das Regiedebüt des Animationsspezialisten Christopher Jenkins, der auch als Drehbuchautor von Könige der Wellen bekannt wurde, wirkt wie der Versuch, mit einem westlichen Unterhaltungsprodukt asiatische Absatzmärkte zu erschließen. Die turbulente Action, der Slapstick, die kindgerechten Furz- und Ekelwitze, die farbenfrohe Animation mit dem Blick für schöne Landschaften funktionieren. Aber der Film wirkt billig, als hätten sich seine Macher bewusst entschieden, die Geschichte unter Wert zu verkaufen. Die optische Figurenzeichnung wartet einerseits mit dem beeindruckend furchterregenden Wildkater auf, andererseits aber mit einem Hauptcharakter, dem sein dicker Gänseschnabel wenig Spielraum für Mimik bietet. Peng mag noch so frech drauflos plappern, es fällt trotzdem schwer, ihn sich als Typus vorzustellen.

Richtig billig aber wirken zwei andere Eigenschaften des Films. Zum einen herrscht fast nie Ruhe, weil die Charaktere so viel Wichtiges zu sagen haben und auch noch ein paar englische Popsongs untergebracht werden müssen. Es soll sich nur ja niemand auch nur eine Sekunde langweilen – oder zur Besinnung kommen. Zum anderen sind die Dialoge sprachlich, zumindest in der deutscher Synchronfassung, abschreckend auf cool und ironisch getrimmt.

Viele Wörter und Anspielungen werden von Kindern gar nicht erst verstanden. Lissy bietet Peng Paroli, als wäre sie erwachsen, und wirft ihm beispielsweise „Kindeswohlgefährdung“ vor. Peng macht sich über Larry, die Schildkröte, die ihm ins Gewissen redet, lustig: „Toll, Lebensberatung von ‘nem sprechenden Stein!“ Larry bleibt bis zum Schluss der Dumme, weil er ja so langsam ist, haha … Was diesem Film in auffallender Weise fehlt, ist eine kindliche Niedlichkeit seiner Figuren, ein liebevoller Umgang mit ihnen. Ein hastiges, rastloses Tempo sorgt auch für manch holprigen Schnitt. Ungenießbar ist das Gesamtprodukt deswegen noch lange nicht, aber das Vergnügen hält sich in Grenzen.

Gans im Glück (2018)

Der Gänserich Peng ist ein Einzelgänger. Plötzlich muss er sich jedoch um die zwei verwaisten Entlein Chi und Chao kümmern, nachdem er diese vor einem Katzenangriff gerettet hat. Bald stößt noch die Schildkröte Larry zu der neuen (Ersatz-)Familie.

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Meinungen

Erika Lechner · 10.08.2018

Gestern gesehen mit zwei Kindern, 5 + 7 Jahre alt, die Kinder haben noch nicht mal die Hälfte verstanden, wurden bald unruhig und haben auf das Filmende gewartet. Ich empfand den Film genauso wie in der Kritik geschildert, billig hingerotzt und nichts besonderes. Für ältere langweilig, und für Kleine unverständlich.